Die US-Börsen (ETR:SXR4) setzten gestern leicht zurück. Zwar zeigten sich Aktien mit traditionell niedriger Volatilität und auch die Sektoren Verbrauchsgüter, Banken und Immobilien stabil, aber im gewichtigen Technologiesektor setzten wenige Minuten nach Börseneröffnung umfangreiche Abgaben ein, vom Tageshoch zum Tagestief verlor der Nasdaq 100 zwei Prozent. Sehr schwach war der Software-Anbieter Snowflake (NYSE:SNOW), aber auch Schwergewichte wie Tesla (NASDAQ:TSLA) (-5%) und Microsoft (NASDAQ:MSFT) (-2%) wurden abgestoßen. Besonders auffallend war die Intraday-Wende bei den Halbleiterwerten, die nach festen Kursen am Vormittag (MEZ) im US-Handel unter erheblichen Verkaufsdruck gerieten. Intel (NASDAQ:INTC) büßte 6% ein, Applied Materials (NASDAQ:AMAT) 4,25% und Nvidia (NASDAQ:NVDA) 3,5%. Freilich ist dieser Sektor, der die Speerspitze des Nasdaq 100 bildet, für seine großen Tagesswings berüchtigt. Von dominanter Bedeutung – nicht nur für diesen Sektor, sondern für die globale Börsentendenz - werden hier die nächste Woche anstehenden Q2 Zahlen und der Ausblick von Nvidia sein. Wie mehrfach gesagt: ohne die Techies kommen die Indizes nicht voran. Sollte der KI-Hype einen Dämpfer erfahren, wird eine kraftvolle Lokomotive ausfallen. Auf das Alternativszenario – Umschichtungen in andere Branchen – würde ich nicht aggressiv wetten wollen.
Der US-PMI für das verarbeitende Gewerbe fiel schwächer aus als erwartet, die Service-Komponente hingegen übertraf die Prognosen. Daten zum Immobilien- und Arbeitsmarkt lagen im Rahmen der Schätzungen. Die Rendite der 10y US-Treasuries stieg um 6 Basispunkte, was sich postwendend in einem Rückschlag des Goldpreises spiegelte. Das gelbe Metall testete gestern Nachmittag von oben kommend die letzten Spitzenkurse aus Juli und Anfang August um die 2470 USD/Unze. Heute früh kann es sich wieder ein wenig nach oben absetzen: aktuell 2498. Beim Ölpreis setzte eine leichte Erholung nach dem Touchieren der 6-Monatstiefs ein: zum einen sind die US-Öllagerbestände gesunken, zum andern schwinden die Hoffnungen auf eine Waffenstillstandsabkommen in Nahost. Zudem kursieren Gerüchte, die OPEC + würde bei ihrem nächsten Treffen Maßnahmen beschließen, um den Preisverfall zu stoppen. Angeblich ist der jüngste Kursrutsch auch auf Trendfolge-Algorithmen zurückzuführen gewesen, die auf das Abwärtsmomentum aufgesprungen seien.
In Fernost zogen heute früh Japans Aktien um 0,4% weiter an. Der Nikkei nähert sich von unten kommend seinem 50- und 100-Tages Durchschnitt an, was wir bei unserem Einkauf vorletzte Woche als erstes Kursziel definiert haben. Bis dahin fehlt noch 1%. Yen/USD hat sich seitdem stabilisiert. Die Bank of Japan denkt zwar über eine weitere Zinsanhebung nach, diese wird aber behutsam sein und wohl erst in Q4 erfolgen. Die Verbraucherpreise ex Energie und frische Lebensmittel („Core-Core Inflation“) stiegen im Juli lediglich noch um 1,9% nach 2,2% im Juni. Das ist im Zielkorridor und die niedrigste Rate seit Juni 2022. Damit gewinnt die BoJ zeitlichen Spielraum. Kazuo Ueda wird heute im japanischen Parlament in einer Sondersitzung die Zinserhöhung vom Juli erläutern und diskutieren. Chinas Festlandbörsen zogen marginal an. der Hang Seng Tech setzte seine Ziehharmonika-Entwicklung fort und verlor 1,2%.
Europas STXE 600 klammert sich an sein gestriges Schlussniveau. Unter Druck Nestlé (SIX:NESN) (-2%), der Konzern tauscht seinen CEO aus. Schwach auch ASML (AS:ASML) (-1,3%), was der Nasdaq-Vorlage von gestern geschuldet ist. Der Technologiesektor bildet mit -1,1% das Schlusslicht unter den STXE-Branchen. Fest hingegen Finanz- und Bauwerte.
Die Börsen warten auf die Rede von Jerome Powell. Im Markt dominiert nun die Überzeugung, dass der neue Slogan der Fed „slower to lower“ ist. Also eine betont gemächliche Gangart, um zu demonstrieren, dass sie alles im Griff hat. Der Marktkonsens geht davon aus, dass die US-Notenbank bis Jahresende bis zu drei Zinsschritte à 0,25% gehen wird, aber nach jeder Entscheidung auf neue Daten wartet. Wichtig zudem die Gaza-Verhandlungen: Cut off ist am Sonntag.