Das jüngste Fed-Protokoll hat gezeigt, dass eine Verringerung der quantitativen Lockerung (QE) möglicherweise früher kommen wird, als viele erwartet hatten. Das hat die Zinsen von normalen als auch von inflationsgesicherten (TIPS) US-Staatsanleihen deutlich steigen lassen. Wenn sich die Wirtschaft erholt - was der Fall zu sein scheint -, könnte die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe in den nächsten Monaten wieder auf 2,35% steigen. Dies wäre ein großes Problem für den Aktienmarkt, da die KGVs dann wahrscheinlich zurückgehen müssten und dies würde die Aktienkurse in den Keller schicken.
Darüber hinaus könnte sich die Stimmung am Markt jetzt gegen Risikowerte wenden, als Anlagen wie Bitcoin, Bauholz, Kupfer und Öl alle beginnen Anzeichen von Schwäche zu zeigen. Dabei handelt es sich um offensichtliche Reversals, insbesondere nach ihren parabolischen Kursanstiegen in den letzten sechs Monaten. Auch für Aktien könnte dies ein schlechtes Omen sein.
Die gute Stimmung verfliegt
Und das ist noch nicht alles, denn ein Teil der Risikobereitschaft, die in den Wintermonaten zu beobachten war, als die am meisten geshorteten Aktien parabolisch anstiegen, ist längst weggebrochen, noch vor den jüngsten Einbußen bei Holz, Bitcoin, Kupfer und Öl. Das ist umso besorgniserregender, da es eine enge Korrelation dieser am stärksten leerverkauften Aktien mit dem Russell 2000 gibt. Und genau das könnte eine alarmierende Botschaft darstellen, wonach die Gesamtmärkte als nächstes an der Reihe sind. Tatsächlich hatten viele dieser stark geshorteten Aktien, die über den Winter stark angestiegen waren, den Russell 2000 Index mit nach oben gezogen. Jetzt aber sieht es so aus, als ob sogar der gesamte Index in Schieflage geraten ist.
Die am stärksten leerverkauften Aktien im Refinitiv-Index begannen Mitte Februar ihren Sinkflug und sind seither um mehr als 30% gefallen. Dies hat dazu geführt, dass dem Russell 2000 vollständig die Puste ausgegangen ist, nachdem diese Gruppe den Index seit November nach oben geführt hatte.
Umdenken in der Geldpolitik
Dieser Rückgang zeigt ganz deutlich, wie sich die Risikostimmung an den Märkten verändert hat, sieht man einmal vom Zusammenbruch des Bitcoin ab. Das bedeutet, dass Anleger wahrscheinlich noch empfindlicher auf Änderungen der Geldpolitik reagieren werden. Vor allem dann, wenn sich das Fed-Protokoll als Beweis dafür entpuppt, dass ein Tapering eher früher als später kommen könnte. Angesichts der Reaktion der Renditen erwartet der Rentenmarkt anscheinend, dass etwas größeres im Gange ist. Die Verzinsung von inflationsgeschützten US-Staatsanleihen (Treasury Inflation-Protected Securities, TIPS) stieg stark an, insbesondere bei Papieren mit 5 Jahren Laufzeit, deren Rendite nach Veröffentlichung des Protokolls sich um fast 10 Basispunkte erhöhte.
Höhere Zinssätze
Sofern die TIPS-Zinssätze (NYSE:TIP) weiter steigen, sollte man schlussfolgern, dass dann auch die Nominalzinsen nachziehen werden, insbesondere wenn die Inflationserwartungen des Marktes unverändert bleiben. Derzeit liegt die 10-jährige Breakeven-Inflationserwartung (DE:AFI1) bei etwa 2,45%. Sollte die 10-Jahres-TIPS im Laufe der Zeit von derzeit -80 Basispunkten auf 0% steigen, könnte dies dazu führen, dass die Rendite der 10-Jahresanleihe weit über 2% klettert.
Dies würde zweifellos für die Aktienmärkte zum Problem werden, da höhere nominale und reale Renditen im Laufe der Zeit die KGVs des S&P 500 sinken ließen. Dies hätte zur Folge, dass die Aktien mit den höchsten Bewertungsniveaus am stärksten getroffen würden. Dieser Trend ist bereits beim NASDAQ und vielen Wachstumsaktien zu erkennen. Der NASDAQ 100 ETF (NASDAQ:QQQ) ist seit Ende April um mehr als 4% gefallen, aber viele Aktien in diesem Index haben deutlich mehr verloren.
Wenn sich die Risikobereitschaft ändert und die Anleger nervös werden, dass die Fed die Geldpolitik ändert, wird sich die Stimmung im Rest des Marktes wahrscheinlich verschlechtern. Mit der sich verschlechternden Stimmung gehen niedrigere Bewertungsverhältnisse einher, was zu niedrigeren Kursniveaus am Aktienmarkt führen wird. Zusammen mit höheren Zinssätzen braut sich hier ein trüber Ausblick für die nächsten Monate zusammen.
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