Die Investoren haben gestern die Lage am Halbleitermarkt differenzierter betrachtet: während ASML (AS:ASML) weiter abgestraft wurde, gab es kräftige Rückkäufe bei Nvidia (NASDAQ:NVDA), was die US-Indizes unterstützte. Heute früh beweist auch der Quartalsbericht von TSMC (NYSE:TSM), dass es in Teilen der Chipbranche unverändert glänzend läuft. Der weltgrößte Fertiger von Highend-Halbleitern steigerte seinen Gewinn um 54%. Die Einnahmen in Q3 überstiegen mit umgerechnet 10,1 Mrd USD die Prognosen um 17%. Die Aktie steigt nachbörslich um 7%, der VanEck-Semiconductor ETF legt auf Xetra aktuell 2,4% zu. Aber auch in der Breite lief es an den US-Börsen (ETR:SXR4) gestern erneut rund. Vorbörslich notiert der S&P 500 wieder am Allzeithoch, hat damit die via ASML vorgestern ausgelöste Delle wieder ausgebügelt.
Das kann von Europas Börsen noch nicht behauptet werden. Obwohl gestern die britischen Aktien dank überraschend guter Inflationsdaten stützten und heute die EZB mit hoher Wahrscheinlichkeit die Zinsen senken wird, pendelt der STXE 600 unentschlossen um seinen 20 Tage Trend. Das liegt an den enttäuschenden Reports seiner Schwergewichte: erst ASML, dann LVMH (EPA:LVMH) und heute früh auch Nestlé (SIX:NESN): der Nahrungsmittelkonzern senkt seine organischen Umsatzwachstumserwartungen für das Jahr zum zweiten Mal auf nur noch 2%. Jedoch aufgepasst: der Kurs legt nach schwachem Beginn inzwischen 2% zu. Vielleicht gilt die gleiche Aussage, die ich gestern zu LVMH machte: im Kurs ist mittlerweile extrem viel Negatives eingepreist. Nestlé notiert in der Nähe des Covid-Tiefs! Unter leichtem Abgabedruck heute erneut die Basisrohstoffe – im Tandem mit der Rückkehr der Ernüchterung an Chinas Börsen. Freundlich zeigt sich jedoch u.a. der Sektor Industrials, hier legten ABB (ST:ABB) solide Zahlen vor, was auch Siemens (ETR:SIEGn) stimuliert. Auch Banken ziehen stärker an, hier verbreitet Nordeas Ausblick heute früh Zuversicht. Auf der Gegenseite enttäuscht, dass Nokia (HE:NOKIA) seine Gewinnerwartungen für das laufende Jahr erneut gesenkt hat.
In Fernost gab es keine einheitliche Tendenz. Auffallend wieder einmal die Stärke von Australiens S&P/ASX 200. Hier stimulierten gute Zahlen vom Arbeitsmarkt. Gegen den Trend notierten aber die Rohstoffunternehmen schwächer. Diese zeigten sich u.a. belastet durch die mit Enttäuschung aufgenommene Pressekonferenz des chinesischen Wohnungsbauministers. Zwar soll es erleichterte Kreditvergaben an die Bauträger geben, um endlich die zahllosen unfertigen Bauprojekte/Renovierungen fertigzustellen. Zu diesem Zweck wird China nun bis Jahresende Gelder in Höhe von umgerechnet 562 Mrd USD bereitstellen, damit wird dieser Sondertopf ungefähr verdoppelt. Die angekündigte Feinjustierung verfehlte die Erwartungen der Investoren auf "Headlines". Chinas Immobilienwerte gerieten unter heftigen Verkaufsdruck, was die hohen Gewinne der Vortage wieder zum großen Teil aufzehrte. Das strahlte auch auf den Gesamtmarkt aus: der CSI 300 gab um 1,1% nach. Damit notieren Chinas Festlandaktien nur noch auf dem alten Jahreshoch vom Mai. Vor einigen Tagen standen sie noch auf Zweijahreshoch. Plastischer ausgedrückt: der MSCI China ETF war bei Xetra vom Tief Mitte September bei 3,44 Euro bis auf 5,18 Euro Anfang Oktober während des Offshore-Handels in der Golden Week hoch geschossen. Heute früh liegt der Kurs bei 4,12. Hier beginnt nun eine wichtige Unterstützungszone. Hält die Region um 4 Euro nicht, ist ein erneuter Ausverkauf um weitere 10% auf das 2024 zwei Mal getestete Tief um die 3,50 denkbar. Das dürfte dann auch negative Auswirkungen auf das Sentiment der STXE Branchen mit starkem China – Exposure haben (Basisrohstoffe/Luxusgüter/
Japans Außenhandelsdaten fielen enttäuschend aus: im September sanken die Exporte zum ersten Mal seit zehn Monaten. Der Rückgang betrug 1,7% im Vergleich zum Vorjahr. Erwartet war laut Reuters/CNBC +0,5%. Auch die Importe verfehlten mit +2,1% die Erwartungen von +3,2%. Nikkei und Topix gaben leicht nach.
APX: Kupfer -4. US-Vola +1. STXE 600 +2.