Investing.com - Viele Tech-Investoren fürchten derzeit die Inflation und die daraus erwachsenden Zinserhöhungen der Fed. Glaubt man den Analysten von Baird, dann werden sich einige Aktien des während der Corona-Pandemie so beliebten Sektors trotz höherer Inflationsraten und Zinssätze gut entwickeln.
Erst letzte Woche hatte die Federal Reserve ihren Leitzins zum ersten Mal seit 2018 wieder angehoben. Die Spanne der Fed Funds Rate erhöhte sich um 0,25 Prozent auf nun 0,25 bis 0,5 Prozent. Zugleich stellte die Notenbank aufgrund der höchsten Inflation seit mehr als 40 Jahren weitere Zinsschritte in Aussicht. So sagte Fed-Chef Jerome Powell, die Notenbank könne die Leitzinsen bei einer oder mehreren Sitzungen um mehr als einen Viertelpunkt anheben, falls nötig.
In Reaktion auf die aggressivere Gangart bei Zinserhöhungen gestalten sich die Finanzbedingungen in den USA mittlerweile so restriktiv wie seit September 2016. Das geht aus dem von der Chicago-Fed errechneten National Financial Conditions Index hervor.
Und auch der Anleihemarkt preist einen steileren Zinspfad ein. Während die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen mit 2,417 Prozent den höchsten Stand seit Mai 2019 erreicht hat, rentieren zweijährige Papiere bereits bei 2,14 Prozent - ebenfalls so hoch wie seit fast drei Jahren nicht mehr.
Der Realzins, der sich aus der Differenz der Rendite nominaler Staatsanleihen und den Inflationserwartungen errechnet, liegt jedoch nach wie vor deutlich im negativen Bereich - wenngleich die Tendenz inzwischen leicht steigend ist. Das liegt daran, dass die Inflationserwartungen in den letzten Monaten stärker gestiegen sind als die Nominalzinsen.
Ein niedriger zu erwartender Realzins führt in der Regel zu einem Anstieg der Unternehmensinvestitionen. Folglich steigt auch die Gesamtnachfrage. Unternehmen mit Preissetzungsmacht gegenüber Kunden, effizienter Kostenkontrolle und Größenvorteile haben dann meist die Nase vorn.
In der Presse dagegen liest man immer wieder, dass höhere Zinsen für Technologieunternehmen eine Belastung darstellen. Doch das betrifft vor allem jene, die noch kein Geld erwirtschaften und ihr Wachstum ausschließlich über Schulden finanzieren. Wachstumsstarke Unternehmen mit gesunden Bilanzen und soliden Wachstumsaussichten wie Apple (NASDAQ:AAPL), der Google-Mutterkonzern Alphabet (NASDAQ:GOOGL) oder der Facebook-Mutterkonzern Meta (NASDAQ:FB) tangiert dies hingegen weniger, so lange noch negative Realzinsen zu erwarten sind. Andererseits könnte ein übermäßig starker Zinsanstieg auch deren Bewertungen belasten.
Glaubt man Baird, so gibt es einige Technologiewerte, die dem aktuellen Umfeld trotzen und langfristig sogar davon profitieren können. Anfang des Monats veröffentlichte die Bank eine Empfehlungsliste gespickt mit Technologieaktien, die ihren Kunden bei der Aktienauswahl helfen soll. Auf der Liste standen Dutzende von Unternehmen, die in Sektoren wie Cloud-Software, Halbleiter, Internet und Gaming unterwegs sind.
Zu den wohl bekanntesten Titeln zählten der Online-Gigant Amazon (NASDAQ:AMZN), die Chiphersteller NVIDIA (NASDAQ:NVDA) und Intel (NASDAQ:INTC), der iPhone-Bauer Apple, der Gaming-Gigant Electronic Arts (NASDAQ:EA) und die Cloud-Kommunikationsplattform Twilio (NYSE:TWLO).
Besonders optimistisch beurteilen die Baird-Analysten Gaming-Aktien. Diese Gruppe bietet nach deren Einschätzung mehr Nutzen als einige gebührenpflichtige Entertainment-Angebote. Zudem sei die Branche "nur in sehr begrenztem Maße direkt von höheren Einkaufspreisen betroffen", schließlich erfolge die Bereitstellung der meisten Inhalte per Download.
Der VanEck Gaming ETF (NASDAQ:BJK), der Aktien wie Nvidia, Tencent (HK:0700), AMD (NASDAQ:AMD) und Activision (NASDAQ:ATVI) enthält, hat sich seit Jahresbeginn im Gleichschritt mit dem technologielastigen Nasdaq 100 entwickelt, der um 9,5 Prozent gefallen ist.
Wie dem auch sei: Baird zufolge gehört Electronic Arts zu den Unternehmen, die dank ihrer guten Ausgangsposition im Bereich Mobile und ihrer zahlreichen erfolgreichen Sporttitel der hohen Inflation trotzen können. Baird setzt für die EA-Aktie ein Kursziel von 165 Dollar, was einem Aufwärtspotenzial von 31 Prozent gegenüber dem aktuellen Kurs (125,5 Dollar) entspricht.
Für Electronic Arts ergibt sich laut InvestingPro ein fairer Wert für das Papier von 157,57 Dollar, woraus sich ein Ertragspotenzial von 25,5 Prozent ergibt. Die Konsensschätzung aus 28 befragten Analysten sieht den EA-Aktienkurs im Schnitt bei 165,59 Dollar.
Ebenfalls eine gute Wahl im Technologiesektor stellen Halbleiterwerte wie Intel und Nvidia (NASDAQ:NVDA) dar, die vom sich fortsetzenden Homeoffice-Trend profitieren könnten, so Baird. Für Nvidia nannte Baird ein Preisziel von 360 Dollar und 60 Dollar für Intel.
Chiphersteller wie Intel kündigten jüngst mehrere Investitionen in neue Fertigungsanlagen an, um so der aktuellen Halbleiter-Knappheit zu begegnen, die viele Unternehmen zur Drosselung ihrer Produktion gezwungen hat.
Nvidia und Intel kommen aktuell auf Fair Values im Bereich von 218,33 Dollar (-22,4 Prozent) und 71,94 Dollar (+39,4 Prozent).
Apple-Aktien, die in diesem Jahr um knapp 2 Prozent zurückgegangen sind, schafften es ebenfalls auf die Liste. Das Unternehmen sei gut positioniert, um gestiegene Kosten durch Weitergabe höherer Preise für seine Produktpalette bestehend aus iPhones, Macs und Smartwatches auszugleichen, meinen die Analysten, die für Apple einen Zielpreis von 190 Dollar auf 12-Monats-Sicht ansetzen.
Den quantitativen Modellen von InvestingPro zufolge liegt der Fair Value von Apple derzeit bei 159,84 Dollar. Daraus ergibt sich Stand heute ein Downside-Potenzial von knapp 8,2 Prozent.
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