Chinas Finanzminister Lan Fo’an hat am Samstag seine Pläne zur Stabilisierung des Immobiliensektors konkretisiert. So soll es den Lokalregierungen erlaubt werden, mehr Spezialanleihen zu emittieren, um Land sowie unverkaufte Hausbestände von den Immobilienentwicklern aufkaufen zu können. Damit soll das Nachfrage-Angebot des Sektors stabilisiert werden und beide Seiten von dem seit geraumer Zeit hohen Liquiditätsdruck entlastet werden. Damit soll u.a. das Vertrauen der bauwilligen Bevölkerung in die Baugesellschaften zurückgewonnen werden. Flankiert wurde dies bereits Ende September durch die Ankündigung einer Senkung der Hypothekenzinsen. In der Pressekonferenz wurde von dem stellvertretenden Finanzminister Liao Min zudem nun angekündigt, dass auch über eine Reduktion der mit einem Immobilienerwerb verbundenen Steuern nachgedacht werde. Zudem haben kürzlich etliche chinesische Großstädte bestehende Kaufrestriktionen aufgehoben bzw. gelockert. Es gibt zwar durchaus noch Bedenken, so z.B., ob/wie sich die Projektentwickler und die Lokalbehörden auf einen Transaktionspreis einigen können und es ist klar, dass dieser Prozess seine Zeit braucht, aber ein Anfang ist gemacht. Die Aktien des Real Estate Sektors und auch Bankwerte zogen heute früh deutlich an. Davon profitieren heute auch Smart Beta -ETFs der Region (DividAristocrats/Value). Dort sind wir investiert. Die breiten Indizes wie z.B. der Shanghai Composite zeigen sich hingegen etwas enttäuscht, dass die angekündigten Maßnahmen so konzentriert sind und nicht auch weitere Sektoren umfassen. Trotzdem sind die Indexstände dank Financials fester als am Freitagmorgen. Der Hang Seng Tech Index hingegen gibt um 1,5% nach. Die latente Enttäuschung ist im Xetrahandel zu spüren, weil hier am Freitag in freudiger Erwartung der o.a. Pressekonferenz Käufe vorgezogen wurden. Wir bleiben dem breiten China-Markt vorerst noch fern und konzentrieren uns stattdessen weiter auf die Sonderstory der Finanzwerte. Was an der PK störte, war das Fehlen einer konkreten Ansage. Wieviel Geld ist Peking bereit, in die Ankurbelung der Wirtschaft und auch des privaten Verbrauchs zu stecken? Hierzu werden jedoch weitere Aussagen – bis hin zu einer Ankündigung der Ausweitung des Haushaltszdefizits – in den nächsten Wochen erwartet.
An den US-Börsen (ETR:SXR4) gelang es dem S&P 500 am Freitag erstmals, oberhalb der 5800 Punkte zu schließen. Beflügelnd wirkten die besser als erwartet ausgefallenen Q3-Reports von JPMorgan (NYSE:JPM) und Wells Fargo (NYSE:WFC), aber auch die entspannte Entwicklung der Produzentenpreise. Diese blieben ggü. August unverändert, Analysten hatten einen moderaten Anstieg um 0,1% erwartet. Erfreulich war die hohe Markbreite des Aufschwungs. Negativ aus dem Rahmen fiel lediglich Tesla (NASDAQ:TSLA), die Robotaxi-Präsentation vermochte nicht, die Euphorie der Investoren zu wecken. Die Aktie verlor fast 9% und bremste damit den Nasdaq 100 aus.
In Europa zeigt sich der STXE 600 uninspiriert. Fast alle Sektoren tänzeln um die Nulllinie. 1% verliert die Branche der dauerhaften Konsumgüter. Hier belasten Verluste der Aktien aus dem Luxusgütersektor: die französischen Konzerne Kering (EPA:PRTP), LVMH (EPA:LVMH) und Christian Dior verlieren je über 2%. Das dürfte mit der Enttäuschung über fehlende neue Konsumanreize aus China zusammenhängen. Vielleicht belastet zudem hier aber auch ein wenig, dass Frankreichs Kreditwürdigkeit in Gefahr ist: Fitch droht, die Bonität abzustufen. Hintergrund dieser Überlegung sei die „handlungsunfähige Politik“ aufgrund der starken politischen Fragmentierung und der Minderheitsregierung. Das könnte die Renditen französischer Staatsanleihen weiter ansteigen lassen. Ansonsten zeigt sich die Branche „Reise und Freizeit“ auffallend schwach. Hier belastet ein Bericht des „The Guardian“, dass die britische Labour-Regierung eine Erhöhung der Steuern (konkret die Remote Gaming Duty) auf die heimische Glückspielbranche in Betracht ziehe.
APX: EM-Anleihen +1. STXE 600 NR +2.