Dass Chinas Notenbankchef heute eine Presseerklärung abgegeben würde, in der er monetäre Stimulanzien ankündigen wolle, habe ich im gestrigen Blog angesprochen. Jedoch hätte ich nicht erwartet, dass die Reaktion auf seine Ausführungen heute derart positiv ausfallen wird: der CSI 300 avanciert um 4,1%! Das Maßnahmenpaket von Pan Gongsheng umfasst eine Senkung der Zinsen für bestehende Immobilienkredite um 0,5%, eine Senkung der Mindestreserveanforderungen, welche Geschäftsbanken vorhalten müssen und die Erleichterung von Landkäufen durch Firmen. Zudem wurde die Mindestanzahlung für den Erwerb einer Zweitimmobilie von 25% auf 15% und der Satz für 7-Tage Refinanzierungen von 1,7% auf 1,5% gesenkt. Pan bezifferte gemäß Shanghai Morning Post die Auswirkungen der Reduktion der Zinsen auf bestehende Immobilienkredite. So würden davon ca. 50 Mio Haushalt bzw. 150 Mio Personen profitieren. Die Ersparnis läge bei ca. 150 Bio Yuan pro Jahr und dies würde den Konsum wirkungsvoll ankurbeln. Außerdem würde überlegt, einen Staatsfonds aufzubauen, der helfen könne, das Vertrauen in die chinesischen Aktienmärkte zurück zu bringen. Der Zentralbankgouverneur sicherte zudem den Geschäftsbanken zu, eine sanfte Zinstransmission zu gewährleisten, um sicherzustellen, dass deren Nettozinsmarge nicht kollabiere. Ein Kommentar zu dem Maßnahmenpaket bringt es auf den Punkt: dies ist die kraftvollste Stimulanz-Bazooka der chinesischen Zentralbank seit den frühen Tagen der Covid-Pandemie. Auf sich allein gestellt, ist es dennoch vermutlich zu wenig.
Dennoch ist dies ein starkes Signal seitens China und insbesondere auch für den europäischen Aktenmarkt wichtig. Denn hier sitzen viele Unternehmen, die Hände ringend darauf warten, dass Chinas Kundschaft wieder mehr ordert. Allen voran die Luxusgüterhersteller, die Automobilindustrie und die (oft in London/Schweiz gelisteten) Bergbauunternehmen. Kein Wunder also, dass bei diesen drei Sektoren heute früh besonders viel positive Dynamik zu verspüren ist. Von einer Wiederbelebung der Hoffnung auf einen neuen Bauboom in China springen die Rohstoffgiganten Rio Tinto (LON:RIO) und Glencore (LON:GLEN) im STXE 50 um 4,7% an. Im ESX 50 glänzen Kering (EPA:PRTP) und LVMH (EPA:LVMH) mit je +5%. „Opfer“ dieser Chinastory- Kaufwelle sind die defensiven Branchen Versorger (NYSE:XLU) und Telefondienste, aus denen umgetauscht wird. Auf Indexebene legt der ESX 50 um 1,4% zu, der STXE 600 NR um 0,80%. Auch aus Japan wurde wohl etwas Geld strategisch-regional nach China transferiert, denn nach fester Eröffnung gingen dort die Kurse im Handelsverlauf leicht zurück. Auffallend in Japan ist der anhaltende Rückgang der Renditen der zehnjährigen Staatspapiere auf nur noch 0,825%. Seit BoJ Gouverneur Ueda am Freitag taubenhafte Töne anschlug, haben sich am Markt die „Wetten“ verstärkt, dass es eventuell in Japan dieses Jahr gar keine weitere Zinsanhebung mehr geben wird.
Die US-Futures zeigen sich gegenüber den gestrigen Xetra-Schlusskursen moderat verbessert. Atlantas Fed-Präsident Raphael Bostic sprach sich gestern für eine schnelle Normalisierung der Zinssätze aus, weil sich auch Inflationsrate und Arbeitslosenquote normalisierten. Neel Kashkari hingegen plädiert lediglich für noch zwei kleinere 0,25%-Schritte bis Jahresende. Wie schon in Europa hat sich auch in den USA die Wirtschaftsaktivität im September etwas verlangsamt, freilich auf deutlich höherem Niveau. Der Sammelindex ging von 54,6 auf 54,4 zurück. Beim verarbeitenden Gewerbe wurde eine Verschärfung der Kontraktion auf 47,0 nach 47,9 Punkten verzeichnet. Erwartet war hingegen ein Anstieg auf 48,4. Der Servicesektor indessen brummt weiter: der Stand blieb mit 55,4 nach 55,7 nahezu unverändert. Heute relevant werden die Septemberwerte für das Verbrauchervertrauen (Conference Board) sowie der Richmond Fed Index für das verarbeitende Gewerbe.
APX: Nikkei +2. STXE 600 NR +2. Shanghai Composite +2.