Der US-Aktienmarkt präsentierte sich am Freitag zweigeteilt: einerseits fand ein Ausverkauf bei den Highflyern aus Q1 statt: neben Netflix (NASDAQ:NFLX) brach Nvidia (NASDAQ:NVDA) um 10% ein, die in den S&P 500 aufgestiegene Super Micro (NASDAQ:SMCI) sogar 23%. Das sich rasant verschlechternde Momentum der Technologiewerte schlug sich in einem deutlichen Rückgang des Nasdaq nieder und strahlte auch auf den S&P 500 aus. Jedoch gab es auch sehr viele Gewinner, die sich in den Bereichen Value und Low Vola fanden, aber auch Financials waren gesucht. Das spiegelt sich wider im S&P 500 Equal Weight, der mit leichtem Kursaufschlag schloss. Damit steht derzeit die Entwicklung von Q1 auf dem Kopf: eine Handvoll Schwergewichte hatte damals via Nasdaq den S&P hochgehievt, während die meisten Aktien auf der Stelle traten – nun belasten seit einigen Tagen diese Börsenlieblinge die Wertentwicklung, obwohl das Gros der Aktien klettert. Es ist natürlich unmöglich, vorherzusagen, ob dieses Rebalancing von Growth zu Value nur eine kleine taktische Korrektur der Verzerrung aus Q1 ist oder ob dahinter strategische Neuausrichtung in großem Stile steckt. Wir haben unsere Allokation letzte Woche auf zwei Ebenen adjustiert: einerseits den Netto-Investitionsgrad weiter abgesenkt und andererseits Technologie reduziert zu Gunsten defensiverer Stile / Branchen. Dennoch gilt weiterhin, dass im Markt erwartet wird, dass die 7 Megacaps ihre Gewinne in Q1 um stolze 38% gesteigert haben – versus -3,9% bei den restlichen 493 Unternehmen des S&P 500. Diese Woche werden die ersten der Titanen berichten. Werden die Zahlen und der Ausblick die hochgesteckten Erwartungen an die KI-Story erfüllen (können)? Das wird für diese Woche ebenso relevant wie der am Freitag anstehende PCE-Preisindex.
Außerdem haben wir letzte Woche die Reißleine gezogen und die Allokation in US-Staatsanleihen wieder halbiert. Die Entwicklung dort gefällt uns nicht und die extrem hohe positive Korrelation zu den Aktenmärkten erhöht unnötig das Portfoliorisiko. Wir erwägen einen Rückkauf ab einer Rendite von 4,75% für die 10y-Treasuries. Aktuell 4,65%. Der heutige Renditeanstieg in den USA belastet nach freundlicher overnight-Tendenz inzwischen auch wieder die US-Futures. Zunächst hatte für gute Stimmung gesorgt, dass offenbar Iran und Israel die gegenseitigen Nadelstiche vorerst beendet haben. Damit werden aber die „sicheren Häfen“ unattraktiver – was ein Grund für die schwachen US-Staatsanleihen ist. Im Sog der vorläufigen Deeskalation stehen auch die Rohstoffpreise heute früh unter Abgabedruck: Öl und Gold verlieren jeweils 1,5%.
In Fernost entwickelten sich die Börsen heute früh uneinheitlich. Während Nikkei und Topix ihre heftigen Verluste der Vorwoche vermutlich dank der gefallenen Ölpreise etwas korrigieren konnten, gaben Chinas Festlandbörsen leicht nach. Fest notiert der Hang Seng Tech Index, was zum großen Teil Tencent (HK:0700) zu verdanken ist. Das Schwergewicht legte 5,5,% zu, was laut Beobachtern an der Ankündigung lag, dass das neue Handy-Videospiel „Dungeon & Fighter Mobile“ in China früher als erwartet im Mai an den Start gehen wird. Nutznießer ist der STXE 50: die Indexkomponente und Tencent-Großaktionär Prosus (AS:PRX) klettert um 4%. Ansonsten präsentieren sich Europas Aktien nach sehr kurzer Eröffnungsrallye stabil, aber zögerlich. Gefragt sind defensive Sektoren (Nahrungsmittel, Telefondienste). Schwächer hingegen Automobile, was an der neuen Preissenkungsrunde in China liegen könnte. Auch Versorger (NYSE:XLU) geben nach, hier belasten RWE (ETR:RWEG) und National Grid (LON:NG): der US-Bundesstaat New York cancelt drei Windkraftprojekte.
APX: EM-Aktien -1, Shanghai Composite -1, STXE 600 +2, DAX +2.