von Geoffrey Smith
Investing.com - Die Rallye europäischer Bankaktien beschleunigt sich am Freitag dank einer höheren Risikobereitschaft an den internationalen Finanzmärkten sowie den Hoffnungen auf einen baldigen Handelsdeal zwischen den USA und China.
Das Maßnahmenpaket der EZB sorgte für einen starken Renditeanstieg in Europa. Das kommt in der Regel Banken zugute, die sich kurzfristig Geld von der Zentralbank leihen und dieses langfristig an Häuslebauer und Unternehmen verleihen.
Während das Maßnahmenpaket der EZB zwar geringer war, als viele erwartet hatten, vermied sie jedoch den Anschein zu erwecken, dass die EZB angesichts eines Handelskrieges zwischen China und den USA, über den Europa keine Kontrolle hat, völlig machtlos war.
Vor allem spanische Bankaktien waren am Freitag gefragt: Papiere von Caixabank (MC:CABK) stiegen um 5 Prozent, die von Banco de Sabadell (MC:SABE) um 4,3 Prozent. Santander (MC:SAN), die größte Bank des Landes, legte um 2,3 Prozent zu. Schwächer unterwegs waren dagegen Banken mit hohen Überschussreserven wie die niederländische ING Groep (AS:INGA) und ABN AMRO (AS:ABNd).
Auch die österreichischen Banken Raiffeisen Bank International (VIE:RBIV) und Erste Bank (VIE:ERST) entwickelten sich nicht so erfolgreich, nachdem der neue Zentralbankchef des Landes deutlich machte, dass er die ergriffenen Maßnahmen der EZB ablehne.
Die größten Nutznießer am Donnerstag waren die italienischen Banken, da die Neuauflage der quantitativen Lockerung verspricht, die Gewinne für sie aus ihren überproportional großen Beständen an Staatsanleihen zu sichern. Die neue italienische Regierung, die nicht droht, gegen die Haushaltsregeln der EU zu verstoßen, hatte natürlich ein wesentliches Hindernis für die Wiederauflage der QE durch die EZB beseitigt und einen der (von Deutschland geführten) Einwände gegen den Kauf neuer Anleihen ausgeräumt.
Dennoch ist es schwer vorstellbar, dass das EZB-Paket allein ein Richtungswechsel für einen Sektor markieren wird, dessen Renditen durch hohe Altlasten, hohe Kapitalanforderungen und strukturelle Herausforderungen wie den Aufstieg von Online-Finanzportalen geprägt bleiben.
Die jüngste Zinssenkung der Notenbank hat auch nicht den politischen Rahmen für aggressivere Maßnahmen geschaffen, um die Konjunktur im Euroraum zu verbessern: Deutsche Zeitungen wüteten am Freitag mit Titeln wie "Graf Draghila saugt uns die Konten leer!"
Der Stoxx 600 wurde zuletzt mit weniger als 0,1 Prozent bei 390,54, gehandelt. Spaniens IBEX 35 stieg um 0,4 Prozent und Italiens FTSE MIB um 0,3 Prozent, während der FTSE 100} um 0,3 Prozent fiel, da das Pfund Sterling wieder auf Grund der Zuversicht, dass ein ungeordneter Brexit vermieden wird, zulegte. Zu den größten Outperformern gehörten die britischen Bankaktien, die sich auf das Inland konzentrierten.