PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Dienstag an die verhaltene Tendenz vom Vortag angeknüpft. Erneut hielt die anstehende US-Notenbanksitzung die Märkte in der Reserve. Der EuroStoxx 50 gab am späteren Vormittag um 0,23 Prozent auf 3596,03 Zähler nach. Der französische Cac 40 verlor mit 0,21 Prozent auf 6224,34 Punkte ähnlich stark, während sich der FTSE 100 mit 0,64 Prozent Anstieg auf 7353,28 Punkte besser schlug.
Vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank am Mittwoch werden sich aus Sicht von Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect die Marktteilnehmer tendenziell zurückhalten. An den Märkten gilt derzeit ein großer Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten durch die US-Notenbank als wahrscheinlichste Variante. Aber auch eine noch stärkere Erhöhung ist nicht ausgeschlossen. So hält Volkswirtin Tiffany (NYSE:TIF) Wilding eine Erhöhung um einen ganzen Punkt für möglich, um den Leitzins auf knapp über 2,5 Prozent - den von der Fed geschätzten langfristigen neutralen Zinssatz - zu bringen.
Bei der Entwicklung der einzelnen Sektoren hinterließen Quartalszahlen Spuren. So litten Einzelhandelswerte unter den schwachen Vorgaben von Walmart (NYSE:WMT) . Der größte US-Einzelhändler rechnet angesichts der hohen Inflation und des starken Dollar mit schlechteren Geschäften. Steigende Preise bei dringend benötigten Gütern wie Lebensmitteln und Benzin dämpften die Kauflust der Kunden bei anderen Produkten. Um insbesondere bei Kleidung die Lagerbestände weiter abzubauen, seien stärkere Rabatte nötig. Das kam am Markt nicht gut an. So fielen etwa Ahold um 1,6 Prozent.
Keine Begeisterung entfachten auch die Zahlen der UBS (SIX:UBSG) . Die Aktie brach um sechs Prozent ein. Analystin Flora Bocahut vom Investmenthaus Jefferies sprach von überraschend schwachen Zahlen für das zweite Quartal. Das Ausmaß des Rückgangs bei Gebühren und Provisionen habe die Erwartungen unterboten. Zudem habe sich das Wachstum in der Vermögensverwaltung bei der Großbank abgeschwächt.
Aber es gab auch positive Überraschungen. So ließen die Halbjahreszahlen Unilever (AS:ULVR) um 2,6 Prozent anziehen. Der Umsatz sei deutlicher als erwartet gestiegen, schrieb Analyst Bruno Monteyne von Bernstein Research. Auch die operative Gewinnmarge im ersten Halbjahr habe die Konsensschätzung übertroffen.
Gut kamen zudem die Zahlen von Easyjet (LON:EZJ) an. Der britische Billigflieger war wegen der zahlreichen Flugausfälle im abgelaufenen Quartal zwar in den roten Zahlen geblieben. Die Ergebnisse seien aber besser als erwartet ausgefallen, stellte Analyst Harry Gowers von JPMorgan (NYSE:JPM) fest. Easyjet zogen um 3,9 Prozent an.
Gewinne verzeichneten zudem die Ölwerte (NYSE:XLE). Ein Grund für die wieder gestiegen Ölpreise war die Verunsicherung wegen der Ankündigung aus Russland, die Erdgaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 von diesem Mittwoch an erneut zu reduzieren. Erdgas kann zum Teil durch Erdöl ersetzt werden, weshalb die Verunsicherung auch auf den Ölmarkt übergriff. Europa ist stark von russischen Gaslieferungen abhängig.