PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Neue Hoffnungen auf Fortschritte in den amerikanisch-chinesischen Handelsgesprächen haben Europas Börsen am Freitag angetrieben. Zudem habe die Berichtssaison der Unternehmen diesseits des Atlantiks bisher keine größeren Negativ-Schlagzeilen geliefert, schrieb ein Anlagestratege.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) zog um 2,14 Prozent auf 3134,92 Punkte an und bewegte sich damit wieder auf dem Niveau von Anfang Dezember letzten Jahres. Nach dem wechselhaften Kursverlauf der vergangenen Tage schaffte der Eurozonen-Leitindex damit ein Wochenplus von 2,11 Prozent - es war die dritte positive Woche in Folge nach dem schwachen Börsenjahr 2018.
Der Pariser Cac 40 (CAC 40) gewann am Freitag 1,70 Prozent auf 4875,93 Punkte. Für den britischen FTSE 100 ging es um 1,95 Prozent auf 6968,33 Zähler nach oben.
Dem "Wall Street Journal" zufolge erwägen Vertreter der US-Regierung Maßnahmen zur Senkung der Zölle auf chinesische Waren, um die Finanzmärkte zu beruhigen. Finanzminister Steven Mnuchin sei ein Befürworter dieser Idee, während ihr der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer reserviert gegenüberstehe. Von der Meldung hatte zuvor schon die Aktienmärkte in den USA und Asien profitiert, auch wenn das Finanzministerium die Nachricht schnell dementiert hatte.
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg zudem unter Berufung auf informierte Kreise berichtete, habe die Führung in Peking einen Ausgleich in der Handelsbilanz zwischen der USA und China angeboten. Diese solle durch jährlich steigende Importe von US-Waren erreicht werden.
Im marktbreiten Stoxx Europe 600 wiesen am Freitag alle Branchenindizes positive Vorzeichen auf. Mit am besten schlugen sich die Banken (Stoxx 600 Banks) mit einem Kursgewinn von 2,18 Prozent. Börsianer sprachen von einer "Risk-on"-Stimmung. Davon profitierten unter anderem Aktien und Branchen mit aus Investorensicht überdurchschnittlichen Chancen wie der Finanzbereich. Steigende Ölpreise ließen den Index der Öl- und Gaskonzerne (STOXX Europe 600 Oil & Gas) um 2,16 Prozent zulegen.
Dagegen hinkte der Index der Reise- und Freizeitunternehmen (Stoxx 600 Travel & Leisure PR) mit plus 1,16 Prozent dem Markt hinterher. Hier sorgte eine neue Gewinnwarnung von Ryanair (3:RYA) für Gesprächsstoff. Der Billigflieger musste bei seiner Gewinnprognosen wegen des harten Preiswettkampfs in der Branche und deswegen sinkenden Ticketpreisen erneut zurückrudern. Die Aktien waren zeitweise um mehr als 5 Prozent gefallen. Allerdings erholten sie sich im Zuge des anziehenden Gesamtmarktes wieder und schlossen moderat im Plus.
Die Anteilsscheine von Konkurrent Easyjet (3:EZJ) schlossen angesichts einer skeptischen Studie der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) ebenfalls lediglich etwas höher. Die drei wichtigsten europäischen Billigflieger Ryanair, Wizz Air und Easyjet dürften zwar zu den langfristigen Profiteuren in der Branche gehören, schrieb Analyst David Perry. Kurzfristig aber seien sie konjunkturell und politisch mit heftigem Gegenwind konfrontiert und müssten Kapazitäten zurückfahren.
Der Telekom-Index (STOXX Europe 600 Telecom) zeigte sich mit einem Plus von 1,27 Prozent ebenfalls relativ schwach. Die als defensiv geltende Branche ist für gewöhnlich eher in einem negativen Marktumfeld gefragt. Dazu belastete ein rund siebenprozentiger Kursrutsch der Telecom Italia (6:TLIT) nach vorläufigen Jahreszahlen. Ihr blies vor allem auf dem heimischen Markt der Wettbewerb ins Gesicht.
ITV-Papiere (3:ITV) zogen in einem guten Branchenumfeld um fast 3 Prozent an. Der britische Bezahlsender zähle weiterhin zu den wahrscheinlichsten Übernahmekandidaten in Europa, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg und berief sich auf eine eigene Befragung von Händlern, Analysten und Fondsmanagern.