Von Geoffrey Smith
Investing.com - Die USA legen im Vorfeld des Gipfels zum Tag der Erde ehrgeizige neue Klimazusagen vor. Die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung dürfte nach dem starken Rückgang in der letzten Woche wieder leicht gestiegen sein. Die Berichtssaison steht ganz im Zeichen der Fluggesellschaften. Intel rückt nachbörslich in den Vordergrund. Die Europäische Zentralbank berät über ihren weiteren geldpolitischen Kurs, und der Ölpreis fällt auf den niedrigsten Stand seit einer Woche, da sich die COVID-19-Krise in Indien verschärft. Das müssen Sie über das Geschehen an den Finanzmärkten am Donnerstag, den 22. April, wissen.
1. Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung im Fokus
Die alles entscheidende Frage ist: Kann die Verbesserung auf dem US-Arbeitsmarkt aufrechterhalten werden? Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung fielen letzte Woche so stark wie seit Monaten nicht mehr. Außerdem erreichten sie den niedrigsten Stand seit Beginn der Pandemie, was darauf hindeutet, dass sich die Flut von Entlassungen endlich entscheidend verlangsamt.
Wie jede Woche werden die Zahlen um 14:30 Uhr veröffentlicht. Diesmal rechnet der Markt gegenüber der Vorwoche mit einem leichten Anstieg von 576.000 auf 617.000. Das würde jedoch immer noch eine Verbesserung gegenüber den dunklen Tagen des Winters darstellen.
Um 16:00 Uhr folgen die Daten zu den Verkäufen bestehender Häuser für März (die sich aufgrund steigender Hypothekenzinsen im Vergleich zum Februar ebenfalls leicht abgeschwächt haben dürften). Hinzu kommt um 17 Uhr die monatliche Konjunkturumfrage der Federal Reserve von Kansas City.
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2. USA geben neue Klimazusagen vor dem Gipfel
Die US-Regierung soll Pläne zur Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen des Landes um 50% gegenüber 2005 bis zum Ende des Jahrzehnt vorlegen. Damit soll versucht werden, das Donald Trump Klimadesaster hinter sich zu lassen, um in diesem Bereich eine globale Führungsrolle zu übernehmen.
Präsident Joe Biden lädt 40 Nationen zu einem Klimagipfel ein. Auf dem sogenannten "Earth Day" werden auch der russische und der chinesische Präsident anwesend sein.
Die neuen Ziele zeigen, dass man den Verbrennungsmotor schon bald nur noch im Museum und nicht mehr auf der Straße sehen möchte. Parallel dazu nimmt man den Stromsektor ins Visier, wo erneuerbare Energien der Treibstoff für das Transportwesen der Zukunft sein sollen.
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3. Wall Street uneinheitlich
Die US-Aktienmärkte dürften vor einem weiteren geschäftigen Börsentag uneinheitlich eröffnen, wobei Dow Chemical (NYSE:DOW) bereits mit einem guten Ergebnis den Stein ins Rollen gebracht hat.
Gegen 12.30 Uhr notierte der Dow Jones Future um 9 Punkte im Plus, während der S&P 500 Future um weniger als 0,1% fiel und der Nasdaq 100 Future etwas mehr verlor.
Der Haushaltsgerätehersteller Whirlpool (NYSE:WHR) und der Pipeline-Betreiber Kinder Morgan (NYSE:KMI) werden beide im Rampenlicht stehen, nachdem sie nach Börsenschluss am Dienstag deutlich über den Erwartungen liegende Geschäftszahlen vorgelegt haben, während American Airlines (NASDAQ: AAL), Alaska Air (NYSE:ALK) und Southwest Airlines (NYSE:LUV) heute Nachmittag einen Blick in ihre Bücher gewähren werden, ebenso wie der Bergbaukonzern Freeport-McMoran (NYSE:FCX) und der Gesundheitskonzern Danaher (NYSE:DHR).
Intel (NASDAQ:INTC) legt zum ersten Mal unter dem neuen CEO Pat Gelsinger seine Finanzergebnisse vor. Heute Morgen wussten der Konsumgüterriese Nestle (SIX:NESN) und der Softwarekonzern SAP (NYSE:SAP) zu überzeugen, während Credit Suisse (SIX:CSGN) nach der Ankündigung einer Kapitalerhöhung, mit der das Loch in der Bilanz gestopft werden soll, das das Fiasko bei Archegos Capital hinterlassen hat, nachgab.
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4. EZB tagt
Die Europäische Zentralbank kommt zu ihrer neuesten regulären geldpolitischen Sitzung zusammen. Zwar sind die Erwartungen an mögliche Maßnahmen gering, doch das Interesse an den Aussagen von Präsidentin Christine Lagarde ist ungebrochen.
Die Bank hatte bei ihrer letzten Sitzung gesagt, dass sie das Tempo ihrer Anleihekäufe im laufenden Quartal erheblich beschleunigen würde, um Erwartungen einer vorzeitigen Straffung der Geldpolitik als Reaktion auf einen wahrscheinlichen vorübergehenden Anstieg der Inflation zuvorzukommen. Seitdem haben jedoch einige der geldpolitischen Falken in der Notenbank die Notwendigkeit betont, die Käufe so schnell wie möglich zu reduzieren.
Der Euro notiert derweil zum ersten Mal seit sieben Wochen über 1,20 Dollar. Nur einen Tag zuvor hatte die Bank of Canada als erste Zentralbank der G-10-Staaten angesichts der sich verbessernden Konjunkturaussichten eine Drosselung der Wertpapierkäufe angekündigt.
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5. Ölpreis rutscht ab
Die Rohölpreise sind auf den niedrigsten Stand seit einer Woche gesunken, nachdem Indien - einer der größten Importeure der Welt - den höchsten jemals in einem Land registrierten Wert an neuen Corona-Fällen an einem einzigen Tag gemeldet hat.
Gegen 12.30 Uhr fiel die US-Sorte WTI um 0,5% auf 61,03 Dollar je Barrel und der Preis für die Brent-Sorte sank um 0,6% auf 64,96 Dollar je Barrel.
Zwei schwache Lagerbestandsberichte aus den USA in dieser Woche, zusammen mit immer neuen Lockdown-Maßnahmen in Indien und Japan, haben den Preisen in dieser Woche etwas den Wind aus den Segeln genommen, ebenso wie das wachsende Bewusstsein über die Rückkehr des Iran auf den Weltmarkt.
Nach Angaben der Analysten von Tanker Trackers sind die iranischen Gas- und Kondensatexporte seit Jahresbeginn um rund 750.000 Barrel pro Tag gestiegen, was weniger auf die veränderte Haltung der US-Regierung gegenüber dem Iran zurückzuführen ist als vielmehr auf die extremen Rabatte, die die Islamische Republik angeboten hat, um sich einen wichtigen Kunden zu sichern.
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