Den US-Börsen (ETR:SXR4) gelang es gestern, die vorbörsliche Erholung während des Handelstages durchzuhalten bzw. sogar etwas auszubauen. Der Kursanstieg war breit ausgelegt über alle Sektoren. Natürlich darf diese Bewegung momentan nur als glättendes Gegengewicht im direkten Zusammenhang mit der extrem schwachen Vorwoche bewertet werden. Sollte sich aber heute der Anstieg fortsetzen, wäre dies ermutigend. Vorbörsliche Stimulanz kommt von Oracle (NYSE:ORCL), das Softwarehaus legte gestern Abend einen glänzenden Report vor.
In Ostasien/Australien traten die Börsen tendenziell auf der Stelle, die Schwankungsbreite lag nach beiden Seiten bei ca. 0,5%. Begründet wurde die abwartende Haltung mit den am Mittwoch anstehenden US-Verbraucherpreisen. Ich habe da keine allzu großen Befürchtungen, der Rückgang der Energiepreise dürfte sich wohl dämpfend ausgewirkt haben. China veröffentlichte die August-Handelsdaten. Die Exporte stiegen im Jahresvergleich mit +8,7% stärker als prognostiziert, während die Importe mit lediglich +0,5% nahezu stagnierten – ein Ausdruck des schwachen Binnenkonsums. Hier fällt aber auf, dass die Importe aus den USA im Jahresvergleich um 12% gestiegen sind und die aus dem ASEAN Raum um 5% - hingegen wurde aus Europa drastisch weniger eingekauft. Massiv der Export chinesischer Autos: der Anstieg betrug im August fast 40% auf 610.000 Einheiten. Rohöl hingegen wurde fast 7% weniger vom Ausland gekauft. Der Anstieg der Exporte ist laut CNBC-Berechnungen vor allem auf die mit +13% massiv gestiegenen Lieferungen in die EU zurück zu führen.
In Südkorea zeigten sich die Elektronikwerte auffallend schwach, so verloren z.B. Samsung (F:SAMEq) Electronics 1,9%. Der Kurs des Apple-Zulieferers LG Innotec sank um fast 6%, unklar ist, ob dies mit der Präsentation des neuen Apple– iPhones zusammenhing. Unter Druck standen auch chinesische Biotechfirmen, denen durch den „Biosecure-Act“, dessen Entwurf gestern vom US-Repräsentantenhaus abgenickt wurde, zukünftig der Zugang zum US-Markt und zu US-Daten erschwert wird. Am positiven Ende stand Alibaba (NYSE:BABA), was mit dem nun vereinfachten Handel der Aktie zwischen Hongkong und Festlandchina zusammenhängt („Shanghai Hongkong Stock Connect“). Auffallend die erneute Schwäche bei einigen chinesischen Immobilienentwicklern: Longfor (HK:0960) Group und China Resources Land fallen auf die tiefsten Stände seit Mitte des letzten Jahrzehnts.
Europas STXE 600 startete zunächst mit freundlichem Grundton in den Tag. Gut gefragt Technologiewerte (ASML (AS:ASML)), Bauwerte (Saint Gobain (EPA:SGOB)) und Einzelhandel (Inditex (BME:ITX)). Auffallend schwach hingegen der Healthcare-Sektor. Hier belastet Astra-Zeneca. Das Pharmaunternehmen vermeldet enttäuschende Studienergebnisse bei der Entwicklung eines neuen Lungenkrebsmedikaments. Die Aktie verliert 5% und bremst damit auch den STXE 50 aus. Auch der Automobilsektor weist Kursrückgänge auf, was wiederum auf dem DAX lastet. Berenberg hat die Kursziele des Sektors teils drastisch gesenkt, freilich lagen diese bislang auch extrem weit oberhalb der aktuellen Kurse. Nach zwei Handelsstunden fällt der moderate Anfangsgewinn in sich zusammen: aktuell notiert der STXE 600 unverändert.
Der Europäische Gerichtshof hält im zehnjährigen Rechtsstreit die Forderung gegen Apple (NASDAQ:AAPL) aufrecht und verlangt eine Steuernachzahlung von 13 Mrd USD wegen eines angeblich von Irland viel zu niedrig angesetzten Steuersatzes. Die Aktie verliert vorbörslich 1%. Zudem verklagt der EuGH auch Google (Alphabet (NASDAQ:GOOGL)) zu 2,4 Mrd Euro Strafe wegen Missbrauchs seiner marktbeherrschenden Stellung. Dieser Rechtstreit startete 2017. Natürlich aber sind diese Summen heute für die beiden Konzerne deutlich weniger erheblich als zu dem Zeitpunkt, als die Forderungen erstmals gestellt wurden. Heute Abend werden sich Donald Trump und Kamala Harris ein wichtiges TV-Duell liefern. Dieses könnte Wahl entscheidend werden, da sich die beiden Kandidaten bislang ein Kopf an Kopf Rennen liefern.
APX: Gold -2. Vola +2.