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Täglicher Kommentar der apano-Fondsberater - 16. November 2023

Veröffentlicht am 16.11.2023, 14:25
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Ein Bloomberg-Artikel ermittelte gestern die Treiber der Rallye vom Dienstag und stellte fest, dass es insbesondere die Branchen und Titel waren, die zuvor am stärksten leer verkauft worden waren. Der von Goldman Sachs (NYSE:GS) erfasste Index der „most-shorted stocks“  haussierte in der Spitze um 6,8%, während der S&P 500 „lediglich“´+2% verbuchte. Das stützt meine gestrige These, dass Short-Coverings, also das Schließen dieser Positionen, für den Großteil des Kurssprungs verantwortlich war. Abgebremst setzte sich dies auch gestern noch fort, Russell 2000 und der Sektor Clean Energy (NASDAQ:ICLN) beispielsweise liefen erneut besser als der breite Markt. Freilich kehrte im Sitzungsverlauf breite Ernüchterung ein, was am Wiederanstieg der Renditen lag und an schwachen US-Wirtschaftsdaten. So sind die Einzelhandelsumsätze im Oktober um 0,1% gefallen. Das ist zwar begründbar mit dem kräftigen Rückgang der Energiepreise – so musste z.B. an Tankstellen weniger bezahlt werden – aber die Statistik zeigt, dass mehr ausgegeben wurde in Restaurants und Lebensmittelläden. Das lässt vermuten, dass sonstige Ausgaben u.a. für langlebige Güter eher zögerlich getätigt wurden. Das wiederum ist ein Indiz, dass der relativ moderate Lohnanstieg und der nicht mehr so heiße Arbeitsmarkt die Bürger in ihrer Kaufbereitschaft abbremst. Zudem sind auch Preiserhöhungen nicht mehr so einfach durchsetzbar: auf Produzentenebene fielen diese um 0,5% zum Vormonat, erwartet war +0,1%. Beide Resultate lassen vermuten, dass die Gewinne zögerlicher sprudeln könnten. Wie schon gestern gesagt: Aktienkurse fast auf Allzeithochs sind am Rande einer globalen Rezession bei zugleich wettbewerbsfähigen Zinsen nur schwer zu rechtfertigen.

Wichtige neue Fantasie für die Märkte hätte hier das Treffen von Joe Biden mit Xi Jinping einhauchen können. Es verlief wohl recht harmonisch, freilich ließ sich der US-Präsident auf eine Journalistenfrage hin zu einer undiplomatischen Aussage verleiten, was die gute Stimmung am Ende doch wieder eintrübte. Für die Investoren noch störender war jedoch, dass die für Anleger direkt relevante Themen wie US-Beschränkungen auf Mikrochips, Strafzölle und Taiwan nicht auf der Agenda des vierstündigen Meetings standen. Deshalb reagierten die Börsianer in Festlandchina und Hongkong heute früh mit Abgaben. Die Indizes verloren 1-2%. Vermutlich ist trotzdem aber nur ein Teil des Rückgangs auf konkrete Enttäuschung zurück zu führen. Eine andere Meldung dürfte genauso negativ belastet haben: die Neubaupreise sind im Oktober erneut gefallen - um 0,4%. Gebrauchtimmobilien sind im Schnitt nun 3,5% billiger als Ende 2019. Last but not least hat zum Kursrückgang auch das Schwergewicht Xiaomi (HK:1810) (-7%) beigetragen. Eine Kurzvorstellung des im Frühjahr 2024 auf den Markt kommenden ersten Elektroautos des Smartphone-Bauers stieß nur auf verhaltenes Echo. Zeitgleich verkündete Xpeng (NYSE:XPEV), dass die Verluste im umkämpften Markt in Q3 gestiegen seien. Das chinesische EV-Unternehmen gilt als größter heimischer Konkurrent für Tesla (NASDAQ:TSLA).       

Europa konsolidiert in Anbetracht der negativen Vorgaben – neben China notieren auch die US-Börsen (ETR:SXR4) tiefer als gestern zu Xetraschluss. Eine Stütze bietet der Rentenmarkt: die Kurse der relevanten 10y US-Staatsanleihen steigen wieder etwas, weshalb deren Rendite ihren gestrigen erneuten Ausflug über die 4,5%-Marke wieder beendet hat. Zum andern kommen die Zahlen von Siemens (ETR:SIEGn) sehr gut an, was den Sektor „Industrials“ beflügelt. Außerdem ist der Sektor „Versorger“ gefragt. Auf der Gegenseite reiht sich Burberry (LON:BRBY) (-9%) in die Reihe der Luxusgüterhersteller ein, die einen verhaltenen Ausblick für Q4 geben. Extrem unter Druck steht heute früh Hellofresh (ETR:HFGG) (-23%). Das US-Geschäft bleibt herausfordernd. Die beiden Aktien belasten die Sektoren „Einzelhandel“ und „Gebrauchsgüter“.  Schwach performt auch der Sektor „Energie“.

Heute Nachmittag relevant werden der US-Jobbericht und der Philadelphia-FED Index.

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