Nach dem extrem schwachen Monatsausklang am Donnerstag starteten Europas Börsen deutlich erholt am Freitag in den November. Freilich war der Handel wegen des Feiertags stark ausgedünnt. Charttechnisch auffallend war, dass der STXE 600 NR am Donnertag exakt an seinem 200 Tage Durchschnitt Boden fand. Das Gleiche geschah beim vom Carry Trade bedingten Ausverkauf der globalen Aktien Anfang August. Ob sich von hier an aber genauso wie vor drei Monaten nun auch wieder eine rasante Erholung entwickelt, muss jedoch bezweifelt werden. Zu schlecht verläuft die Berichtssaison. Favorisiert sind heute früh die Rohstoffe. Hier hilft den Energiewerten, dass die OPEC+ ihre geplante Produktionsausweitung vertagt. Basic Resources profitieren vom 1%-Kursanstieg des Schwergewichts Anglo American (JO:AGLJ): das Konglomerat vermeldet, dass es einen Käufer gefunden hätte für einen Teil seines Kohlegeschäfts. Dies würde umgerechnet ca.1 Mrd Eur Cash in die Kassen spülen. Burberry (LON:BRBY) steht wegen Übernahmegerüchten mit +5% an der Spitze des STXE 600. Der Eurozonen-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe wurde in der 2. Veröffentlichung um 0,1 auf 46,0 herauf revidiert.
Den US-Börsen (ETR:SXR4) gelang am Freitag nur eine bescheidene Erholung ihres deutlichen Rücksetzers vom Donnerstag. Ohne die starke Kursentwicklung bei Amazon (NASDAQ:AMZN) wäre der Anstieg noch magerer ausgefallen. Die Renditen der 10y-US Treasuries haben sich oberhalb von 4,30% eingependelt. Damit sind US-Anleihen nun wieder eine gefährliche Alternative für Aktien, zudem setzt das hohe Zinsniveau vor allem den schwach kapitalisierten Small Caps zu. Die Futures pendeln heute früh um die Nulllinie. Weltweit dürften die Börsen nun in die Warteschleife gehen und warten, wer in das Weiße Haus einziehen wird. Wobei der Wahlausgang vermutlich wohl so knapp ausfallen wird, dass die jeweils unterlegene Partei das Ergebnis anzweifeln wird und deshalb langwierige Handauszählungen die endgültige Entscheidung durchaus um einige Tage verschieben können. Es wird aber nicht nur darauf ankommen, wer Präsident wird, sondern auch, welche Partei den Kongress übernehmen wird. Wird die Macht zwischen Repräsentantenhaus und Senat geteilt sein? Wird die Partei, die den nächsten Präsidenten stellt, zugleich auch beide Häuser kontrollieren? Nur in diesem Fall sind große Bewegungen an den US-Börsen wahrscheinlich, weil dann massive Steuer- und/oder Ausgabenänderungen durchsetzbar sind.
Zudem steht diese Woche die Fed-Sitzung an. Diese bietet aber sehr wahrscheinlich keinerlei Überraschungspotenzial: es gilt zu fast 100% als sicher, dass die US-Notenbank die Schlüsselzinsen um 0,25% senken wird. Mit mehr Spannung wird hingegen die Pressekonferenz von Jerome Powell erwartet: der Markt erhofft sich Hinweise, wie der Zinspfad von hier aus weiter gehen könnte. Zudem werden diese Woche ca. 100 der S&P 500 Unternehmen ihre Q3-Report vorlegen. Bislang haben etwa 70% der Unternehmen laut CNBC / FactSet Data die Erwartungen übertroffen. Nvidia (NASDAQ:NVDA) erhält den Ritterschlag: das Unternehmen wird in den Dow Jones Index aufgenommen und Intel (NASDAQ:INTC) ersetzen.
Die Börsen im Pazifikraum schlossen heute unter der Führung des südkoreanischen KOSPI freundlich. Hier profitierte SK Hynix von Gerüchten, dass Nvidia das Unternehmen um schnellere Belieferung mit AI-Chips gebeten hat. In China warten die Anleger auf das Ergebnis der einwöchigen Tagung des Parlaments (National People`s Congress). Am Freitag wird dann vermutlich verkündet werden, wie die fiskalische Unterstützung aussehen wird, mit deren Hilfe Chinas Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen soll. Japans Börsen blieben wegen eines Feiertags geschlossen.
APX: Nikkei -6 (w/Freitag).