PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen haben am Freitag zaghafte Gewinne verzeichnet. Die Aussagen des US-Notenbank-Vorsitzenden Jerome Powell am Nachmittag auf der internationalen Notenbankkonferenz in Jackson Hole haben das Zeug, für stärkere Kursausschläge zu sorgen. Daher bleibt abzuwarten, ob die Tendenz an den Börsen nachhaltig ist.
"Spannend ist insbesondere die Frage, inwiefern Powell auf die an seine Person gerichtete Kritik des US-Präsidenten reagieren wird und welchen Pfad er für die zukünftige US-Geldpolitik aufzeichnet", hieß es in einem Kommentar der Postbank.
Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gewann gegen Mittag 0,18 Prozent auf 3425,25 Punkte. In Paris rückte der Cac 40 (CAC 40) um 0,20 Prozent auf 5430,27 Punkte vor. In London verharrte der FTSE 100 (GB0001383545) zuletzt bei 7563,22 Zählern.
Die Unsicherheit über den weiteren Kurs der US-Notenbank eröffnet Spielraum für Überraschungen. "Ein Wort von Powell genügt und es gibt heute noch starke Kursbewegungen", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Zudem stehen mit den Auftragseingängen langlebiger US-Wirtschaftsgüter am Nachmittag noch wichtige Konjunkturdaten an, die Auskunft über das Wachstumssenario der USA geben.
Einer der stärksten Sektoren war die Bankenbranche (Stoxx 600 Banks) mit 0,4 Prozent Aufschlag. Ein Bericht, wonach die beiden Banken Unicredit (MI:CRDI) und Societe Generale (SocGen) über verschiedene Optionen inklusive eines möglichen Zusammenschlusses verhandeln, sorgte für Aufmerksamkeit. Die Unicredit habe die Investmentbank Rothschild mit dem renommierten Berater Daniel Bouton angeheuert, um die verschiedenen Optionen zu prüfen, berichtete die Zeitung "Milano Finanza" ohne Nennung von Quellen. Unicredit kletterten um 0,9 Prozent und Societe Generale (9:SOGN) um 1,3 Prozent.
Autowerte (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) erholten sich unterdessen etwas von den Verlusten der Vortage. Die Branche gewann 0,5 Prozent. Der Technologiesektor (STOXX Europe 600 Technology) setzte mit 0,4 Prozent seinen Aufwärtstrend fort.
Am britischen Aktienmarkt profitierten die Aktien von Shire (3:SHP) von der US-Zulassung eines neuen Medikaments. Die Analysten von Jefferies bezifferten das Potenzial des Präparats auf 1,8 Milliarden Euro. Shire kletterten um 2,6 Prozent.
In Zürich brachen die Aktien von U-Blox (5:UBXN) um nach Zahlen und gesenkten Jahreszielen um 17,5 Prozent ein und sackten auf den tiefsten Stand seit März 2015. Der einzige reine Internet-der-Dinge-Anbieter der Schweiz hatte mit einem Ergebnis im ersten Halbjahr enttäuscht und zudem eine Umsatz- und Gewinnwarnung ausgegeben.