PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Kräftige Kursgewinne an den US-Börsen nach vier verlustreichen Handelstagen haben auch den großen europäischen Börsen am Donnerstag Anschub verliehen. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) als Leitindex für die Eurozone stieg um 0,73 Prozent auf 4299,61 Punkte. Damit setzte sich das jüngste Auf und Ab des Index um die Marke von 4300 Zählern fort. Auch die Handelsplätze Madrid und Mailand meldeten Kursgewinne.
Rückenwind für Aktien gab es vom US-Anleihemarkt, wo die Renditen zuletzt nicht mehr weiter gestiegen sind. Die zunehmende Erwartung steigender Zinsen in den USA als Folge der hohen Inflation hatte die Renditen in den vergangenen Wochen stark nach oben getrieben. Das wiederum hatte vor allem die zinsabhängigen und teils hoch bewerteten Technologieaktien belastet.
In Paris rückte der Cac 40 (CAC 40) um 0,30 Prozent auf 7194,16 Punkte vor. Der FTSE 100 in London gab dagegen um 0,06 Prozent auf 7585,01 Punkte nach. Hier belasteten die Kursverluste großer Rohstoffkonzerne wie BP (3:BP), Shell (7:RDSa) und Glencore (3:GLEN).
Zu den Verlierer zählten die Ölwerte (STOXX Europe 600 Oil & Gas), nachdem der jüngste Höhenflug der Ölpreise eine Pause eingelegt hatte. "Die Internationale Energieagentur (IEA) erhöhte ihre Prognose für die weltweite Ölnachfrage im laufenden Quartal entgegen der Aussage ihres Chefs von letzter Woche nicht", merkte Rohstoffanalyst Carsten Fritsch von der Commerzbank (DE:CBKG) dazu an. Zwar spreche die IEA von einer angespannteren Marktbilanz, sie prognostiziere für dieses Jahr aber weiterhin einen beträchtlichen Angebotsüberschuss am Ölmarkt.
Auf der Gewinnerseite standen Vivendi (9:VIV) mit plus 1,5 Prozent und Prosus mit plus 6,5 Prozent an der Spitze des EuroStoxx 50. Goldman Sachs (NYSE:GS) hatte die Aktien des Medienkonzerns und des Internet-Investors mit "Buy" in die Bewertung aufgenommen. Der europäische Internet- und Mediensektor dürfte in den kommenden Jahren von einer starken Digitalisierung der Wirtschaft profitieren, hieß es.
Nur vorübergehend für Erleichterung sorgte bei den Aktionären von Unilever (3:ULVR) eine Meldung zur geplanten Übernahme der Konsumgütersparte von GlaxoSmithKline (3:GSK). Unilever will sein Kaufangebot für diese Sparte nicht erhöhen. Der Unilever-Kurs reagierte darauf zunächst mit Gewinnen, drehte am Nachmittag jedoch wieder ins Minus. Analysten hatten moniert, dass Unilever mit diesem Zukauf viel Wert vernichten würde.
Die Berg- und Talfahrt bei der Aktie des Impfstoffherstellers Valneva (PA:VLS) ging unterdessen weiter. Nach den Verlusten zu Jahresbeginn ging es nun um fast 20 Prozent aufwärts. Auslöser war die Meldung des Unternehmens, dass drei Verabreichungen des Vakzins VLA2001 im Versuch die Omikron-Variante von Covid-19 neutralisiert hätten.