Einer der wichtigsten Datenpunkte in dieser Woche war der Arbeitsmarktbericht per November. Eigentlich hätte das sich verlangsamende Stellenwachstum den US-Dollar in die Tiefe reißen müssen, aber stattdessen beendete der Dollar den Tag deutlich höher gegenüber den meisten Leitwährungen. Dieselbe Stärke zeigt sich auch bei den Aktien, die auf Rekordhochs kletterten.
Warum also kaufen Investoren den Dollar und Aktien, wenn es der Arbeitsmarktbericht eine dramatische Verlangsamung des Stellenwachstums zeigt? Die Antwort ist einfach.
Jeder weiß inzwischen, dass die laufende Pandemiewelle die US-Wirtschaft hart getroffen hat, aber da die lokalen Regierungen Pläne für die Verteilung von Impfstoffen ausgearbeitet haben und der Kongress noch vor Ende des Jahres auf ein neues Konjunkturpaket hinarbeitet, sehen Investoren in der aufgestauten Nachfrage den Nährboden für eine rasche Erholung im Jahr 2021. Sogar Vertreter der US-Notenbank Fed sind sich einig, dass der Anstieg der Virusfälle die Aussichten zwar "außerordentlich unsicher" macht, die Impfstoffentwicklung sie aber mittelfristig "sehr positiv" stimmen lässt. Die Pandemie verschärft sich, aber die gen Norden rasenden Aktienmärkte zeigen uns, dass die Investoren zweifellos optimistisch gestimmt sind.
Davon abgesehen haben die US-Unternehmen im letzten Monat nur 245.000 Arbeitsplätze geschaffen, nach 610.000 im November. Das war deutlich weniger als die prognostizierten 468.000, aber die Verbesserung der Arbeitslosenquote und der Anstieg des durchschnittlichen Stundenlohns waren Lichtblicke. Neue Restriktionen dürften Ende November bzw. Anfang Dezember zu mehr Arbeitsplatzverlusten und weniger Neueinstellungen geführt haben, aber wie der Markt auf die Revisionen im nächsten Monat reagiert, hängt davon ab, wo wir bei der Entwicklung und der Verteilung von Impfstoffen stehen.
Solange es nicht zu schweren Rückschlägen bei der Impstoffverteilung kommt, blenden Investoren kurzfristig weiterhin schwächere Konjunkturdaten aus. Nächste Woche verlagert sich der Schwerpunkt weg vom US-Dollar hin zum Euro. Da nur der Verbraucherpreisindex und das von der Uni Michigan erhobene Verbrauchervertrauen auf dem Kalender stehen, dominiert die geldpolitische Entscheidung der Europäische Zentralbank das Marktgeschehen. Es wird allgemein erwartet, dass die EZB die Geldpolitik lockern und die Wirtschaftsprojektionen nach unten korrigieren wird. Statt jedoch in Erwartung der Lockerung zu fallen, kletterte der Euro in dieser Woche auf den höchsten Stand seit 2,5 Jahren. Europa ist den USA in ihrem Coronavirus-Kampf ein paar Wochen voraus, da einige Länder wie Frankreich und Spanien ihre Kurven allmählich abflachen. Durch die Lockerung der Restriktionen im Dezember könnten diese Verbesserungen der EZB die nötige Ruhe geben, um zu sehen, ob sich die Region erholt, bevor sie weitere Impulse in Erwägung zieht. Oder anders ausgedrückt: vor einer weiteren Flut an Stimulus-Maßnahmen in der Eurozone im Jahr 2021 könnte es mehr Impulse aus den USA geben.
Der kanadische Dollar präsentierte sich am Freitag besonders stark. Zwar verlangsamte sich Jobwachstum im November, aber im Gegensatz zu den USA schuf der nordamerikanische Nachbar deutlich mehr Stellen als erwartet. Ökonomen hatten damit gerechnet, dass sich das Beschäftigungswachstum von 83.000 auf 20.000 Arbeitsplätze verlangsamen würde, doch stattdessen fügten kanadische Unternehmen im vergangenen Monat satte 62.000 Arbeitsplätze hinzu, wodurch die Arbeitslosenquote von 8,9% auf 8,5% sank. Auch in Kanada tobt das Coronavirus, aber eine stärkere Erholung im Sommer hat den Weg für ein gesünderes Arbeitsplatzwachstum geebnet. Die Enttäuschung der US-Daten zusammen mit der positiven Überraschung bei den kanadischen Daten führte dazu, dass der USD/CAD seinen niedrigsten Stand seit April 2018 erreichte. Der Loonie bleibt nächste Woche im Brennpunkt, schließlich entscheidet die Bank of Canada über ihre Geldpolitik. Der jüngste Arbeitsmarktbericht bekräftigt unsere Erwartung, dass die BoC vorerst die Füße stillhalten wird.
Das Pfund Sterling erreichte am Freitag ebenfalls ein 2,5-Jahreshoch, bevor es einer Erholung des Dollars erlag. Obwohl der PMI im Bausektor besser als erwartet ausfiel, sinkende Neuinfektionen und Pläne zur Lockerung der Beschränkungen allesamt Gründe für eine Rallye sind, ist der primäre Auslöser die Hoffnung auf ein Brexit-Deal.