Nun hat die Berichtssaison die Märkte voll im Griff. Nachdem zunächst stimulierte, dass die ersten 100 der im S&P 500 gelisteten Unternehmen zu 80% die Erwartungen übertroffen hatten, haben gestern Abend die ersten beiden Superschwergewichte enttäuscht: Tesla (NASDAQ:TSLA) verliert vorbörslich 9%, Alphabet (NASDAQ:GOOGL) 2%. Gestern nach Xetra-Börsenschluss bereits hat die mit 3,5% im ESX 50 vertretene LVMH (EPA:LVMH) schwache Zahlen vorgelegt, welche heute früh mit -5% quittiert werden. In Anbetracht der schon länger skeptischen Haltung der Investoren zu den Aussichten der Luxusgüterindustrie haben diese Aktien aber schon eine längere Talfahrt hinter sich, sonst wäre der Kurseinbruch heute ganz sicher noch erheblich stärker ausgefallen. Trotzdem zeigt sich auch zur Stunde wieder, dass an den Börsen derzeit „der Wurm drin ist“: im STXE 50 notieren 44 Werte negativ und alle Branchen tragen rote Vorzeichen. Die Gegenbewegung von gestern und vorgestern ist damit verpufft und Europas Börsen driften wieder auf ihr Zweiwochentief vom Freitag.
Dies ist zwar bislang recht harmloses Geplänkel in Europa, aber durchaus herausfordernd für Fonds die den apano Global Systematik. Dessen Profil zwischen permanenter Chancennutzung und Risikovermeidung erfordert aktuell hohe taktische Aktivität zur Feinjustierung der Allokation. Brutaler, aber viel einfacher zum Handeln ist Fernost: die geradlinige Talfahrt der Kurse hat uns frühzeitig zur sukzessiven Reduktion ermuntert. Der Shanghai Composite Index hat in den letzten beiden Monaten 8,5% an Wert eingebüßt und ist für das Jahr 2024 nun negativ. Japans Nikkei 225 ist seit seinem Allzeithoch vor zwei Wochen um mittlerweile 7,3% abgesackt. Hier ist das Problem, dass sich das Goldilocks-Szenario umkehrt: Zinsen und Yen klettern. Zugleich schleppt sich die Konjunktur dahin, entgegen der Hoffnungen der Analysten, dass die kräftigen Lohnanhebungen im Frühjahr die Nachfrage der Verbraucher stimulieren würden. In Asien standen nach Teslas Zahlen heute früh insbesondere die chinesischen e-Autobauer Li Auto (NASDAQ:LI). Nio und Xpeng (NYSE:XPEV) mit je -5% unter Druck. In Taiwan wurde wegen eines Taifuns nicht gehandelt.
Zurück zu Europa, wo sich Deutschland weiterhin als der große konjunkturelle Bremsklotz erweist. Der vorhin gemeldete Einkaufsmanager-Sammelindex für Juli zeigt sich entgegen der Erwartungen bereits wieder kontraktiv: nach 50,4 im Juni wurde für den Juli 50,7 erwartet, stattdessen liegt der Wert bei mageren 48,7. Tief abgerutscht die Teilkomponente des verarbeitenden Gewerbes mit nur noch 42,6. Auch Service schwächer als prognostiziert, aber immerhin mit 52 noch expansiv. In der Eurozone fiel die Komponente des verarbeitenden Gewerbes von 45,8 auf 45,6 (Prognose war 46,2), im Service-Sektor von 52,8 auf 51,9 (Prognose war 53,0). Die nachlassende Dynamik in beiden Bereichen spricht zu Beginn der ohnehin traditionell schwächsten Börsenphase des Jahres nicht für baldige neue Allzeithochs im STXE 600. Dazu bedarf es guter Q2-Zahlen und vor allem eines zuversichtlichen Ausblicks. Das ist bislang zu sporadisch erfolgt – eine der wenigen positiven Ausnahmen war SAP (ETR:SAPG).
Dies wiederum sieht in den USA – wie oben geschrieben – bislang besser aus. Jedoch darf dort nicht die Übermacht der Techwerte in den Kapital gewichteten Indizes übersehen werden. So belastet heute früh der Nasdaq-Future mit -1,3% den S&P-Future, der 0,75% nachgibt. Es setzt jedoch bislang kein beherztes Umswitchen wie in der Vorwoche ein: auch S&P Equal Weight und Russell 2000 verlieren aktuell 0,5%.
APX: EM-Aktien -1, Nikkei 225: -2, DAX -4, STXE 600: -2.