Investing.com - Ein drohendes Desaster bei den Handelsgesprächen zwischen den USA und China lässt die US-Renditen in den Keller rauschen. Das gibt dem Goldpreis wieder Auftrieb. Hinzu kommenden steigende Wahrscheinlichkeiten für eine Zinssenkung der Federal Reserve Ende Oktober, nachdem die US-Erzeugerpreise im September auf breiter Front enttäuscht hatten. Auch das Ende der "Golden Week" gilt als Faktor für den Goldpreis-Anstieg.
Der Gold-Future zur Lieferung im Dezember gewinnt knapp 8 Dollar auf 1.511 Dollar je Feinunze. Der Kassakurs für Gold steigt um 13 Dollar oder 0,87 Prozent auf 1.506 Dollar je Feinunze.
Die Unsicherheit über den Ausgang der Handelsgespräche zwischen Washington und Peking hat ein hohes Maß an Risikoaversion hervorgerufen. Das lässt sichere Anlagehäfen wie Gold, Anleihen (NASDAQ:TLT), Yen und Schweizer Franken steigen.
Im Zuge der steigenden Anleihekurse kollabierte die Zehnjahresrendite aus den USA um 2 Prozent auf 1,522 Prozent und rentiert damit nur noch knapp oberhalb der Septembertiefs. Niedrigere Zinsen senken die Opportunitätskosten für das Halten von Gold.
Auslöser dafür war die neueste Aktion der US-Regierung gegen China. So hat man einige chinesische Tech-Unternehmen, die sich auf künstliche Intelligenz spezialisieren, auf eine schwarze Liste Gesetz. Grund dafür sei Unterdrückung von Minderheiten. Chinas Außenministerium hat umgehend mit Vergeltungsmaßnahmen gedroht. Anleger fürchten, dass dieser Schritt die Chancen auf den großen Durchbruch bei den Handelsgesprächen verringert.
Bloomberg News berichtete zudem, dass das Weiße Haus das Engagement von staatlichen Pensionsfonds in chinesischen Aktien begrenzen will.
Unterdessen berichtete die South China Morning Post unter Berufung auf einen Insider, dass die chinesische Delegation ihren Aufenthalt in Washington verkürzen könnte. "Der ursprüngliche Plan [für die chinesische Delegation] war es, Washington am 12. Oktober zu verlassen, aber die Abreise könnte auf den 11. vorverlegt werden", sagte der Insider. "Es herrscht nicht viel Optimismus."
Die marktbasierte Wahrscheinlichkeit für einen Handelsdeal wird auf 27 Prozent taxiert. Die Wall Street aktuell tiefrot.
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Ein weiterer Grund für die fallenden Renditen war der schwache Inflationsdruck. So sind die Erzeugerpreise per September um 0,3 Prozent (vorher +0,1 Prozent) gesunken. In den zwölf Monaten bis September legte der Index um 1,4 Prozent zu (vorher 1,8 Prozent). Der Markt hatte mit 1,8 Prozent gerechnet.
In der Konsequenz stieg die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Zinssenkung der Federal Reserve auf der Oktober-Sitzung zurück über 80 Prozent. Für neue Impulse könnte das morgige Sitzungsprotokoll des FOMC sorgen.
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Edelmetallhändler verweisen zudem auf das Ende der Golden Week in China, wo in der Nacht von Montag auf Dienstag wieder der Börsenhandel aufgenommen wurde. Seit 2013 gab es regelmäßig einen Goldpreis-Anstieg nach der Golden Week.
Die Zentralbanken haben ihre Goldreserven indes weiter aufgestockt. Das World Gold Council (WGC) meldete kürzlich, dass die Goldkäufe der Notenbanken weltweit netto im August bei 57,3 Tonnen lagen. Käufen von 61,1 Tonnen standen dabei Verkäufe von 4,8 Tonnen gegenüber, wie GOLDINVEST berichtete.
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Durch die charttechnische Brille betrachtet könnte die jüngste Stabilisierung auf den Beginn der fehlenden Welle 5 in Richtung 1.655 Dollar hinweisen, die auf höheren Zeiteinheiten eine Projektion der Welle 3 darstelle, erklärte J.P. Morgan. "Wir warten jedoch auf eine Bestätigung durch einen Breakout über 1523,45 (täglicher Trend) und schließlich über 1533,98/1535,44, da nur ein solcher Breakout das Risiko ausschalten würde, den weiteren fehlenden Ausverkauf in der prognostizierten Welle 4-Zielzone zwischen 1446 und 1406/1391 zu verhindern."
von Robert Zach