von Noreen Burke
Investing.com - Die Anleger werden in dieser Woche nach dem überraschend enttäuschenden US-Arbeitsmarktbericht vom April ihre Aufmerksamkeit auf die US-Inflationszahlen richten. Anzeichen eines steigenden Inflationsdrucks könnten die Debatte darüber wiederbeleben, wann die Federal Reserve beginnen könnte, die Geldpolitik zu straffen. In den kommenden Tagen werden mehrere Fed-Sprecher auftreten, deren Kommentare genau analysiert werden dürften. Energiehändler werden die Abschaltung der größten US-Benzinpipeline nach einem Ransomware-Angriff im Auge behalten. Am Aktienmarkt wird das Tauziehen zwischen Value und Growth wahrscheinlich weitergehen, als die Gewinnsaison ihrem Ende zugeht. Auf der anderen Seite des Atlantiks gibt es aus Großbritannien die BIP-Daten zum ersten Quartal. Folgendes müssen Sie wissen, um informiert in die neue Handelswoche zu starten.
1. Inflationsängste
Die Zahlen zum US-Verbraucherpreisindex für April werden am Mittwoch auf dem Wirtschaftskalender dieser Woche rot eingerahmt sein, da die Anleger befürchten, dass der steigende Preisdruck die Fed veranlassen könnte, ihre geldpolitischen Unterstützungsmaßnahmen früher zurückzufahren.
Während die Inflation steigt, haben die Notenbanker der Fed wiederholt erklärt, dass der Anstieg auf vorübergehende Faktoren zurückzuführen ist.
Die Inflationszahlen folgen den Arbeitsmarktdaten vom Freitag, denen nach sich das Beschäftigungswachstum in den USA im letzten Monat stark verlangsamt hat. Die Wirtschaft hat nur 266.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, was weit unter den Prognosen von 978.000 Neustellen lag. Die unerwartet schwachen Daten ließen Zweifel an den Erwartungen einiger Anleger aufkommen, dass die Fed im Laufe dieses Jahres mit der Reduzierung ihrer Konjunkturhilfen beginnen könnte.
Der Erzeugerpreisindex ist am Donnerstag fällig, gefolgt von den Einzelhandelsdaten am Freitag. Die Einzelhandelsumsätze waren im März aufgrund der Stimulus-Schecks für die Amerikaner kräftig gestiegen. Dieser Effekt dürfte auch im April für Unterstützung sorgen.
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2. Pipeline-Schließung
Der führende US-amerikanische Kraftstoffpipeline-Betreiber Colonial Pipeline hat nach einem Cyber-Angriff mit Ransomware am Freitag sein gesamtes Netzwerk geschlossen, ohne zu sagen, wann es wieder geöffnet werden kann.
Colonial ist die Hauptbenzinquelle für die Ostküste und bedient auch einige der größten US-Flughäfen. Der Vorfall hat gezeigt, wie anfällig die US-Energieinfrastruktur für Hackerangriffe ist.
Ein längerer Ausfall des Netzwerks könnte Preiserhöhungen an den Tankstellen vor der Hochsaison im Sommer auslösen, ein potenzieller Schlag ins Portemonnaie der US-Verbraucher und gegen die Wirtschaft insgesamt, als gerade die Pandemiebeschränkungen gelockert werden.
Der Ausfall könnte möglicherweise auch Ölraffinerien an der Golfküste treffen, wenn Raffinerien gezwungen sind, die Rohölverarbeitung zu reduzieren, da ein Teil des Vertriebssystems außer Gefecht ist.
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3. Federal Reserve
Einige Anleger sind skeptisch gegenüber den Zusicherungen der Fed geworden, dass jegliche Inflation, die sich aus den massiven Konjunkturprogrammen der Regierung ergibt, vorübergehender Natur sein wird, als die Preise für alles, von Rohstoffen bis hin zu Immobilien, bereits stark gestiegen sind.
In den kommenden Tagen stehen mehrere Fed-Sprecher auf dem Kalender, darunter der stellvertretende Zentralbankvorsitzende Richard Clarida, der sich kurz nach der Veröffentlichung der Inflationszahlen am Mittwoch zu Wort melden wird.
Weitere Notenbanker, die sich während der Woche äußern werden, sind Fed-Gouverneurin Lael Brainard, der Präsident der Chicago Fed, Charles Evans, die Präsidentin der San Francisco Fed, Mary Daly, der New Yorker Fed-Präsident John Williams und der Präsident der Fed von Dallas, Rob Kaplan.
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4. Tauziehen am Aktienmarkt
Auch wenn einige Technologieaktien (NYSE:XLK) am Freitag nach dem enttäuschenden Stellenbericht einen Schub erhielten, sagen Portfoliomanager, dass die glänzenden Quartalsgewinne mehrerer Technologiegiganten in den letzten Wochen nicht ausreichen, um weiterhin übergroße Wetten auf den Sektor zu rechtfertigen.
Stattdessen sagen diese Fondsmanager, dass sie ihre Gelder weiterhin in Substanzwerte (NYSE:IVE) und zyklische Aktien umschichten - deren Entwicklung eng mit dem wirtschaftlichen Umfeld verbunden ist - in der Erwartung, dass die wirtschaftliche Erholung länger und gradueller als ursprünglich angenommen verlaufen wird.
Dieser Trend dürfte sich fortsetzen und die Anleger werden sich auch die Quartalsergebnisse von Unternehmen wie Disney (NYSE:DIS), Marriott International (NASDAQ:MAR), Airbnb (NASDAQ:ABNB) und Tyson Foods (NYSE: TSN) ansehen, als sich eine Berichtssaison zum ersten Quartal ihrem Ende zuneigt, die sich durch weit über den Erwartungen liegende Unternehmensgewinne auszeichnete.
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5. Britisches BIP
Großbritannien wird am Mittwoch die BIP-Daten zum ersten Quartal veröffentlichen, die den Erwartungen nach bestätigen werden, dass die Erholung von der Pandemie bereits im Gange ist.
Während erwartet wird, dass sich das Wachstum über die gesamte Berichtsperiode verringert hat, könnten die monatlichen Zahlen für März eine starke Erholung zeigen, da die Pandemierestriktionen dank der flächendeckenden Impfungen gelockert werden konnten.
Letzte Woche teilte die Bank of England mit, dass die Wirtschaft im letzten Quartal 2021, drei Monate früher als bisher angenommen, wieder ihre Größe vor der Pandemie erreichen werde, und erhöhte ihre Wachstumsprognose für 2021 von der Schätzung vom Februar von 5,0% auf 7,25%.
Das wäre das schnellste jährliche Wachstum seit 1941. Es folgt aber einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 9,8% in 2020, dem schwersten Einbruch seit mehr als 300 Jahren.
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-- Dieser Report entstand unter Mitwirkung von Reuters.