Es ist kein Geheimnis, dass die bisher größten Gewinner am Aktienmarkt in diesem Jahr vor allem aus dem Technologiesektor kommen. Und doch ist die jüngste Analyse von David Kostin, Chefanalyst für den US-Aktienmarkt bei Goldman Sachs ziemlich schockierend.
In einer Kundenmitteilung, die vor einer Woche verschickt wurde, hob Kostin hervor, dass lediglich eine einzige Aktie für mehr als ein Drittel der Gesamtrendite des S&P 500 im ersten Halbjahr 2018 von 3% aufkam: Amazon (NASDAQ:AMZN), dessen 48 prozentiger Kursanstieg in diesem Jahr 36% der Gesamtperformance des S&P, einschließlich Dividenden, in diesem Jahr erwirtschaftete.
Mit diesen Daten im Hinterkopf kommt es nicht wirklich als Überraschung, dass von allen großen US-Aktienindizes der NASDAQ an der Wall Street am besten gelaufen ist. Der technologielastige Index ist in diesem Jahr bisher um 12% gestiegen, gefolgt vom S&P 500, der um 4% höher liegt. Der Dow unterdessen hinkte hinterher und hat in diesem Jahr magere 0,2% hinzugewonnen.
Angesichts dieser Entwicklung sollte es kaum erstaunen, wie stark die Gewinne im Technologiesektor aus dem Rahmen fallen. Um zu verstehen, wie groß der Schub ist, den der SPX von Technologieaktien bekommen hat, ziehen Sie die erheblichen Kursgewinne von Microsoft (NASDAQ:MSFT) (+19% in diesem Jahr), Apple (NASDAQ:AAPL) (+12%) und Netflix (NASDAQ:NFLX) (+118%) hinzu—dann sind diese vier Werte für 84% des gesamten Anstiegs des Index in diesem Jahr verantwortlich.
Nimmt man dann noch Facebook (NASDAQ:FB) (+16%) und Google-Mutter Alphabet (NASDAQ:GOOGL) (+10% YTD) in die Rechnung hinein, dann hat man 99% der Zunahme des S&P 500 in diesem Jahr. Eine weitere erstaunliche Tatsache: Kommen dann noch Adobe (+42%) und NVIDIA (NASDAQ:NVDA) (+28%) Anteile hinzu, dann stehen die acht aufgeführten Aktientitel für 110% der gesamten Aufwärtsbewegung S&P in diesem Jahr.
Diese Ergebnisse bestätigen den anhaltenden Erfolg großer Wachstumspapiere, stellt Kostin fest, der auch für die Zukunft mit einer starken Entwicklung von finanzkräftigen Firmen rechnet. “Im Kontrast zur Vergangenheit sind viele der Unternehmen mit den stärksten Bilanzen heutzutage auch die mit dem stärksten Wachstum.” schreibt er.
Wirft man den Blick in die zweite Jahreshälfte, dann dürften Technologiefirmen aus dem Dienstleistungssektor, insbesondere die FAANG Gruppe—Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google parent Alphabet—weniger von den wachsenden Handelshemnissen betroffen sein, als US-Technologiefirmen generell. Das liegt daran, dass FAANGs vor allem auf Softwaredienstleistungen konzentriert sind, sodass ihre Wertschöpfungsketten weniger in China liegen, als die von Hardwareherstellern, die typischerweise Fabriken in China haben, meint Ingvild Borgen Gjerde, Ökonom bei Capital Economics.
Zweitens sind die meisten unter den FAANGs kaum von Umsätzen in China abhängig, da sie alle mit großen chinesischen Wettbewerbern zu kämpfen haben, die die gleichen Dienste anbieten und den Heimatmarkt dominieren, so Borgen Gjerde. Allerdings sind die Unternehmen hochgradig zyklisch.
Sollte ein Handelskrieg eine Wachstumspause auslösen, dann könnten sie dennoch den Folgen ausgeliefert sein. "Wir denken, dass das Umsatzwachstum der FAANG-Unternehmen weiterhin hochgradig abhängig vom gesamten Wachstum der Wirtschaft bleibt, und sollte dieses fallen, dann werden die Unternehmensgewinne ebenfalls fallen.” sagte der Ökonom und warnte, dass sollten die Handelskonflikte aus dem Ruder geraten, dann "erhöht sich das Risiko, dass es dazu eher früher als später kommen wird.”.