An den Weltbörsen etabliert sich seit einigen Tagen etwas, was ich den „Nosferatu-Effekt“ nenne: Das Monster verliert für den Zuschauer immer mehr an Schrecken, je öfter es auf dem Bildschirm auftaucht. Er gewöhnt sich an den Anblick. Um neue Furcht auszulösen, bedarf es einer deutlichen Schock-Eskalation. Genau diese bleibt aber im Fall von Covid-19 aus. Ganz im Gegenteil, die Zuwachsraten flachen inzwischen spürbar ab. Nicht nur in Europa, auch aus dem US-Krisenherd New York wird ein leichter Rückgang bei der Anzahl der zu beklagenden neuen Todesopfer gemeldet. Es besteht durchaus Anlass zur Hoffnung, dass ab Anfang Mai erste Lockerungen der internationalen Notstandsregeln eintreten könnten. Die wichtigste Voraussetzung hierfür wird gerade geschaffen: die industrielle Großproduktion von Schutzmasken kommt langsam in die Gänge. Diese sind immens wichtig, denn die Normalisierung dürfte in der ersten Etappe über den Zwang zum Tragen der Masken in etlichen Teilen des öffentlichen Lebens laufen. Dass Donald Trump mit Zöllen auf Importöl droht, ist nichts Negatives, ebenso wenig die Nachricht, dass die Förderländer das ursprünglich für heute anberaumte Treffen auf Donnerstag verschoben haben – der US-Präsident will Druck aufbauen, damit die Länder eine Einigung zur Drosselung erzielen und dieses wiederum arbeiten weiterhin an entsprechenden Plänen, wie das umzusetzen ist. Der seit Tagen stattfindende Einbruch der Volatilitäten (heute +4 Punkte im apano-Stimmungsindex) signalisiert immer deutlicher, dass die Zeit des großen Stresses an den Finanzmärkten hinter uns liegt. Es geht nun um die richtige Einschätzung, wie lange Covid-19 seine Schreckensherrschaft ausüben wird. Sollte ab Anfang Mai das Geschäftsleben wieder langsam Fahrt aufnehmen, stehen die Chancen gut, dass die Weltwirtschaft mit einer deftigen Rezession davon kommt. Die Befürchtung einer Depression – die wohl einträte, sollte der nahezu komplette globale Shutdown bis in den Sommer andauern - wird heute wegen der leicht entspannten globalen Covid-Statistik ein Stück weit ausgepreist. S&P 500 Future und Nikkei 225 steigen wieder über ihre 20-Tage-Durchschnitte (+10 Punkte im Stimmungsindex). Somit stehen bis auf den Shanghai Composite (heute Feiertag in China) aktuell alle für uns relevanten Aktienindizes oberhalb ihres Monatsdurchschnitts. Nahezu alle Werte im STOXX 50 Europe, im ESX 50 und im DAX steigen – ein klarer Beweis für Mittelzuflüsse in „Risk on“.