Investing.com – Der Dax konnte bis zum Mittag seine Verluste leicht einschränken, rutschte dann im Nachhinein wieder etwas weiter ab. Zur jetzigen Stunde notiert der deutsche Leitindex ein Minus von 0,12% auf 8.795,00 Punkte. In der zweiten Reihe verzeichnen der MDax und der TecDax Abschläge von jeweils 0,53% auf 15.340,08 Punkte und 0,83% auf 1.090,14 Zähler.
Die Ungewissheit an den Märkten bezüglich des Ausgangs der US-Haushaltskrise nimmt bei drohendem eines unmittelbaren US-Defaults weiter zu. Zusätzlich nutzen Börsianer in Frankfurt die Gelegenheit nach der gestrigen Kursrally, die den Dax auf einen neuen Rekordschlusskurs bei 8.804,44 Punkten hievte, für Gewinnmitnahmen.
Es wird erwartet, dass der US-Senat heute bei seiner für 18:00 Uhr (MEZ) vorgesehenen Sitzung ein Übergangsbudget zur transitorischen Anhebung der Schuldenobergrenze verabschieden wird, um die Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. Fraglich bleibt, ob die Republikaner Führung im US-Repräsentantenhaus dem Gesetzentwurf zustimmen werden. Die gespaltene Oppositionspartei hatte am Vortag vergebens versucht sich auf einen Alternativvorschlag zu einigen. Die rechtsgeprägte Faktion der Republikaner, die sogenannte „Tea Party“ besteht darauf, eine Zustimmung zur Anhebung des Schuldenlimits von Einschnitte des Gesundheitssystems „Obamacare“ abhängig zu machen. Auch ist eine Sitzung im Repräsentantenhaus um 14:00 (MEZ) geplant.
Auf dem Spiel steht nicht nur die Solvenz der USA, sondern auch die Arbeitsstellen von zahlreichen Staatsbeamten, die seit am 1. Oktober ein partieller Verwaltungsstillstand eingetreten ist, im Zwangsurlaub sind.
Am Vortag hatte bereits die Ratingagentur Fitch ein Warnsignal abgegeben und den USA vor dem Hintergrund des US-Etatstreits mit einer Herabstufung ihrer Bestnote "AAA" gedroht. Den Ausblick Treasury Bonds setzte die Agentur auf negativ.
Von Konjunkturseite ist im September die jährliche Inflationsrate im Euroraum auf 1,1% gesunken und liegt somit auf dem tiefsten Stand der letzten drei Jahre, meldete heute die europäische Statistikbehörde Eurostat. Ein Jahr zuvor hatte sie noch bei 2,6% gelegen. Gegenüber dem Vormonat stiegen die Verbraucherpreise um 0,5%. In der gesamten EU belief sich die jährliche Teuerungsrate im Vorjahresvergleich auf 1,3%. Gegenüber August betrug sie 0,4%.
Zum anderen hat im August die Währungsunion einen Überschuss im Warenverkehr von 7,1 Mrd. Euro ausgewiesen, was deutlich unter den 18 Mrd. Euro im Juli lag. Im Vorjahresvergleich nahm das positive Saldo dagegen um 2,5 Mrd. zugenommen, teilte Eurostat in einer separaten Meldung mit.
Unterdessen konnte sich heute Deutschland zu wieder deutlich niedrigeren Zinsen frisches Geld am Primärmarkt beschaffen. Bei der Auktion von zweijährigen Bonds mit einem Kupon von 0,25%, lag die Durchschnittsrendite bei 0,19%. Die Nachfrage war bei einer Überzeichnung von 2,3 hoch. Bei der letzten vergleichbaren Versteigerung hatte der Schatz den Investoren noch einen Zins von 0,22% bieten müssen. Damals hatte das Cover Ratio lediglich 1,6 betragen.
Die zunehmende Risikoaversion angesichts der heiklen US-Haushaltskrise begünstigt wieder die Finanzierungsbedingungen des deutschen Staats.
In Portugal dagegen haben sich die Finanzierungskosten für den Staat wieder deutlich verteuert. Bei einer Versteigerung von 3- und 9-Monate Schuldtiteln konnte der portugiesische Schatz zwar den angepeilten Höchstbetrag von 1,5 Mrd. Euro in seine Kassen spülen, doch verlangten die Anleger deutlich höhere Zinsen. Die Rendite für 3-Monate und 9-Monate Bonds belief sich auf jeweils 1,16% gegenüber den 1,08% im September und auf 1,71% gegenüber den 1,81% der letzten Vergleichbaren Auktion in August.
An den europäischen Aktienmärkten notieren praktisch alle Leitindexe im Rot. Der FTSE 100 gibt um 0,42% nach, der CAC 40 verliert 0,77% und der Ibex 35 sackt um 0,02% ab. Ausschließlich der FTSE MIB verzeichnet zur jetzigen Stunde einen Gewinn von 0,64%.
Am Frankfurter Parkett führt die Commerzbank die Gewinnerliste im Dax bei einem Plus von 1,58% an. Topwerte im MDax und TecDax sind derzeit ProSiebenSat. 1 und Telefónica Deutschland bei Anstiegen von 1,48% und 2,08%. Die größten Verluste weisen momentan Adidas, Evonik Industries und Aixtron auf bei Abschlägen von jeweils 1,56%, 2,84% und 3,62%.