Investing.com - Die Börsen waren am Montag kurzzeitig unter Druck geraten, nachdem ein britischer Regierungsvertreter erklärt hatte, dass eine neue, ansteckendere Variante des Coronavirus "außer Kontrolle" sei. Goldman Sachs (NYSE:GS) wies zudem auf drei Schlüsselrisiken hin, die die Aktienmärkte im Jahr 2021 belasten und für eine umfassendere Korrektur sorgen könnten.
Obwohl die US-Großbank für den S&P 500 ein Jahresendziel von 4.300 Punkten anpeilt - was etwa 16,4 Prozent oberhalb des Schlusskurses vom Montag liegt - müssen die Aktien zunächst mehrere Hürden überwinden, um die Rallye fortsetzen zu können.
Trotz der Corona-Pandemie, die die US-Wirtschaft zeitweise in Schutt und Asche legte, konnte die Wall Street dank massiver geldpolitischer Impulse der Federal Reserve (Fed) und Fiskalausgaben der Regierung von einer nie dagewesenen Dimension, ihre Verluste aus dem Corona-Crash im Februar/März komplett aufholen und sogar neue Rekordhochs erreichen. Der Dow Jones weist seit Jahresbeginn ein Plus von 5,88 Prozent auf und für den S&P 500 steht ein Plus von 14,37 Prozent zu Buche. Der Nasdaq 100 steht sogar 45,3 Prozent höher.
David Kostin, Goldmans Chefstratege für US-Aktien, erklärte, dass die Verteilung des Covid-19-Impfstoffs, ein Anstieg der Inflation und der Zinssätze sowie die politische Unsicherheit rund um die Senatswahlen in Georgia "Abwärtsrisiken für (die bullische Aktienmarkt-Prognose) darstellen."
Damit sich die wirtschaftliche Aktivität wieder erholt und der S&P die Marke von 4.300 Punkten erreicht, muss die Verbreitung von Impfstoffen reibungslos funktionieren, sagte er.
"Kern unserer Börsenprognose ist die Annahme, dass bis zum Halbjahr 2021 ein wirksamer Impfstoff verfügbar ist und in den USA auf breiter Basis verbreitet wird", schrieb Kostin.
Pfizer (NYSE:PFE) ist gerade dabei, den Impfstoff an Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen und Bewohner von Langzeitpflegeeinrichtungen zu verteilen. Seit Sonntag liefert Moderna (NASDAQ:MRNA) seinen neu zugelassenen Impfstoff landesweit aus.
Dennoch gibt es noch immer viele Fragen darüber, wie eine großflächige Durchimpfung aussehen soll, und wie viele Menschen am Ende tatsächlich bereit sein werden, sich gegen die Krankheit impfen zu lassen.
"Ein Ungleichgewicht zwischen Impfstoffangebot und -nachfrage würde ein Abwärtsrisiko für unsere Prognose darstellen, ebenso wie eine langsamer als erwartete Erholung der Verbraucheraktivitäten, selbst wenn die Verteilung reibungslos verläuft", erklärte Goldman Sachs.
Kostin warnte auch, dass ein stärker als erwarteter Anstieg der Zinssätze und der Inflation den S&P 500 am Erreichen des Kursziels von 4.300 Punkten hindern könnte.
"Einige Investoren befürchten, dass eine sich erholende Wirtschaftsaktivität, zusätzliche fiskalische Impulse und anhaltende Asset-Käufe der Fed zu einem Inflationsschub und einem Anstieg der Treasury-Renditen im Jahr 2021 führen könnten", sagte er.
Der Kongress einigte sich vor kurzem auf ein 900 Milliarden Dollar schweres Hilfspaket, das Millionen von Amerikanern vor dem Verlust ihres Arbeitslosengeldes bewahren soll.
Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe liegt derzeit bei 0,918 Prozent. Im historischen Vergleich ist dies gering, aber Kostin zufolge ist das Tempo, mit dem die Renditen steigen, von entscheidender Bedeutung. Renditen bewegen sich umgekehrt zu den Anleihekursen.
"Aktien waren historisch gesehen in der Lage, allmählich steigende langfristige Zinssätze zu verkraften, vor allem wenn sie von steigenden Wachstumserwartungen begleitet waren", führte er aus. "Allerdings sind die Aktienrenditen historisch gesehen gesunken, wenn die Zinsen um mehr als 2 Standardabweichungen in einem Monat steigen."
Und schließlich sei die Präsidentschaftswahl zwar vorbei, aber mit den Senatswahlen in Georgia am 5. Januar sowie den anstehenden Kartellklagen gegen Facebook (NASDAQ:FB) und Alphabet (NASDAQ:GOOGL) bleibe immer noch ein politisches Risiko bestehen, so Goldman.
Obwohl diese Unsicherheiten Risiken für die Aktienmärkte darstellen könnten, geht das renommierte Bankhaus davon aus, dass sich alle Unsicherheiten letztlich zugunsten der Aktien auflösen.
Goldman prognostiziert, dass eine breite Nutzung effektiver und sicherer COVID-19-Impfstoffe das S&P 500 EPS auf 175 Dollar steigern kann. "Wir gehen davon aus, dass das Zinsumfeld weiterhin die hohen absoluten Bewertungsmultiples stützt", sagte die Wall-Street-Bank. Gleichzeitig geht sie davon aus, dass die US-Notenbank Fed bis 2024 die Füße stillhalten wird. Bis Ende 2021 sieht Goldman die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen bei 1,3 Prozent.
Die Fed hatte im März die Zinsen rasch auf zwischen 0 und 0,25 Prozent gesenkt und zudem einige Hilfsprogramme aufgelegt. Dadurch sollte die durch Corona angeschlagene Wirtschaft stabilisiert und später angekurbelt werden. In ihren aktuellen Dots geht die US-Notenbank davon aus, dass die Zinsen bis mindestens Mitte 2023 auf dem aktuellen Niveau bleiben werden.
Das monatliche Kaufprogramm in Höhe von mindestens 120 Milliarden Dollar soll zudem so lange fortgesetzt werden, "bis weitere substanzielle Fortschritte in Richtung der Ziele des (FOMC) für maximale Beschäftigung und Preisstabilität erzielt wurden".
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