Der ungebremste Kurssturz der First Republic Bank (NYSE:FRC) verunsicherte auch gestern wieder die Investoren an den US-Börsen (ETR:SXR4). Abgaben belasten weiterhin auch den Nebenwerteindex Russell 2000, der nur noch knapp über seinem Tief vom März notiert. Auf EUR-Basis liegt der Index inzwischen auf dem niedrigsten Stand seit Ende 2020. Massive Verkäufe rissen gestern auch die Clean Energy (NASDAQ:ICLN) – Schwergewichte SolarEdge (NASDAQ:SEDG) (-10%) und Enphase Energy (NASDAQ:ENPH) (-26%) in die Tiefe. Das in der Solartechnik tätige Unternehmen Enphase hatte eine enttäuschende Umsatzprognose abgegeben. Hintergrund seien die hohen Kreditzinsen, die sich erheblich auf die Kundennachfrage auswirkten. Aber auch eine 2022 erfolgte Gesetzesänderung in Kalifornien, welche den Verkauf von Überschussenergie an das Netz beschränkt, schlägt mittlerweile auf das Geschäft durch. Darüber hinaus zeigten sich gestern aber auch Industrieaktien (NYSE:XLI) trotz eines guten Q1 Reports von Boeing (NYSE:BA) und eines die Erwartungen übertreffenden US-Auftragseingangs für langlebige Wirtschaftsgüter schwach. Um das Bild abzurunden: selbst die defensiven Branchen performten schwach. Der leuchtende Stern war Microsoft (NASDAQ:MSFT), die mit +7,25% neben einigen anderen Megacaps wie Amazon (NASDAQ:AMZN) und Nvidia (NASDAQ:NVDA) zumindest auf Indexebene von Nasdaq 100 und deshalb auch S&P 500 den optischen Eindruck eines relativ stabilen Handelstages vermittelten. Heute reporten u.a. Amazon und Intel (NASDAQ:INTC).
Nachbörslich erfreute Meta (NASDAQ:META) mit seinem Zahlenwerk: mehr Werbeeinnahmen und mehr Nutzer bei gleichzeitiger Kostensenkung führte zu einem unerwartet deutlichen Margen- und Gewinnsprung. Die Aktie liegt vorbörslich 9% höher. Ein großer Belastungsfaktor für die US-Börsen ist der näher rückende „X-Tag“: irgendwann im Juni ist der Schuldendeckel erreicht und gestern hat US-Finanzministerin Janet Yellen gewarnt, dass im Falle des Scheiterns, diesen Deckel anzuheben, katastrophale Folgen für die Wirtschaft drohen. Das Thema gewinnt zunehmend an Bedeutung, da es im Kongress keine Anzeichen einer Annäherung gibt. Das dürfte auch einer der Gründe sein, warum der US-Dollar derzeit wieder verstärkt unter Druck steht.
Erstaunlich gestern die Bewegung beim Ölpreis: obwohl die Rohöllagerbestände viel stärker gesunken sind als prognostiziert, kippte der Ölpreis, nachdem er nach der Meldung kurz angestiegen war, plötzlich um 3,5% ab. Als Grund werden Konjunktursorgen angeführt: die FED von Atlanta trackt einkommende Wirtschaftsdaten und veröffentlicht daraus 1x pro Woche eine fortlaufende Konjunkturprognose. Diese Schätzung wurde gestern aktualisiert (Link über Homepage Fed of Atlante / GDPNow). Die jüngste Q1-BIP Erwartung liegt demnach nur noch bei annualisiert +1,1% nach +2,5% am 18. April. Von Reuters befragte Analysten erwarten 2%. Wichtig: die offiziellen Q1-Zahlen werden heute Nachmittag um 14:30h veröffentlicht, zusammen mit der Arbeitslosenstatistik (e 248T).
Dass gestern US Handelssekretärin Gina Ralmondo sagte, dass chinesische Cloud-Unternehmen (u.a. Alibaba (NYSE:BABA) Cloud) eine Bedrohung für die Sicherheit der USA darstellen könnten und daher erwogen werden solle, diese ebenfalls auf die Exportkontrollliste (Entity List) zu setzen, wirkte sich heute im Fernosthandel nicht aus: der Hang Seng Tech Index schloss knapp behauptet, die Pazifik-Region zeigte sich insgesamt freundlich.
An Europas Börsen sind besonders gefragt die Sektoren Automobile und Banken sowie Industrials und Gebrauchsgüter. Unter Druck hingegen die Aktien der Energie- und der Chemiebranche. Hier belastet der Q1-Bericht von BASF (ETR:BASFN): Vorstandschef Brudermüller warnt vor einem herausfordernden zweiten Quartal. Analysten stören sich am sinkenden Cashflow und äußern deshalb Bedenken zur zukünftigen Dividendenpolitik. Positiv überraschen RWE (ETR:RWEG) und Dt. Bank, negativ Aixtron (ETR:AIXGn). Der schwache Ausblick des Wettbewerbers STMicro (EPA:STMPA) belastet Infineon (ETR:IFXGn).
Im APX wirkt sich der heutige Renditeanstieg im Euroraum Punkte relevant aus: Südeuropas und deutsche Staatanleihen geben die +10 von gestern wieder ab.