von Robert Zach
Investing.com - Der Breakout im US-Dollar und die höhere Risikobereitschaft der Investoren im Zuge der Entscheidung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), keine internationale Notlage wegen des Coronavirus auszurufen, haben den Goldpreis vor US-Börsenbeginn belastet.
Der Februar-Terminkontrakt auf Gold rangierte 4,55 US-Dollar oder 0,28 Prozent im Minus auf 1.560,75 US-Dollar. Das bisherige Tageshoch liegt bei 1.562,65 US-Dollar und das Tagestief bei 1.555,82 US-Dollar. Für den Gold-Kassapreis ging es um 0,09 Prozent oder 1,31 US-Dollar nach unten auf 1.561,83 US-Dollar.
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"Der Goldpreis steht heute Nachmittag aufgrund eines Breakouts des US-Dollars und der allgemein guten Stimmung an den internationalen Aktienmärkten unter Druck", erklärte Peter Grant, VP und Marktanalyst bei Zaner Metals LLC und Tornado Precious Metals Solutions.
Der US-Dollar-Index, der den Greenback gegen sechs andere Währungen misst, legte am Freitag um 0,12 Prozent auf 97,60 Punkte zu und kletterte zum ersten Mal seit Anfang Dezember über seine Glättung der letzten 200 Tage, die aktuell bei 97,50 liegt. Gleichzeitig übersprang der US-Dollar die Nackenlinie einer klassischen inversen Schulter-Kopf-Schulter-Formation, woraus sich ein kalkulatorisches Kursziel von 98,93 ableiten lässt.
Der Goldpreis weist in der Regel eine negative Korrelation zum US-Dollar auf - also steigt der Dollar, fällt Gold - und umgekehrt.
"Wir vermuten, dass der Goldpreis zum Handelsbeginn etwas nach unten rutschen wird, aber im Laufe des Tages wieder nach oben dreht, weil die Spekulanten sich gegen dass Risiko einer Ausbreitung des Coronavirus am Wochenende absichern wollen", so Peter Grant.
Eine erste, wichtige Unterstützung sieht der Edelmetallexperte im April-Terminkontrakt bei 1.557,50 US-Dollar. Den Übergangspunkt auf höhere Hochs erwartet Grant bei 1.573,70 US-Dollar.
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Die europäischen Börsen legen am Freitag kräftig zu, nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstag keinen Grund sah, eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite wegen des neuartigen chinesischen Coronavirus auszurufen. "Es ist nicht der richtige Zeitpunkt", wie der Vorsitzende des Notfallausschusses, Didier Houssin, sagte.
Der deutsche DAX legt um 1,50 Prozent oder 200,55 Punkte auf 13.588 Zähler zu, der französische CAC 40 gewinnt 1,07 Prozent und der spanische IBEX 35 steigt 0,85 Prozent. Für den Euro Stoxx 50, dem europäischen Leitindex, geht es um 1,29 Prozent nach oben auf 3.784,90 Punkte.
Neben dem Urteil der WHO gaben den Aktienmärkten auch besser als erwartete Umfrageergebnisse der Einkaufsmanager aus Europa per Januar Auftrieb. In Deutschland kletterte der Gesamtindex von 50,2 im Dezember auf 51,1 und der Industrieindex, die aktuelle Achillesferse der deutschen Wirtschaft, erholte sich von 43,7 auf 45,2. Die Stimmung im Service-Sektor sprang von 52,9 auf 54,2. Die Werte aus Frankreich hatten indes aufgrund des Streiks enttäuscht.
Trotz guter Konjunkturdaten aus Europa bleiben die Investoren aber angesichts der Gefahr einer Ausbreitung des chinesischen Virus vor dem Neujahrsfest, dem Höhepunkt der Reisetätigkeit und der Goldnachfrage in China, in Habachtstellung.
"Mit einem Niedrigzinsumfeld, geopolitischen Risiken und Unsicherheiten wie der Amtsenthebung des US-Präsidenten sind die Bedingungen für einen weiteren Goldpreisanstieg immer noch recht günstig", sagte ANZ-Analyst Daniel Hynes gegenüber Reuters.
Gestern hatte die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins auf dem Rekordtief von null belassen und betont, die lockere Geldpolitik vorerst beizubehalten. Zugleich kündigte sie die erste Strategieüberprüfung seit 2003 an. Diese soll bis Jahresende abgeschlossen sein. "Ich hoffe, dass wir im November oder Dezember über die Strategie entscheiden können", erklärte EZB-Chefin Christine Lagarde am Donnerstag in Frankfurt.
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