Trotz überzeugender US-Konjunkturdaten kam der US-Dollar am Donnerstag nur mühsam voran. Den jüngsten Zahlen zufolge erwachte die US-Wirtschaft im März und Anfang April wieder zum Leben. Die mit Hochspannung erwarteten Einzelhandelsumsätze übertrafen dank der robusten Nachfrage infolge der Stimulus-Schecks und der Impfprogramme die Erwartungen. Die Verbraucherausgaben erhöhten sich im März um 9,8% und lagen damit deutlich über den Marktschätzungen von 5,9%. Es war der stärkste Anstieg seit Mai letzten Jahres. Zum Anstieg steuerten Gas- und Autoverkäufe bei, aber auch die Ausgaben ohne Autos erhöhten sich um satte 8,4%. Auch die Zahl der Arbeitslosenanträge sank um fast 200.000 auf 576.000 und damit auf den niedrigsten Wochenwert seit Beginn der Pandemie. Zu verdanken war dies den Neueinstellungen in der Gastronomie, im Einzelhandel und anderen Branchen. Die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe verbessert sich ebenfalls, wobei der Empire State index auf 26,3 von 17,4 kletterte. Diese überwältigenden Erfolgsmeldungen sorgten für neue Rekordstände an den Aktienmärkten und hätten den Greenback eigentlich ebenfalls nach oben treiben sollen, jedoch fanden sich nur sehr wenige Käufer. Stattdessen folgte der Dollar den Treasury-Renditen nach unten.
Angesichts des unerwartet starken Rückgangs der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung, der deutlichen Erholung der Ausgaben und des starken Anstiegs der Empire-State-Umfrage glaubt der Markt, dass die Federal Reserve ihre Pläne, die Zinsen bis 2023 konstant zu halten, neu bewerten muss. Die US-Notenbanker haben deutlich gemacht, dass wesentliche Fortschritte bei den grundlegenden Daten und nicht bei den Projektionen erzielt werden müssen, damit sie mit der Reduzierung der Stimulusmaßnahmen beginnen kann. Nachdem bereits 38% der Amerikaner mindestens eine Impfdose erhalten haben, stehen die Chancen gut, dass einige dieser Ziele bereits in diesem Sommer erreicht werden.
All dies sollte sich eigentlich positiv auf den US-Dollar auswirken, aber der Greenback und die Treasury-Renditen konnten nicht zulegen. Hierfür gibt es einige Gründe. Erstens könnten die guten Daten bereits vom Markt diskontiert worden sein. Alle haben von einer starken Erholung im März/April gesprochen und die Zahlen haben genau das bestätigt, was sie gehofft haben. Zweitens wurde ein großer Teil des Ausgabenschubs durch die Stimulus-Schecks ausgelöst, der höchstens noch einen Monat lang anhalten dürfte. Drittens gibt es kaum Anzeichen dafür, dass die Inflation aus dem Ruder läuft. Der Vorsitzende der Federal Reserve, Jerome Powell, hat in dieser Woche deutlich gemacht, dass er zwar optimistisch ist, was die Wirtschaft angeht, der Anstieg der Inflation aber nur vorübergehend ist. Schließlich sind die Treasury-Kurse im ersten Quartal stark gefallen, und es gibt Anzeichen dafür, dass Vermögensverwalter diese Entwicklung nutzen, um Treasuries zu kaufen, was die Renditen nach unten treibt.
Der Euro zeigt endlich eine gewisse Schwäche. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland stieg so stark an wie seit Januar nicht mehr, was die Bundesregierung unter Zugzwang bringt, die Restriktionen zu erhöhen. Die gute Nachricht ist, dass die Impfungen in der gesamten Region anziehen. Bis Ende April sollen etwa 20% der deutschen Bevölkerung die erste Impfung erhalten haben. Italien spricht von einer Lockerung der Beschränkungen im Mai. Die Eurozone bleibt bei der Erholung zwar immer noch hinter den USA zurück, aber einige Länder erkennen allmählich das Licht am Ende des Tunnels.
Zu den besten Performern zählten der australische und der neuseeländische Dollar. In Australien wurden im März mehr als 70.000 Arbeitsplätze geschaffen, was doppelt so viel war wie erwartet. Auch die Arbeitslosenquote sank auf 5,6% von 5,7%. Es gab nur ein Problem - alle geschaffenen Stellen waren Teilzeitstellen. Das Land verlor 20.000 Vollzeitstellen und gewann 90.000 Teilzeitstellen hinzu. Der kanadische Dollar entwickelte sich gegen den Trend und beendete den Tag mit einem Minus gegenüber dem Greenback. Die Ölpreise zogen weiter an, die Erzeugerpreise verlangsamten sich und die Umsätze im verarbeitenden Gewerbe fielen stärker als erwartet. Laut ADP schufen kanadische Unternehmen im März jedoch 634.000 neue Arbeitsplätze. Das wäre natürlich ein absoluter Paukenschlag, sofern die Zahlen stimmen.
Lesen Sie auch: