Investing.com - Asiens Aktienmärkte vermittelten ein gemischten Bild, nachdem die Federal Reserve am Mittwoch ihren Leitzins zum zweiten Mal in Folge gesenkt hat.
Chinas Shanghai-Composite und der Shenzhen Component gewannen 0,1 Prozent bzw. 0,4 Prozent. Die ChiNext, die mit der US-amerikanischen Nasdaq verglichen werden, stieg 0,76 Prozent auf 2.027 Punkte.
Der Hang Seng-Index begann den Handel tiefrot und blieb auch weiterhin deutlich in der Verlustzone. Zuletzt wurde er 1,2 Prozent im Minus gehandelt. Grund für die Verluste waren die jüngsten politischen Entwicklungen in Hongkong.
Die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, hat über Nacht eine Pressekonferenz mit Mitgliedern des Hauses sowie Joshua Wong, Denise Ho und anderen Hongkonger Aktivisten abgehalten und sich für das Gesetz für Menschenrechte und Demokratie 2019 ausgesprochen.
"Demokraten und Republikaner im Haus und im Senat unterstützen uneingeschränkt diese Gesetzgebung", sagte Pelosi. "Wir stehen zu allen, die für eine friedliche, glückliche Zukunft kämpfen."
Der Kongress-Ausschuss der USA wird nächste Woche über die Gesetzgebung abstimmen, die Bestimmungen wie alljährliche Prüfung des besonderen wirtschaftlichen Status Hongkongs und die Verhängung von Sanktionen gegen diejenigen, die seine Autonomie untergraben, enthalten könnte.
Japans Nikkei 225 stieg 0,5 Prozent. Die japanische Notenbank (BoJ) beließ den Zinssatz zwar unverändert bei -0,1 Prozent, betonte aber in ihrem Kommuniqué, dass der Inflationsanstieg in Richtung des Ziels an Schwung verliert. BoJ-Chef Haruhiko Kuroda wird sich später noch auf einer Pressekonferenz äußern.
"Unter Berücksichtigung dieser Gegebenheiten wird die BoJ die Wirtschafts- und Preisentwicklung auf ihrer nächsten geldpolitischen Sitzung überprüfen, wenn sie die Prognosen für die Wirtschaftstätigkeit und die Verbraucherpreise aktualisiert", sagte die japanische Notenbank. Weitere Maßnahmen zur Konjunktur erscheinen nicht ausgeschlossen.
Südkoreas KOSPI legte um 0,3 Prozent zu.
In Down Under gewann der australische ASX um 0,5 Prozent. Per Berichtsmonat August stieg Beschäftigung um 34.700. Volkswirte hatten mit nur 10.000 gerechnet. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich erwartungsgemäß um 0,1 auf 5,3 Prozent.
Gestern Abend hatte die US-Notenbank Fed ihren Leitzins von 2 bis 2,25 Prozent auf 1,75 bis 2 Prozent gesenkt. Marktteilnehmer hatten bereits im Vorfeld der Entscheidung damit gerechnet. Es war die zweite Zinssenkung der Federal Reserve in diesem Jahr.
Der Zinssatz für die Überschussreserven (IOER) wurde auf 1,80 Prozent gesenkt.
Gegen den Zinsentscheid waren drei Mitglieder. George und Rosengren wollten die Zinsen unverändert lassen, Bullard forderte eine Zinssenkung um 0,50 Prozent.
Auch über den zukünftigen Zinsausblick zeigte sich das Gremium uneinig. Zehn Mitglieder sehen unveränderte oder höhere Zinsen bis Jahresende. Sieben Mitglieder sehen den Leitzins Ende 2019 tiefer.
Im Begleittext hieß es, dass die Fed "angemessen handeln wird, um die Expansion aufrechtzuerhalten". Das lässt auch weiterhin eine Tendenz zur geldpolitischen Lockerung erkennen.
Auf der Pressekonferenz sagte Jerome Powell, Vorsitzender der Fed, dass man mit Zinssenkungen aufhören werde, wenn man der Meinung sei, dass man genug getan habe. Eine Rezession erwarte man nicht, aber man werde die Risiken für die US-Wirtschaft genau beobachten. Man sehe weiter ein moderates Wachstum, einen starken Arbeitsmarkt und eine Annäherung an das Inflationsziel.
"Powell hat angedeutet, worauf man in den kommenden Wochen achten sollte: 1) handelspolitische Unsicherheit, 2) globale Daten und 3) US-Inflation", erklärte die Danske Bank (CSE:DANSKE) in einer Schnelleinschätzung. "Wir sollten selbstverständlich auch das US-Wachstum im Auge behalten, aber die ersten drei Faktoren waren die wichtigsten Treiber, die die beiden bisherigen Zinssenkungen erklären, da die meisten FOMC-Mitglieder glauben, dass es der US-Wirtschaft gut geht."
"Das bedeutet auch, dass das Ergebnis der Handelsverhandlungen zwischen den USA und China Anfang Oktober für die Entscheidung der Fed in sechs Wochen wichtig ist", hieß es in der Notiz der dänischen Großbank.
Die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Zinssenkung bis Jahresende liegt bei 50 Prozent.
Bezüglich des Liquiditätsproblems (heute steht eine weitere Liquiditätsspritze der NY Fed an) am US-Geldmarkt zeigte sich Powell weniger besorgt, aber ein dauerhaftes Hochfahren der Bilanz wollte er nicht ausschließen. Damit hat er die Tür für QE4 ein Stück weit geöffnet. Das gab der Wall Street während der Pressekonferenz von Powell wieder Auftrieb. Der Dow schloss sogar noch im Plus, nachdem er zuvor knapp 200 Punkte im Minus gehandelt hatte.
Heute im Fokus die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und der Philadelphia-Fed-Index.
von Robert Zach