Die Investoren verhielten sich gestern abwartend. Das dominante Thema war, wie die Nvidia-Zahlen ausfallen würden. Ein nur „sehr gutes“ Ergebnis hätte wohl zu weiteren Gewinnmintnahmen im Techsektor geführt, der gestern erneut taumelte. Jedoch legte das mittlerweile weltweit drittschwerste Unternehmen einen Report vor, der die hochgesteckten Erwartungen übertraf und zeichnete zudem ein äußerst rosiges Bild für die Entwicklung auch über 2025 hinaus. Der Gewinn pro Aktie lag im 4. Quartal mit 5,16 USD elf Prozent über den Prognosen, der Umsatz betrug 22,1 vs erwarteter 20,6 Mrd USD. Die Aktie hatte in den letzten beiden Handelstagen ca. 7% an Wert verloren, heute früh notiert sie 11% höher und stimuliert weltweit die Branche. Die an der Herstellung der Nvidia-Chips beteiligten Firmen TSMC (NYSE:TSM) – die schwergewichtigste EM-Aktie – und die niederländische ASML (AS:ASML) legen heute früh 1,6 bzw. 3,5% zu.
Das FED-Protokoll der Sitzung vom 30./31. Januar gewährte wenig neue Einblicke. Die Notenbanker sehen die Phase der Zinsanhebungen als wahrscheinlich beendet an. Aber sie wollen mehr bestätigende Daten sehen, das sich die Preise beruhigen, bevor sie die Zinsen senken. Bekanntlich waren die Anfang Februar hereinkommenden Inflationsdaten (CPI und PPI) dann ja höher als prognostiziert und zuletzt starke Zahlen vom Arbeitsmarkt lassen Befürchtungen über anhaltend hohe Lohn- und damit Preiszuwächse aufkochen. Damit ist klar, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bevor die FED die Bremsen lockert. Die Rendite der 10y US-Treasuries schloss gestern bei 4,32% und damit auf dem höchsten Stand seit Ende November.
In Fernost gelang heute früh die Sensation: der Nikkei 225 übersprang mit +2% sein Uralt-Allzeithoch von Ende 1989. Ein Kaufargument lieferte die Bank of America (NYSE:BAC): sie hat das 2024er Kursziel des Nikkei von 38,5T auf 41T angehoben. Zudem half auch der erneut schwache Yen: da die Aussichten für eine FED-Zinssenkung weiter gesunken sind und sich deshalb auch die EZB wahrscheinlich länger zurückhalten wird – kaum jemand erwartet, dass sie vor der US-Notenbank aktiv wird - bleibt der hohe Zinsspread zu Yen-Anleihen wohl noch auf längere Zeit unangetastet. Das macht Japans Währung unattraktiv, zur Freude der Exporteure. In China legten Shanghai Composite Index und CSI 300 1,2 bzw. 0,8% zu, der Hang Seng Tech Index gewann 1,5%.
Der STXE 600 NR startet robust in den Tag. Besonders gefragt sind neben den Halbleiterunternehmen ASML und Infineon (ETR:IFXGn) auch Mercedes (ETR:MBGn). Zwar lag der Quartalsbericht des Autobauers nur im Rahmen der Erwartungen, aber der angekündigte Aktienrückkauf stimuliert. Die Erwartungen des Konzerns für 2024 sind moderat: es wird ein leicht sinkendes EBIT prognostiziert. Dank hoher Einnahmen aus dem Verkauf von Premiumwagen konnten die immensen Kosten der Umstellung auf Elektromobilität gestemmt werden. Am hinteren Ende des STXE 50 liegen Nestlé (SIX:NESN). Die Aktie verliert 3,5%, was an der Aussage des Nahrungsmittelkonzerns liegt, dass sich das Wachstum 2024 auf 4% abschwächen würde. Analysten gingen bislang von ca. +5% aus. Nestlé drückt den Sektor „Nahrung & Getränke“ mit -0,9% an das Indexende des STX 600. An der Spitze stehen die Branchen Technologie und Automobile. S&P Global hat vorhin den Februar-Sammelindex für die Produktion der Privatwirtschaft in der Eurozone veröffentlicht. Mit 48,9 haben Dienstleister und Industrie besser abgeschnitten als prognostiziert (48,5). Im Januar lag der Wert bei 47,9. Trotzdem: dieser Wert ist weiterhin kontraktiv. Das liegt am verarbeitenden Gewerbe, das mit 46,1 erneut und stärker schrumpfte als befürchtet. Dem Dienstleistungssektor hingegen gelang der Sprung an die 50er Marke, die Kontraktion von Wachstum trennt. Das war besser als prognostiziert. Solide das Pendant aus UK: der Composite Index stieg dank Servicekomponente auf 53,3.
Heute Nachmittag relevant werden die US-PMIs sowie neue Zahlen zum Arbeitsmarkt. Gesunkene US-Vola und steigender Shanghai Composite bringen dem APX +2 Punkte.