Investing.com - Die Bühne für eine dramatische Abstimmung über das Gesetz zur Schuldenobergrenze im Repräsentantenhaus ist bereitet, denn der Termin für den Zahlungsausfall am 5. Juni rückt immer näher. Unterdessen lassen enttäuschende Wirtschaftsdaten Zweifel an der Stärke von Chinas wirtschaftlicher Erholung nach dem Ende der Coronapandemie aufkommen. Und Goldman Sachs plant Berichten zufolge einen weiteren Stellenabbau.
1. Schulden-Deal geht ins Repräsentantenhaus
Das US-Repräsentantenhaus könnte bereits heute über eine Gesetzesvorlage zur Anhebung der US-Schuldenobergrenze abstimmen. Es bleiben nur noch wenige Tage, bis die USA zahlungsunfähig sind.
Trotz der Einwände konservativer Republikaner hat der Geschäftsordnungsausschuss des Repräsentantenhauses am Dienstag die Vereinbarung gebilligt und damit den Weg für eine Abstimmung im Unterhaus frei gemacht.
Die Vereinbarung, die eine Aussetzung des Kreditlimits bis 2025 und Obergrenzen für einige Staatsausgaben vorsieht, muss sowohl vom Repräsentantenhaus als auch vom Senat genehmigt werden, bevor sie in Kraft treten kann. Derweil warnt das US-Finanzministerium davor, dass der US-Regierung bereits am 5. Juni die Mittel ausgehen könnten, um ihre Rechnungen zu begleichen, wenn die Schuldenobergrenze nicht rechtzeitig angehoben wird.
US-Präsident Joe Biden und der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses Kevin McCarthy haben erklärt, sie seien zuversichtlich, dass der Kongress grünes Licht für das am vergangenen Wochenende ausgehandelte Abkommen geben werde. Allerdings regt sich in beiden politischen Lagern Widerstand gegen den Deal, weshalb die Annahme noch nicht sicher ist.
2. Chinesische Wirtschaftsdaten enttäuschen
Die chinesische Wirtschaftserholung nach dem Ende der Coronapandemie im wichtigen Produktionssektor verliert an Schwung. Aktuelle Daten zeigen, dass die Fabriktätigkeit im Reich der Mitte den zweiten Monat in Folge abgenommen hat.
Der offizielle chinesische Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe lag im Mai bei 48,8 und damit unterhalb der Erwartungen von 51,4. Im Vormonat lag der Wert bei 49,2. Ein Wert unter 50 deutet auf eine Schrumpfung hin und ist ein Zeichen dafür, dass der Aufschwung in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nur schleppend vorankommt.
Und auch die Zahlen zum Einkaufsmanagerindex für das nicht-verarbeitende Gewerbe, ein Indikator für die Aktivität in anderen Branchen, einschließlich des Dienstleistungssektors, sorgte an den Märkten für Enttäuschung.
Die nachlassende Konsumlaune nach der Coronapandemie veranlasste einige Wirtschaftsexperten zu der Prognose, dass Peking neue Konjunkturmaßnahmen ergreifen könnte, um das Wachstum anzukurbeln. Doch tiefgreifende strukturelle Probleme wie ein abkühlender Immobilienboom und anhaltende Spannungen mit wichtigen westlichen Handelspartnern bleiben bestehen.
3. Futures tendieren leicht nach unten
Für die US-Aktienfutures geht es heute größtenteils bergab. Angesichts des Dramas um die US-Schuldenobergrenze und der schwachen Produktionszahlen aus China bleiben die Anleger zurückhaltend. Der Dow-Jones-Future notiert 0,29 % tiefer, der S&P 500 verliert 0,32 % und der Nasdaq 100 dreht 0,35 % ins Minus.
Der Leitindex S&P 500 beendete den Handelstag gestern weitgehend unverändert, während der Nasdaq Composite um 0,32 % zulegte. Insbesondere Tech-Aktien erhielten Auftrieb durch eine erneute Rallye der Nvidia (NASDAQ:NVDA)-Aktie, die den Chiphersteller kurzzeitig über eine Bewertung von 1 Billion USD katapultierte.
Der Dow Jones Industrial verlor 0,1 %.
4. Schlechte China-Daten schicken Ölpreis auf Talfahrt
Für den Ölpreis ging es heute im bisherigen Handelsverlauf weiter bergab, da die schwächer als erwartet ausgefallenen Wirtschaftsdaten aus China Bedenken hinsichtlich der Aussichten für den weltweit größten Rohölimporteur aufkommen ließen.
Es stellt sich die Frage, ob der Aufschwung Chinas nach der Pandemie die Ölnachfrage in diesem Jahr noch auf ein Rekordhoch treiben kann, wie ursprünglich für Anfang 2023 erhofft worden war.
Die Stimmung wurde jedoch teilweise durch die Fortschritte bei der Verabschiedung des Gesetzes zur Schuldenobergrenze in Washington gestützt. Viele Händler sind gespannt, ob die Gesetzgeber einen möglicherweise katastrophalen Zahlungsausfall abwenden können.
US-Rohöl wird aktuell 1,05 % niedriger bei 68,73 USD pro Barrel gehandelt, während der Brent-Kontrakt 1,11 % auf 72,89 USD pro Barrel fiel.
5. Goldman Sachs: Weiterer Stellenabbau geplant
Der Stellenabbau bei Goldman Sachs (NYSE:GS) ist möglicherweise noch nicht abgeschlossen.
Laut mehrere Medienberichte plant der Investmentbanking-Riese in den kommenden Wochen knapp 250 Stellen abzubauen, darunter auch die Stellen von Geschäftsführern und einigen Partnern. Das Wall Street Journal berichtete zuerst über die Entlassungen.
Goldman, das von CEO David Solomon geleitet wird, hat in letzter Zeit bereits zwei Entlassungsrunden bekannt gegeben. Im September letzten Jahres entließ die Bank rund 500 Mitarbeiter und Anfang dieses Jahres nochmals rund 3.200 Mitarbeiter.
Ende März beschäftigte die Bank 45.400 Mitarbeiter ‒ 6 % weniger als im 4. Quartal 2022.
Laut einer von der Nachrichtenagentur Reuters zitierten Quelle will Goldman sein Budget in diesem Jahr knapp halten, da die hohen Zinssätze die Geschäftsabschlüsse beeinträchtigen.