Europas Aktienbörsen beschleunigten gestern ihren seit Tagen anhaltenden Abwärtstrend. Dabei durchbrach der STXE 600 NR seinen 100 Tage Durchschnitt – das ist bereits die dritte der vier für uns relevanten Zeiträume. Ein Motiv war wohl das Unbehagen, dass sich der Preisauftrieb in der Eurozone wieder beschleunigen könnte. Deutschlands harmonisierte Verbraucherpreise (HVPI) gingen mit schlechtem Beispiel voran: der 2,4%-Anstieg im Oktober lag deutlich über den Erwartungen der Analysten und dem 2%-Ziel der EZB. Heute früh beeilte sich Christine Lagarde, zu betonen, dass sie (trotzdem) damit rechnet, dass das Inflationsziel der Notenbank bald erreicht sein wird. Unterstützung bekommt sie von den französischen Daten: dort ist die HVPI-Inflation im Oktober lediglich um 1,5% geklettert. Auch das Q3 BIP-Wachstum fiel in Frankreich besser aus als in D, jedoch darf das nicht überbewertet werden: ein Teil davon ist ein Einmaleffekt der Olympischen Spiele gewesen. Heute früh sacken die Kurse weiter ab. Das liegt sicher zum Teil an den negativen Vorgaben aus USA und Fernost, überwiegend aber weiterhin an den insgesamt sehr durchwachsenen Q3-Zahlen der europäischen Unternehmen. Ein relativer Lichtblick war bislang der Bankensektor - auch heute wieder mit SocGen – doch dort belastet heute die deutlich höher gewichtete BNP. Die französische Großbank bildet mit -6% das Schlusslicht von ESX 50 und STXE 50. Knapp davor in beiden Indizes der weltgrößte Brauereikonzern AB Inbev (ETR:ABI) (Budweiser, Becks …). Das in Belgien beheimatete Unternehmen verzeichnete einen deutlichen Umsatzrückgang. Obwohl trotzdem der Nettogewinn leicht gesteigert werden konnte, gibt der Kurs 4% nach. Die wenigen Gewinner werden von Airbus (EPA:AIR) (-2,5% angeführt. Momentan fehlt mir die Fantasie, zu glauben, dass es vor Bekanntgabe des Ausgangs der US-Wahlen zu einer Erholung am europäischen Aktienmarkt kommt. Wir sind in der Region im apano Global Systematik mit 10% zur Zeit denkbar niedrig positioniert, zudem mit Sektoren wie Bau/Infrastruktur und Versorger (NYSE:XLU) wenig Export lastig aufgestellt.
In Fernost beendete die Bank of Japan ihr zweitägiges Meeting wie erwartet ohne Zinsanpassung. Die Investoren zeigten sich enttäuscht über das schmallippige Statement, aus dem sich keine weiteren Rückschlüsse ziehen lassen. Japans Indizes gaben deutlich nach. Chinas Börsen legten hingegen leicht zu. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe stieg und steht nun erstmals seit April mit 50,1 wieder im expansiven Territorium. Wir erwägen, unsere kleine Startposition im CSI 500 leicht auszubauen. Südkorea gab mit -1,5% deutlich nach, obwohl das Schwergewicht Samsung (F:SAMEq) Electronics zulegte: auf Konzernebene wurde ein höherer Gewinn als erwartet verbucht. Aber das zweite Schwergewicht -SK Hynix – belastete. Zudem scheinen sich Anleger leichte Sorgen über das derzeit aggressive Verhalten Nordkoreas zu machen. Taiwans Börse war wegen eines Wirbelsturms geschlossen. TSMC (NYSE:TSM) hatte gestern in NY 1,3% nachgegeben.
Die US-Börsen (ETR:SXR4) zeigten sich gestern überwiegend schwächer. Das annualisierte Q3 BIP-Wachstum von 2,8% war ok, lag aber unter den Erwartungen und konnte keine Impulse liefern. Gegen den Trend notierten binnenorientierte Small Caps fester. Das dürfte sich im Falle eines Wahlsiegs von Donald Trump fortsetzen. Die nachbörslich veröffentlichten Ergebnisse der Titanen Microsoft (NASDAQ:MSFT) und Meta (NASDAQ:META) wurden negativ aufgenommen. Der weitere geplante hohe Investitionsaufwand für KI belastet das Sentiment der Investoren, zudem klangen die Ausblicke zu moderat. Beide Unternehmen verlieren aktuell 3,8% und belasten wegen ihrer hohen Gewichtung die US-Futures deutlich. Relevant nachher wird jedoch auch der September PCE-Index, das favorisierte Inflationstool der Fed. Erwartet wird +0,2% bzw. +2,1% ggü. Sep 2023. Nach Börsenschluss reporten u.a. Amazon (NASDAQ:AMZN), Apple (NASDAQ:AAPL) und Intel (NASDAQ:INTC).
APX: europäische Staatsanleihen -4, Volas -2, DAX -2. Außerbörslich (live): Nikkei -2 und S&P -3.