Die Quartalszahlen von Microsoft (NASDAQ:MSFT) beflügelten gestern Abend nur für ein paar Minuten. Mit der Präsentation des Ausblicks (Earnings Call) kippte die Stimmung, die spontanen +5% drehten in -1,5%. Zusätzlich belastet wurden die Techwerte durch TI, die über Absatzprobleme im Chipsektor klagten. Beriets am Nachmittag hatte sich das Investmenthaus Bernstein skeptisch zum Chiphersteller AMD (NASDAQ:AMD) geäußert unter Hnweis auf die dramatischen Rückgänge der PC-Verkäufe. Nach Angaben der Researchfirma IDC brachen die globalen Versendungen von PCs im 4.Quartal um 28% ein im Vergleich mit dem Vorjahr, nach -15% im 3.Quartal. Eine positive Ausnahme stellen diejenigen Halbleiter dar, die in der Automobilindustrie verbaut werden. Die mit den niedrigeren PC-Verkäufen einhergehenden geringeren Lizenzeinnahmen für Windows sind ein Grund, warum Microsofts Betriebsgewinn sich derzeit schleppend entwickelt – trotz weiterhin boomendem Cloudgeschäft. Freilich lässt aber auch hier das Wachstum nach, für das kommende Quartal wird eine deutliche weitere Verlangsamung in Aussicht gestellt. Insgesamt ist aber festzuhalten, dass die Investoren wohl auf das Zahlenwerk mental gut vorbereitet waren: die dunkleren Perspektiven sind offenbar eingepreist, sonst wäre die nachbörsliche Reaktion heftiger ausgefallen. Ansonsten klangen gestern die meisten Unternehmensreports recht gut, namentlich z.B. von J&J (NYSE:JNJ) und Lockheed Martin (NYSE:LMT). Leicht enttäuscht waren die Anleger von der Eisenbahngesellschaft Union Pacific (NYSE:UNP), hier hatten u.a. Sonderfaktoren wie Wetterextreme belastet. Heute kommen u.a. die Zahlen von Tesla (NASDAQ:TSLA), Boeing (NYSE:BA), IBM (NYSE:IBM) und AT&T (NYSE:T).
Aus der Analystenecke äußerte sich der viel beachtete Marko Kolanovic (JPMorgan (NYSE:JPM)) gestern bei CNBC extrem pessimistisch zum Markt. Er geht davon aus, dass weder Unternehmen noch Konsumenten mit 5% Marktzinsen klar kommen würden und sieht deshalb eine massive Verschlechterung der US-Wirtschaft aufziehen. Sein optimischstes Szenario ist ein Rückang des S&P um 10% auf mindestens 3600 noch im ersten Halbjahr. Aber kommt es zu einer Rezession? Die Tendenz der Konjunkturdaten deutet darauf hin, zuletzt der gestern veröffentlichte US-Einkaufsmanagerindex (Service 46,6 / verarb. Gewerbe 46,8). Da die Unternehmen jedoch vor massiven Entlassungen zurückschrecken - sie wissen aus der Covid-Erfahrung, dass die Rückgewinnung schwierig und teuer ist - bleibt der Arbetisamrkt weiterhin extrem robust. Solange dies aber der Fall ist, ist meiner Meinung nach kein tiefer Konjunktureinbruch zu befürchten. Die meiste Furcht scheint vor dem 2. Quartal zu bestehen. Aber selbst der prominente „Bär“ Marc Wilson sagt, wenn auch Q2 gut überstanden wird, dürfte die größte Gefahr abgewendet sein.
Einige asiatische Märkte haben heute nach den Feiertagen erstmals wieder gehandelt, wobei die Tendenz durchgängig freundlich war. Verunsichert zeigen sich die Investoren aber über Australien: dort ist die Inflation (CPI) mit +1,9% im Dezember viel stärker angezogen als erwartet – Strom und Reisen waren die Haupttreiber. Nun wird erwartet, dass die Nationalbank entgegen bisheriger Prognose den Zins doch weiter anziehen wird. Der STXE 600 zeigt sich heute früh zunehmend schwächer. Das Schwergewicht ASML (AS:ASML) leidet trotz hervorragender Zahlen und optimistischem Ausblick unter den oben genannten negativen Reports aus der Hableitersparte. Das belastet den Techsektor mit -1%, aber auch Telefongesellschafte geben deutlicher nach. Der ifo-Index für D legte zu, wobei die Konjunkturerwartungen positiv überraschten, die aktuelle Lage aber verhaltener eingeschätzt wird als pognostiziert. In UK haben sich die Outputpreise der Fabriken im Dezember um 0,8% ermäßigt (Prognose +0,3%), die Inputpreise um 1,1% (Prognose -0,6%). Die Renditen der 10y Gilts sinken daraufhin kräftig um 8 Basispunkte. Dank spanischer Staatsanleihen gewinnt der APX einen Punkt.