Investing.com - Die asiatischen Börsen sind am Freitag von schwachen Konjunkturdaten deutlich unter Druck gesetzt worden. Neue Wachstumsdaten aus China fielen sehr schwach aus und erhöhten die Konjunktursorgen.
Zum Donnerstag einigten sich Großbritannien und die Europäische Union auf einen Brexit-Vertrag und sorgten damit für eine Stimmungsaufhellung und steigende Risikobereitschaft der Marktteilnehmer. Das dürfte nun erst einmal futsch sein.
Die chinesische Wirtschaft musste einen weiteren Dämpfer hinnehmen. Mit 6 Prozent fiel das Wachstum im dritten Quartal so gering aus wie seit mehr als 27 Jahren nicht mehr. Von Investing.com befragte Volkswirte hatten mit einem Bruttoinlandsprodukt von 6,1 Prozent gerechnet. Vor allem der Handelskrieg mit den USA bremste die zweitgrößte Volkswirtschaft auf der ganzen Welt.
"Das Momentum hat sich seit der zweiten Jahreshälfte 2018 abgeschwächt, was auf die Industrieschwäche und die moderatere Konsumnachfrage zurückzuführen ist", zitierte Bloomberg Li Wei, Senior Economist bei Standard Chartered (LON:STAN).
"Der anhaltende Streit zwischen den USA und China, der mittlerweile über den bloßen Handel hinausgeht, hat die Stimmung stark beeinträchtigt. Es sind weitere politische Impulse zu erwarten, da das Wachstum nun kurz davor steht, unter das offizielle Ziel zu fallen."
Pekings offizielles Wachstumsziel in diesem Jahr liegt zwischen 6 bis 6,5 Prozent.
Auch andere Analysten sehen die jüngsten Wachstumszahlen aus China kritisch.
"Trotz eines stärkeren Septembers sollte sich der Druck auf die Wirtschaftstätigkeit in den kommenden Monaten verstärken", sagte Julian Evans-Pritchard, Senior China Economist bei Capital Economics.
"Die Abkühlung der globalen Nachfrage wird die Exporte weiterhin belasten, die fiskalischen Restriktionen führen dazu, dass die Infrastrukturausgaben kurzfristig zurückgehen werden und der jüngste Boom im Immobiliensektor dürfte sich abschwächen", schrieb er in einem Artikel auf CNBC.
Unterdessen erhöhte die chinesische Industrie ihren Output im September deutlich stärker als erwartet. Im Jahresvergleich stieg die Industrieproduktion um 5,8 Prozent. Erwartet wurden 5 Prozent.
Die Umsätze im chinesischen Einzelhandel wuchsen erwartungsgemäß um 7,8 Prozent.
Auch die Investitionen in Anlagen trafen mit 5,4 Prozent in der Jahresrate die Erwartung der Volkswirte.
Belastet von den BIP-Daten haben die chinesischen Aktien nachgegeben. Der Shenzhen-Component, der 500 chinesische A-Aktien umfasst, verliert 0,43 Prozent, während der CSI 300, der die 300 wichtigsten Aktien an Chinas Festlandsbörsen beinhaltet, um 0,65 Prozent nachgibt. Für den Shanghai-Composite geht es um 0,59 Prozent nach unten. Der ChiNext, der mit der US-amerikanischen Nasdaq verglichen wird, fällt 0,19 Prozent auf 1.971 Punkte.
Der USD/CNY bewegte sich kaum und notierte auf 7,0774.
Der Hang Seng-Index verliert 0,16 Prozent.
Am Donnerstag sagte Peking, dass beide Seiten eine Einigung so bald wie möglich erzielen können. Voraussetzung auf ein umfassendes Handelsabkommen sei jedoch die Aufhebung der Zölle im Dezember.
"Das ultimative Ziel beider Seiten für die Verhandlungen ist es, den Handelskrieg zu beenden und alle zusätzlichen Zölle zu beseitigen", sagte der Sprecher des chinesischen Handelsministeriums, Gao Feng. "Das ist gut für China, gut für die USA und gut für die Welt."
"Die USA und China sprechen immer noch von einem Handelsabkommen, was ein positives Zeichen ist“, sagte Sean Callow von der australischen Westpac Banking Corporation. "Der nächste wichtige Termin ist wohl der APEC-Gipfel in Chile Mitte November."
Japans Nikkei 225 gewinnt 0,21 Prozent. Südkoreas KOSPI verliert 0,31 Prozent.
Der australische S&P/ASX 200 gibt um 0,56 Prozent nach.
von Robert Zach