PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Eine Reihe gut aufgenommener Unternehmenszahlen hat Europas Börsen am Dienstag Schwung gegeben. Am späten Vormittag legte der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) um 0,77 Prozent auf 3516,86 Punkte zu. Damit knüpfte der Leitindex der Eurozone an die moderaten Gewinne zum Wochenauftakt an. Für den Pariser Cac 40 (CAC 40) ging es zuletzt um 0,45 Prozent auf 5592,05 Punkte hoch.
Der Londoner FTSE 100 (GB0001383545) gewann kurz vor der Entscheidung über den neuen britischen Premierminister 0,72 Prozent auf 7568,93 Zähler. Der umstrittene konservative Politiker Boris Johnson wird nach jüngsten Umfragen den Konkurrenzkampf mit dem amtierenden Außenminister Jeremy Hunt um den Parteivorsitz - und damit auch um das Amt des Regierungschefs - klar für sich entscheiden. Um die Mittagszeit will die Partei, deren Mitglieder das letzte Wort haben, das Wahlergebnis bekannt geben.
Im europäischen Sektorvergleich hatten Autotitel die Nase vorn: Der Subindex (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) im marktbreiten Stoxx Europe 600 legte um gut dreieinhalb Prozent zu. Als Zugpferde erwiesen sich die deutlichen Kursgewinne bei Daimler (4:DAIGn) und Continental (4:CONG).
Der Autobauer profitierte vom Einstieg von Baic Motor, einer in Hongkong gelisteten Tochter der chinesischen Beijing Automotive Group Co. (Baic). Die Schwaben sind bereits seit 2013 an Baic Motor beteiligt. Die Gewinnwarnung des Zulieferers Continental überraschte den Markt derweil nicht. Analysten hatten zudem bereits mit einer Gegenbewegung der Aktie nach der schwachen Entwicklung der vergangenen zwölf Monate gerechnet.
Stark zeigte sich auch der Bankenindex (Stoxx 600 Banks) mit einem Plus von mehr als einem Prozent. Die Aktien von Santander (11:SAN) zählten mit einem Kursanstieg von knapp drei Prozent zu den Favoriten der Anleger im EuroStoxx. Die spanische Großbank verzeichnete im zweiten Quartal wegen der Kosten für den Konzernumbau zwar einen Gewinnrückgang. Um diesen und andere Sondereffekte bereinigt fiel das Ergebnis aber ein wenig besser als erwartet aus. Der Schweizer Konkurrent UBS (1:UBS) konnte trotz eines Einbruchs im Investmentbanking den Gewinn überraschend steigern, was ihm ein Kursplus von über anderthalb Prozent bescherte.
Auch andere an der Schweizer Börse notierte Unternehmen beglückten die Anleger. So legten die Papiere des Halbleiterherstellers AMS (0:AMSz) dank guter Quartalsresultate um rund zwei Prozent zu - zeitweise schafften sie es sogar auf den höchsten Stand seit Oktober. Zudem ist eine mögliche Übernahme von Osram (104:OSRn) noch nicht vom Tisch. AMS hatte letzte Woche über Gespräche mit dem Beleuchtungsspezialisten über eine mögliche Transaktion berichtet, diese aber kurze Zeit später als beendet bezeichnet.
Aktien von Lindt & Sprüngli (0:LISNz) verteuerten sich nach der Zahlenvorlage des Schokoladenherstellers um fast vier Prozent. Für Anteilsscheine von Kuehne + Nagel (0:KNINz) ging es um gut zwei Prozent hoch. Von Analysten hieß es, das Transportunternehmen habe sich im zweiten Quartal in einem schwierigen Umfeld nicht schlecht geschlagen.
Eine Anhebung der Preise für warmgewalzten Flachstahl ließ derweil den Aktienkurs des weltgrößten Stahlproduzenten ArcelorMittal um fast fünf Prozent zulegen.
Zu den wenigen Verlierern im europäischen Branchentableau zählten die Indizes der Einzelhändler (STOXX Europe 600 Retail), Immobilien- (STOXX Europe 600 RE Cap EUR Price) und Reiseunternehmen (Stoxx 600 Travel & Leisure PR) sowie der Energieversorger (STOXX Europe 600 Utilities).