Diese Woche wird neue wichtige Impulse liefern. Am Donnerstag wird der US-Verbraucherpreisindex (CPI) relevant, an ihn knüpfen sich mittlerweile Hoffnungen, dass die US-Notenbank evtl. doch schon im September damit beginnt, die Zinsen zu senken. Die Wahrscheinlichkeit hierfür liegt im Markt momentan bei 77%. Jerome Powell wird sich aber ganz sicher nicht bereits heute bei seiner turnusmäßigen Anhörung vor dem Bankenausschuss des US-Senats vorab festlegen. Zudem startet nun die Berichtssaison für das 2. Quartal, als Erste werden die großen Bankkonzerne ihr Zahlenwerk vorlegen. Die Erwartungen an die Reports der S&P 500-Unternehmen sind hoch: angenommen wird ggü. Q2 2023 im Durchschnitt ein Umsatzwachstum von 4,6% und eine Gewinnsteigerung um 8,8%. Das wäre die stärkste Dynamik seit Q1 2022, zugleich das 15. Quartal in Folge, in dem die Einnahmen steigen. Bei acht von elf Sektoren gehen die Analysten von einem Gewinnwachstum ggü. Vorjahr aus, zweistellig soll dieses bei Communication Services, Gesundheit und Energie ausfallen. Einziger Wermutstropfen: die Volkswirte haben ihre Erwartungen zuletzt gesenkt, zuvor hatten sie sogar ein 9%-Gewinnwachstum prognostiziert. Aktuell - also unmittelbar vor Start der Q2 Berichtssaison - gehen die Schätzungen davon aus, dass in Q3 die Profite dann um weitere 8,2% expandieren werden und nach 2024 auch 2025 ein Jahr mit zweistelligem Gewinnwachstum werden wird. In Anbetracht dieser Zuversicht überrascht es nicht, dass der S&P 500 gestern mit einem neuen Rekordhoch aufwartete. Und doch ist zu beachten, dass die Rallye weiterhin nur von einem kleinen Teil des Marktes getragen wird. Über drei Monate betrachtet sprintete der Nasdaq 100 um 13,4% und beflügelte damit den S&P 500, der um 8% kletterte. Der gleich gewichtete S&P 500 Index jedoch trat auf der Stelle: -0,9%. Weiterhin also besteht lediglich hoch konzentriertes Interesse auf vergleichsweise wenige Titel und Sektoren. Wer den Dow Jones beobachtet, kommt zum gleichen Ergebnis: seit einiger Zeit teilt sich die Zahl der Tagesgewinner und -verlier in etwa 50:50 auf. Die Stärke der Mega-Caps und der Firmen mit AI-Bezug übertüncht also weiterhin, dass der breite Markt sich lustlos verhält, breite Zuflüsse also weiterhin ausbleiben.
Dennoch ist die globale Stärke der Technologiewerte so ausgeprägt, dass sie heute früh auch Japans Indizes wieder zu einem dynamischen neuen Rekordhoch verhalfen. Dies freut uns, da wir kürzlich aus charttechnischen Gründen das Land deutlich aufgestockt haben. Aber auch in China und Australien - hier hellte sich laut National Australia Bank das Business Confidence um 6 Punkte auf +4 und damit auf den höchsten Stand seit FJ 2023 auf - kam es heute früh zu Kursgewinnen. Indiens Nifty 50 schloss erneut auf Rekordhoch und auch Südkoreas KOSPI legte leicht zu.
Deutlich lustloser hingegen ist die Stimmung in Europa. Nachdem am Freitag und gestern zwei Anläufe auf der Oberseite vergeblich verliefen, startet der STXE 600 heute mit leicht nachgebenden Kursen. Gestern waren es u.a. Energiewerte (NYSE:XLE) und die französischen Schwergewichte aus der Luxusgüterindustrie gewesen, die den Markt ausbremsten. Heute früh sind die belastenden Sektoren Energie und Automobile unter Führung von Mercedes (ETR:MBGn). Die Aktie sackt um 3% ab. Ein Auslöser: Daimler Truck (ETR:DTGGe) berichtete gestern von einem 15%-Rückgang der Verkäufe in Q2, worauf Bank of America (NYSE:BAC) heute eine Abstufung auf „underperform“ aussprach. Französische Aktien werden weiter verkauft: der CAC40 gibt aktuell mit -0,45% deutlicher nach als der STXE 600 (-0,12%). Der Energiesektor steht heute unter Druck, weil BP (LON:BP) belastet (-3,5%): der Konzern kündigte die Verbuchung einer Wertminderung um 2 Mrd USD an, die für das Q2-Resultat wirksam wird. Die Deutsche Bank (ETR:DBKGn) schätzt, dass die Q2-Gewinne im STXE 600 ggü. Q2 2023 um 1,4% gestiegen sind. Das wäre der erste Zuwachs seit vier Quartalen.
Im APX gewinnen spanische Staatsanleihen einen Punkt. Der DAX gibt 2 Punkte ab.