Der gestrige Börsentag verlief unspektakulär, aber insgesamt freundlich. An den US-Börsen (ETR:SXR4) legten die Nebenwerte des Russell 2000 etwas stärker zu, auch Techwerte aus der zweiten Reihe wie CrowdStrike (NASDAQ:CRWD) und Texas Instruments (NASDAQ:TXN) waren gesucht. Am frühen Nachmittag gab es jedoch eine Schrecksekunde, als das Arbeitsministerium seine Revision der Anzahl der neu geschaffenen Jobs außerhalb der Landwirtschaft im 12-Monatszeitraum bis März 2024 verkündete. Demnach wurden 818T Stellen weniger geschaffen als ursprünglich gemeldet. Laut CNBC ist diese Abweichung mit -0,5% die höchste seit 2009. Die revidierten Zahlen bedeuten, dass das tatsächliche Jobwachstum zwischen April 2023 und März 2024 fast 30% geringer war als die zunächst gemeldeten 2,9 Millionen neuen Stellen. Der S&P setzte aus dem Stand 30 Punkte zurück, fing sich dann aber auf dem ermäßigten Niveau sehr rasch wieder, viele Marktanalysten hatten bereits mit einer hohen Abwärtsrevision gerechnet. Dennoch dürfte das Thema „Arbeitsmarkt“ für die US-Notenbank nach der erfolgreichen Inflationseindämmung nun zunehmend wichtiger werden. Das klang auch in den Fed-Minutes durch, die gestern Abend veröffentlicht wurden. Das Sitzungsprotokoll besagte zudem, dass eine große Mehrheit der Fed-Gouverneure eine Zinssenkung im September befürwortet. Das Update des Arbeitsministeriums dürfte diesen Willen weiter bestätigt haben. Die Märkte hoffen nun, dass Jerome Powell bei seiner Rede in Jackson Hole morgen erste Signale in die Richtung aussendet, dass die US-Notenbank die Zinsen bis Jahresende mehrmals absenken wird. Als sehr wahrscheinlich gelten drei Schritte zu je 0,25%. Die Tendenz bei den US-Wahlen könnten sich wieder zu Gunsten von Donald Trump verschieben, falls, wie erwartet, Robert F. Kennedy Jr, offiziell aus dem Rennen aussteigt und eine Wahlempfehlung für Trump ausspricht. Das könnte in den Swing-Staaten Michigan und Wisconsin entscheidend sein.
Im Asien-/Pazifikraum setzt Sydney seine Rekordserie am Aktienmarkt fort. Der Composite-PMI ist jetzt wieder expansiv: er kletterte von 49,9 auf 51,4, der höchste Stand seit drei Monaten. Auch Nikkei und Topix ziehen weiter an. Japans Geschäftsaktivität hat sich im August beschleunigt, wobei sowohl die Servicekomponente als auch das verarbeitende Gewerbe zugelegt haben. Der Einkaufsmanagerindex ist von 52,45 auf 53,0 geklettert und steht damit auf dem höchsten Stand seit Mai 2023. Fest zeigt sich der Hang Seng Tech mit +2%, hier beflügeln gute Zahlen von Xiaomi (HK:1810). Weiter unter Abgabedruck hingegen China. Der CSI gab zwar nur um 0,26% nach, steht damit aber fast auf 6-Monatstief.
Auch in Europa tasten sich die Kurse weiter nach oben vor. Momentan steht der STXE 600 lediglich noch 2 Punkte unter seinem Level von Ende Juli. Es ist aber auf Sektor-Ebene auch heute kein Durchmarsch: zwar legen die meisten Branchen zu, aber wie bereits gestern stehen Energiewerte (NYSE:XLE) unter leichtem Abgabedruck. Hintergrund sind die weiter nachgebenden Ölpreise. Der Brent Crude Futures hat seit seinem letzten Zwischenhoch vom 12. August mittlerweile 7,5% eingebüßt und markiert mit 75,90 aktuell ein neues Jahrestief. Auch Basisrohstoffe geben nach ihrem gestrigen Hüpfer bereits wieder nach – hier bewegen weiterhin chinesische Wirtschaftsnachrichten die Kurse. Fest hingegen insbesondere Pharmaaktien und Verbrauchsgüterhersteller. Im ESX 50 legen aktuell 35 Werte zu, was indiziert, dass frisches Geld einströmt. Sorgen macht mir das jüngste Update zu den Nahost-Verhandlungen. Sollten diese scheitern, wird bereits ab nächster Woche das geopolitische Risiko wieder deutlich steigen. Auch das Eurozonen-PMI sendet nur verhaltene Signale: zwar ist die Service-Komponente dank Olympiade und Urlaubszeit im August von 51,9 auf 53,3 gestiegen. Der Industrie-PMI rutschte hingegen von 45,8 auf 45,6 (Prognose 46,0) noch weiter ab. Deutschland bremst weiterhin die Region aus.