Inflationssorgen unterbrechen Aufwärtsbewegung: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche nachgegeben. Dafür verantwortlich waren vor allem Kursverluste infolge anziehender Renditen bei Staatsanleihen, namentlich US-amerikanischer. Diese wiederum erklärten sich aus den wieder aufgekommenen Spekulationen über eine steigende Inflation aufgrund der milliardenschweren Konjunkturpakete. Höhere Zinsen als Folge von wachsenden Teuerungsraten lassen Anleihen gegenüber Aktien attraktiver werden. Wir stellen den Marktkommentar von Robert Ertl, Börse München vor. Zudem belasteten die Kursrückgänge an den US-amerikanischen Technologiebörsen, die sich auf hiesige Tech-Werte auswirkten. Für zeitweilige Aufwärtsimpulse sorgten dagegen gut ausgefallene Konjunkturdaten wie die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und Frankreich.
Kursrückgang bei allen Indizes
Der Deutsche Aktienindex (DAX) gab im Wochenvergleich um 0,4 Prozent nach auf 13.993,23 Punkte. Gegen den Trend deutlich zulegen konnten die Titel des Indexwerts Deutsche Bank (DE:DBKGn), hier trieb unter anderem ein positiver Analystenkommentar. Der MDax, der am vergangenen Dienstag erstmals die Marke von 33.000 Zähler überstiegen hatte, sank im Wochenvergleich um 0,6 Prozent auf 32.384,74 Punkte. Größte Wochenverlierer waren die Anteilsscheine von Varta (DE:VAR1) mit einem Abschlag von über 15 Prozent. Nach einem als schwach eingestuften Ausblick nahmen die Anleger hier Gewinne mit, nachdem der Kurs des Batteriekonzerns zuletzt stark zugelegt hatte. Der TecDax büßte im Wochenvergleich 0,8 Prozent auf 3.518,56 Zähler ein. Der m:access All-Share verlor 1,5 Prozent auf 3.232,13 Punkte.
Anleihen: Kurse haben nachgegeben
Die Kurse deutscher Anleihen haben in der vergangenen Woche deutlich nachgegeben. Auslöser hierfür waren neben einigen gut ausgefallenen Konjunkturdaten die Spekulationen über eine anziehende Inflation vor allem in den USA. Eine solche führe zu steigenden Marktzinsen, die auf die Kapitalmarktrenditen wirkten. Die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe zog im Wochenvergleich von -0,43 auf -0,31 Prozent an, den höchsten Stand seit rund acht Monaten. Die Umlaufrendite legte von -0,49 auf -0,37 Prozent zu.
USA: Dow-Jones mit Rekordhoch
Die US-Aktienbörsen haben die vergangene Woche überwiegend leichter beendet. Auch hier trübten vor allem die anziehenden Anleiherenditen die Stimmung. Der Dow-Jones-Index allerdings legte im Wochenvergleich um 0,1 Prozent zu auf 31.494,32 Punkte, am Freitag verzeichnete er im Handelsverlauf sogar ein neues Rekordhoch. Dagegen reduzierte sich der breiter gefasste S&P-500-Index um 0,7 Prozent auf 3.906,71 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100 fiel um 1,6 Prozent auf 13.580,78 Punkte.
Ausblick: Die warnenden Stimmen mehren sich
Auf der einen Seite Konjunkturoptimismus, auf der anderen Inflationssorgen, zudem die Corona-Lage – dies sind wesentliche Einflussfaktoren dafür, wie es an den deutschen Aktienbörsen in der aktuellen Woche weitergeht. Behält eine Vielzahl von Analysten recht, so könnte der Dax wie in den vergangenen Wochen weiter um die Marke von 14.000 Punkten pendeln. Allerdings gibt es auch warnende Stimmen, die vor dem Hintergrund der aktuell hohen Bewertungen vieler Aktien Rückschläge für möglich halten, sollte es schlechte Nachrichten beispielsweise in Hinblick auf die Pandemie-Situation geben.
Konjunkturdaten und Berichtssaison mit Impulsen
Neben den Neuigkeiten zu Lockdowns, Infiziertenzahlen und Impffortschritten dürften Konjunkturdaten für Impulse an den Märkten sorgen. Hier stehen aus Deutschland vor allem das Ifo-Geschäftsklima und das GfK-Verbrauchervertrauen im Fokus, für beide prognostizieren Analysten positive Signale. Aus den USA kommen unter anderem die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter, die persönlichen Einkommen und Ausgaben sowie Daten zum Verbrauchervertrauen. Abzuwarten bleibt, ob eventuelle positive Überraschungen eher Konjunkturhoffnungen oder Inflationsängste befeuern.
Auch die Unternehmensseite dürfte anhaltend für Impulse sorgen, die Bilanzsaison hält an. Dabei verzeichnet die Statistik bei den bislang vorgelegten Zahlen bei rund drei Viertel der Unternehmen Ergebnisse oberhalb der Erwartungen. Allerdings blieben die Auswirkungen der Daten oftmals auf die jeweiligen Unternehmen beschränkt, richtungsweisend für den Gesamtmarkt waren sie kaum. In den kommenden Tagen geben nun allein aus dem Dax acht Indexmitglieder Einblicke in ihre Bilanzen, darunter Bayer (DE:BAYGN), BASF (DE:BASFN), Covestro (F:1COV), Fresenius Medical Care (DE:FMEG) und Münchener Rück (DE:MUVGn).
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
- Montag. 22.02.: Ifo-Geschäftsklimaindex (Deutschland); Chicago Fed Nationaler Aktivitätsindex (USA); Dallas Fed Herstellungsindex (USA); Ergebnis der Ratssitzung der chinesischen Notenbank
- Dienstag, 23.02.: Verbraucherpreise in der Eurozone; US-Verbrauchervertrauen; S&P/Case-Shiller-Hauspreisindex (USA); Richmond Fed Produktionsindex (USA)
- Mittwoch, 24.02.: Bruttoinlandsprodukt Deutschlands; Verkäufe neuer Häuser in den USA
- Donnerstag, 25.02.: GfK-Verbrauchervertrauen (Deutschland); Geschäftsklima in der Eurozone; Verbrauchervertrauen in der Eurozone; Bruttoinlandsprodukt der USA; Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter in den USA; Persönliche Konsumausgaben in den USA; Schwebende Hausverkäufe in den USA
- Freitag, 26.02.: Importpreise in Deutschland; Chicagoer Einkaufsmanagerindex (USA); Persönliche Einkommen und Ausgaben in den USA; Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA); Warenhandelsbilanz der USA