Nvidias Zahlenwerk fiel noch besser aus als erwartet. Dennoch gibt es kleinere Gewinnmitnahmen, was daran liegt, dass die Kurve des Gewinnanstiegs etwas flacher geworden ist. Das wiederum ist eine natürliche Folge und der Preis der immer höheren Vergleichswerte der Vorsaisons. Der Ausblick für das laufende Quartal wurde nach oben angehoben, die Nachfrage sei „unglaublich“. Das Unternehmen erwartet für Q4 einen Umsatz von 35,7 Mrd USD. Dieser Wert liegt oberhalb der offiziellen Analystenschätzungen (37,1 Mrd), bedeutet aber ein Wachstum im Vorjahresvergleich von „nur noch“ 70%. Im Vergleichsraum des Vorjahres lag dieser Zuwachs bei +265%. Deshalb merken Marktbeobachter an, dass sich einige Anleger wohl noch stärkeren Optimismus erhofft hätten. Insgesamt hat sich der US-Markt gestern recht freundlich präsentiert, der gleichgewichtete S&P 500 ETF liegt aktuell 0,5% höher als gestern zum Xetra-Schluss.
Europas Börsen gelang es entgegen der vergangenen Tage heute früh noch nicht einmal, diese positive US-Vorgabe für das Eröffnungsgeschäft zu nutzen: die Indizes starteten nur knapp behauptet und drifteten dann direkt weiter ab. Der STXE 600 verliert aktuell 0,3%. Die Sektoren Basisrohstoffe und Versicherungen halten sich einigermaßen stabil, tief im Minus hingegen Einzelhandel und Automobile. Die insgesamt verkorkste Berichtssaison trägt zu dieser lustlosen Performance ebenso bei wie das Einpreisen des wieder gestiegenen geopolitischen Risikos. Konkret für schlechte Laune sorgt heute früh die magere Gewinnprognose von JD Sports. Das ist ein britischer Modehändler, der u.a. als wichtiger Vertriebskanal für Adidas (ETR:ADSGN) und Nike (NYSE:NKE) agiert. Die Aktie verliert 13%. Der Luxusgüterhersteller Kering (EPA:PRTP) notiert am Ende des ESX 50 und markiert aktuell ein neues Mehrjahrestief. Das Automobilkonglomerat Stellantis (NYSE:STLA) nähert sich seinem Jahresschlusskurs von 2022 und auch ASML (AS:ASML) notiert auf Jahrestief. Breit angelegte Tristesse also, die symptomatisch dafür ist, wie Europas Firmen ins Abseits gedrängt werden von den beiden brummenden Kontrahenten USA und Fernost. Es wird höchste Zeit, dass die siechende, heimische Nachfrage wieder steigt – wobei der Geldpolitik der EZB enge Fesseln angelegt sind wegen der unverändert zu hohen Inflation, insbesondere in direkter Folge von teils extrem hohen Lohnabschlüssen im Frühjahr. Symptomatisch für die schwelende Krise: das Statistische Bundesamt meldete vorhin, dass in Deutschland die Zahl der beantragten Regelinsolventen im Oktober um 23% gestiegen ist im Vergleich zu Oktober 2023. Der DIHK geht nun von deutlich über 20.000 Firmenpleiten in D im laufenden Jahr aus und bezeichnet die Entwicklung als „bedenklich“.
Der unrealistische Über-Optimismus in Bezug auf Nvidia (NASDAQ:NVDA) führte heute früh in Fernost bei dessen Zulieferern wie z.B. TSMC (NYSE:TSM), Advantest Corp und Foxconn (TW:2354) zu Abgaben der Investoren. Die Indizes im Pazifikraum gaben überwiegend leicht nach. Stabil hingegen notiert China. Gold und Kryptowährungen sind auch heute wieder begehrt. Ebenso sind global Cloud- und Cyber Security Firmen gefragt. Soeben hat der chinesische Tech-Gigant Baidu (NASDAQ:BIDU) seine Q3 Zahlen vorgelegt, die deutlich besser ausfielen als die moderaten Prognosen.
Im APX verlieren ital. Staatsanleihen einen Punkt, der Nikkei 225 vier.
Bereits seit 2012 misst und veröffentlicht das Investment-Team von apano Investments die globale Börsenstimmung. Dieser apano-Börsen-Stimmungsindex APX dient dabei unter anderem als Steuerungsinstrument für den erfolgreichen, ETF-basierten Aktienfonds mit Wertsicherungskonzept „apano Global Systematik“ (WKN: A14UWW).