von Robert Zach
Investing.com - Hier sind die Top 6 Themen an den Märkten am Morgen. Wirecard entlastet. Die Aktie des deutschen Zahlungsdienstleisters ist daraufhin stark gestiegen. Das britische Parlament stimmt heute Abend um 20 Uhr über Alternativen zum Brexit-Deal ab. Das US-Verbrauchervertrauen ist gestern kollabiert, während die Anleger den Fokus heute auf eine Reihe von EZB-Rednern legen, darunter auch Mario Draghi. Mnuchin und Lightizer in China. Ölpreise stabil nach überraschendem US-Lageraufbau. Augen auf EIA-Daten gerichtet. Die türkische Lira war gestern im späten Handel zum US-Dollar deutlich gestiegen und hat damit die Verluste vom vergangenen Freitag wettgemacht.
1. Wirecard entlastet - Aktie geht durch die Decke
Die Aktien von Wirecard (DE:WDIG) stiegen gestern binnen Minuten um mehr als 30 Prozent. Auslöser dafür war die Ad-hoc-Mitteilung am Dienstagnachmittag, wonach die mit der Untersuchung beauftragte Anwaltskanzlei Rajah & Tann keine Beweise zum so genannten "Round Tripping" oder "Korruption" in Deutschland gefunden habe. In Singapur haben sich dagegen möglicherweise einige Mitarbeiter "nach lokalem Recht strafbar gemacht", so Wirecard.
Der deutsche Zahlungsdienstleister steht seit Anfang Februar im Rampenlicht, nachdem die Financial Times in einer Reihe von Artikeln über Bilanzmanipulation und Dokumentenfälschung in der Asien-Tochter von Wirecard in Singapur berichtet hatte.
Nun gibt Wirecard einen Teil der Verfehlungen selbst zu. So wurde im Geschäftsjahr 2017 ein Umsatz von 2,5 Millionen Euro fälschlicherweise verbucht. Dieser werde jedoch im Rahmen des Konzernabschlusses 2018 rückwirkend korrigiert. Darüber hinaus wurde während des Geschäftsjahres 2018 ein Vermögensgegenstand von 3 Millionen Euro für einen Zeitraum von einer Woche fälschlicherweise bilanziert. Dies solls ich aber nicht im Jahresabschluss 2018 auswirken.
Wirecard gab außerdem bekannt, dass die Veröffentlichung des Jahresfinanzberichts und die Bilanzpressekonferenz auf den 25. April 2019 verlegt wird.
Die Wirecard-Aktien schlossen am Dienstag mit einem Kursplus von 26,24 Prozent auf 124,97 Euro.
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2. Britisches Parlament stimmt über Alternativen zum Brexit-Deal ab
Die Abgeordneten im britischen Parlament stimmen heute über Alternativen zum Brexit-Deal ab. Insgesamt stehen sieben Optionen zur Abstimmung.
So soll zum einen über die Möglichkeit eines zweiten Referendums abgestimmt werden und zum anderen über einen geregelten Brexit. Auch über einen Austritt ohne Deal sollen die Abgeordneten abstimmen. Rechtlich bindend sind diese Optionen jedoch nicht, aber man würde am Ende zumindest wissen, was das Parlament überhaupt will.
Über die Optionen zum Brexit-Deal sollen am Mittwoch um 20 Uhr mitteleuropäischer Zeit abgestimmt werden.
Zwar hatte May zuletzt immer wieder betont, dass sie keine dritte Abstimmung über den Brexit-Deal will, da die Mehrheit im Unterhaus fehlt, aber Anleger spekulieren auf eine dritte Abstimmung am Donnerstag.
Vor den Schicksalstagen in Großbritannien pendelt das britische Pfund recht entspannt um die Marke von 1,32 Dollar.
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3. US-Verbrauchervertrauen kollabiert - EZB-Redner im Fokus
Nach zuletzt enttäuschend ausgefallenen Daten aus der US-Industrie erreicht den Abschwung nun auch den Konsumenten.
So sank das Verbrauchervertrauen nach Lesart Conference Board im März von 136,5 auf 125,44. Der Index zur aktuellen Lage kollabierte von 172,8 auf 160,6 und markiert damit den tiefsten Stand seit 11 Monaten. Gleichzeitig war es der stärkste Rückgang seit Oktober 2008. Die Erwartungskomponente sank von 103,8 auf 99,8.
Für die US-Wirtschaft ist der Konsument sehr wichtig. Schließlich hängt das US-BIP zu rund 70 Prozent an der Konsumlaune der Amerikaner ab. Tritt der Konsument nun auf die Bremse, dürfte das auch die US-Wirtschaft stärker treffen.
Die Wall Street startete gestern zunächst positiv in den Handelstag. Nach der Veröffentlichung des Stimmungsbarometers gaben Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100 einen Großteil der Gewinne wieder ab. Drosselt der US-Konsument seine Ausgaben, belastet das auch die Unternehmensgewinne. Das drückte gestern die Aktienkurse.
Aus China gab es Zahlen zu den Industriegewinnen, die aufgrund der nachlassende Nachfrage im In- und Ausland so stark gefallen wie seit der Aufzeichnung der Wert im Oktober 2011 nicht mehr. Die Gewinne brachen um 14 Prozent.
Die chinesischen Aktienmärkte ignorierten jedoch diesen Datensatz und setzten ihre Erholung weiter fort. Der China A50 stieg um 1,33, der SSE 100 um 1,42 Prozent, der SZSE Component um 0,92 Prozent und der Shanghai Composite um 0,77 Prozent.
Im Wirtschaftskalender stehen heute zwar keine Daten aus der ersten Reihe. Dafür werden sich einige EZB-Mitglieder zur Geldpolitik äußern, darunter Draghi, Praet, Lautenschläger und De Guindos. Je nach Tonlage (hawkish/dovish) der Notenbanker könnten die Reden zu einem steigenden oder sinkenden Kurs des Euros führen.
Aus Italien werden Stimmungsindikatoren wie das Verbraucher- und Unternehmensvertrauen veröffentlicht.
In den USA stehen die Zahlen zur Handelsbilanz auf der Agenda, darunter auch die Import- und Exportzahlen.
Am späten Abend wird sich dann noch Fed-Mitglied George äußern.
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4. Mnuchin und Lightizer in China
Der US-Finanzminister Steven Mnuchin und der US-Handelsbeauftrage Robert Lightizer reisen nach Peking, um mit Vize-Premierminister Liu He nach einer Lösung für den Handelskonflikt zu suchen.
Am 3. April sollen die Gespräche dann in Washington fortgesetzt werden, wo eine chinesische Delegation mit Liu He erwartet wird.
Trump zeigte sich zuletzt optimistisch, dass eine Einigung erzielt werden kann, betonte jedoch auch, dass die Zölle für einen längeren Zeitraum nach einem Deal beibehalten werden können. Man müsse sicherstellen, "dass China den Deal einhält, sollte es dazu kommen."
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5. Ölpreise stabil nach überraschendem US-Lageraufbau
Die Ölpreise haben sich im asiatischen Geschäft recht stabil gehalten und das, obwohl das American Petroleum Institut gestern einen überraschenden Anstieg der wöchentlichen US-Rohöllagerbestände um 1,930 Millionen Barrel bekannt gab.
Ölmarktbeobachter legen den Fokus nun auf die offiziellen Zahlen zu den US-Ölreserven, die heute Nachmittag von der US-Energiebehörde EIA vorgelegt werden. Experten rechnen mit einem Rückgang um 1,200 Millionen Barrel.
Die US-Sorte West Texas Intermediate dürfte den März mit einem Plus von mehr als 3 Prozent beenden, während die Nordseesorte Brent über 1 Prozent im Plus liegt.
Die Ölpreise werden seit dem Jahreswechsel von den Förderkürzungen der Opec und dem nahezu zum Erliegen gekommenen Exporten von venezolanischem Öl in die USA gestützt.
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- Reuters hat zu diesem Artikel beigetragen.