Mit den US-Börsen ging es am Freitag steil bergab. Der Dow Jones und der S&P 500 erlebten ihre schlimmste Woche seit Monaten. Der Grund: die US-Notenbank Federal Reserve. Hintergrund sind Sorgen, dass die Währungshüter früher als erwartet ihre Geldpolitik straffen könnten, was den Markt verunsicherte.
Der Dow Jones Industrial Average der US-Standardwerte verzeichnete einen Wochenverlust von 3,5% - den größten Rückgang seit Oktober. Vor allem Value-Aktien flogen aus den Depots der Anleger. Der marktbreitere S&P 500 büßte 1,9% an Wert ein und erlebte damit den größten Kursverlust seit Februar.
Der NASDAQ Composite entwickelte sich dagegen besser und verlor im gleichen Zeitraum lediglich 0,3%.
Auch in dieser Woche gibt es wieder eine Reihe hochkarätiger Gewinnberichte von Unternehmen wie Nike (NYSE:NKE) und FedEx (NYSE:FDX) sowie eine wichtige Kongressanhörung von Fed-Chef Jerome Powell. Für die Wall Street dürfte es also eine geschäftige Woche werden.
Unabhängig davon, in welche Richtung der Markt geht, werden wir im Folgenden eine Aktie eingehender beleuchten, die gekauft werden dürfte, und eine andere, mit der es weiter bergab gehen könnte.
Zur Erinnerung: die Prognose bezieht sich lediglich auf die kommende Handelswoche.
Kaufempfehlung: Amazon
Für Amazon.com (NASDAQ:AMZN) beginnt am Montag um 9:00 Uhr morgens der alljährliche Prime Day - eines der größten Shopping-Events aller Zeiten.
Das zweitägige Event, das Prime-Mitgliedern die Chance gibt, unschlagbare Schnäppchen zu machen, bietet laut dem Online-Giganten Rabatte auf mehr als zwei Millionen Artikel.
Obwohl der E-Commerce-Riese keine offiziellen Verkaufszahlen für den Prime Day veröffentlicht, glauben viele Experten, dass die diesjährigen Online-Ausgaben die des letzten Jahres in den Schatten stellen werden.
Laut dem digitalen Forschungszweig des Softwareunternehmens Adobe (NASDAQ:ADBE) wird für den Amazon Prime Day 2021 ein Umsatz von 11 Milliarden US-Dollar prognostiziert, gegenüber 10,4 Milliarden US-Dollar beim letztjährigen Event, das aufgrund der COVID-19-Pandemie im Oktober stattfand.
Darüber hinaus gaben 6 von 10 befragten Amerikanern an, dass sie in diesem Jahr während des Prime Day auf Shoppingtour gehen wollen.
"Wir erwarten, dass der Prime Day in diesem Jahr das Niveau des Cyber Monday aus dem Jahr 2020 schlagen wird", so Jason Woosley, Vizepräsident für Commerce-Produkte und Plattformen bei Adobe Experience Cloud.
Die AMZN-Aktie schloss am Freitag bei 3.486,90 US-Dollar und damit weniger als 2% unter ihrem im September erreichten Rekordhoch von 3.552,25 US-Dollar.
Mit einer Bewertung von 1,76 Billionen Dollar ist der in Seattle, Washington, ansässige E-Commerce- und Cloud-Riese das drittwertvollste Unternehmen an der US-Börse, hinter Apple (NASDAQ:AAPL) und Microsoft (NASDAQ:MSFT).
Dennoch war Amazon in diesem Jahr unter den großen Tech-Unternehmen ein relativer Underperformer und legte 2021 bislang nur um etwa 7% zu. Das liegt freilich auch daran, dass die im Zuge der Pandemie erlassenen Beschränkungen gelockert wurden und die Verbraucher wieder vermehrt in den stationären Einzelhandel strömen.
Allerdings hat sich die Aktie in letzter Zeit erstaunlich gut entwickelt und ist in sieben der letzten neun Handelssitzungen gestiegen und das trotz der allgemeinen Marktvolatilität.
Trotz der Sorgen bezüglich einer drohenden Kartellrechtsreform - der Justizausschuss des US-Repräsentantenhauses will diese Woche über ein Paket aus sechs Kartellgesetzen abstimmen, die auf die Marktmacht von Big Tech abzielen - stellt die AMZN-Aktie in dieser Woche eine attraktive Wette dar, da Investoren auf Kosten von konjunkturabhängigen Branchenwerten (Industrie, Werkstoffe und Finanzen) wieder in Tech-Aktien investieren.
Verkaufsempfehlung: Bank of America
Apropos Finanzwerte: Die Aktien der Bank of America (NYSE:BAC) dürften in den kommenden Tagen erneut unter Druck geraten. Denn die Anleger sorgen sich um die negativen Auswirkungen der geldpolitischen Wende der US-Notenbank Fed auf das Ergebnis der Großbank.
Finanzaktien aller Größenordnungen gaben letzte Woche ab, nachdem Vertreter der Fed signalisiert hatten, dass die Zinsen aufgrund der steigenden Inflation früher und schneller steigen müssen, als sie bisher erwartet hatten.
Die hawkische Wende der Fed löste eine enorme Neupositionierung an den globalen Finanzmärkten aus, auch bei Anleihen.
Die US-amerikanische 10-jährige Rendite sprang nach dem Update der Fed auf bis zu 1,59%, fiel aber bis Freitagnachmittag wieder auf etwa 1,44% zurück. Sorgen über die zukünftigen Wachstumsaussichten der Wirtschaft waren für den Rückgang der Renditen verantwortlich.
Niedrigere Kapitalmarktzinsen schaden den Zinserträgen, die die Banken mit ihren Kreditprodukten erwirtschaften, sprich der Nettozinsmarge - der Differenz zwischen den von den Banken erwirtschafteten Zinserträgen und den an ihre Einleger ausgezahlten Zinsen.
In Anbetracht der heftigen Umschichtungen auf dem Anleihemarkt erscheint die BAC-Aktie auf kurze Sicht anfällig für einen tieferen Pullback.
Die Bank of America hat die meiste Zeit dieses Jahres von einer sich erholenden Wirtschaft, robusten Investmentbanking-Aktivitäten und einer Verringerung des Kreditausfallrisikos profitiert.
Nachdem die BAC-Aktie jedoch am 3. Juni mit 43,49 US-Dollar ihr höchstes Niveau seit März 2008 erreicht hatte, verlor sie seither an Schwung und fiel um etwa 11%, um am Freitag zu einem Kurs von 38,78 US-Dollar aus dem Handel zu gehen.
Trotz der jüngsten Verluste haben die Aktien des in Charlotte, North Carolina, ansässigen Kreditgebers im Jahr 2021 um 28% zugelegt.
Auf dem aktuellen Niveau kommt die BofA auf eine Marktkapitalisierung von rund 332,3 Milliarden US-Dollar und ist damit das zweitgrößte US-Bankinstitut hinter JPMorgan (NYSE:JPM) Chase (NYSE:267|JPM}}).
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