Die Kursreaktion heute früh auf Nvidias neuen Superchip B200, der gestern in einer Großveranstaltung in San Jose - ein Analyst bezeichnete das Event als „AI-Woodstock“ - der Öffentlichkeit präsentiert wurde, fiel verhalten aus. Auffallend auch Super Micro (NASDAQ:SMCI) Computer: der Aufstieg vom Russell 2000 in den S&P 500 wurde mit massiven Abgaben quittiert. Nach einer Eröffnung bei 1140 USD schloss der Kurs auf 1000, aktuell 975. Beides zeigt, was alles schon an guten Meldungen eingepreist ist. Ein Stück weit dürfte freilich aber auch der jüngste Kursrutsch der Kryptowährungen für die Moll-Stimmung verantwortlich sein. Es gibt hier eine stark positive Korrelation, da es sich teilweise um dieselben Anlegergruppen handelt, aber auch, weil es einen direkten wirtschaftlichen Bezug z.B. zwischen Nvidia (NASDAQ:NVDA) und der Krypto-Schürfung gibt. Der aktuelle Preisrückgang hängt mit neuen Statistiken zusammen, die besagen, dass vom Grayscale Bitcoin Trust am Montag 643 Mio USD abgezogen wurden. Das ist der größte Abfluss seit seiner Umwandlung in einen ETF am 11. Januar. Laut Bloomberg wurde das dieses Mal nicht wie bisher kompensiert durch Käufe in den 9 anderen neuen Krypto-ETFs: dem Markt wurden am 18. März netto 154 Mio USD entzogen.
Die US-Börsen (ETR:SXR4) haben gestern zwar freundlich geschlossen, aber weit unter den Höchstständen. Ohne die hohe Index verzerrende Nachfrage nach den Schwergewichten hätte die Bilanz noch magerer ausgesehen. Hier hatte ein Bericht von Bloomberg stimuliert, dass sich Alphabet (NASDAQ:GOOGL) in Gesprächen mit Apple (NASDAQ:AAPL) befände, seine KI-Architektur in iPhones einzubauen. Auch Tesla (NASDAQ:TSLA) legte kräftig zu nachdem das Unternehmen Preiserhöhungen in den USA für das Y-Modell ankündigte. Zudem galt erneut: tendenziell steigende Zinsen führen zu einer Bevorzugung der Cash-Kühe, die sich insbesondere unter den Megacaps befinden. Dem breiten Markt hingegen missfällt der Wiederanstieg der Renditen: 10y US-Staatsanleihen werfen aktuell bereits wieder 4,32% ab, vor zwei Wochen waren es lediglich 4,08%. Die jüngsten Preisdaten waren allesamt etwas schlechter ausgefallen als prognostiziert. Noch hält der Markt an seiner Erwartung fest, dass die FED im Juni erstmals die Zinsen senken wird. Wir erwarten jedoch, dass Jerome Powell morgen Abend auf der PK die Rute herausholen und drohen wird, dass es beim Anhalten dieser Tendenz 2024 noch nicht einmal zu den drei mageren Zinsschritten kommen wird, auf die die Markerwartung inzwischen gesunken ist. Der Juni ist keineswegs als sicherer Starttermin zu sehen, nur noch knapp 60% der Investoren gehen davon aus. Wir werden vorsichtshalber heute und morgen die US-Allokation ein Stück weit absichern und dann am Donnerstagmorgen nach der PK neu entscheiden.
Die Bank of Japan hat heute früh ihre Leitzinsen marginal angehoben, was von den einem Großteil der Analysten auch so erwartet war. Jedoch scheint Kazuo Ueda die richtigen Worte gefunden zu haben, denn Nikkei und Topix reagieren freundlich und der Yen gibt weiter nach. Denn einerseits ist nicht davon auszugehen, dass dies nur der erste Schritt in einer Serie aus Zinserhöhungen ist, sondern die Maßnahme bedeutet lediglich, dass die Zeit der Negativzinsen vorbei ist. Zudem will die BoJ weiterhin Staatsanleihen kaufen und die akkommodierenden Zinsbedingungen (also expansive Wirkung auf die Ökonomie) beibehalten. Damit bleibt der Zinsspread insbesondere zu den USA weiterhin äußerst hoch. In China und Hongkong haben die Kurse hingegen heute früh etwas deutlicher nachgegeben.
Europas Aktienindizes zeigen sich zur Stunde kaum verändert. Die Sektoren Automobile, Energie und Banken sind gefragt, unter leichtem Verkaufsdruck hingegen Versorger, Technologie und Gesundheit. Interessant das gezielte Stockpicking heute: Unilever (AS:ULVR) führt den STXE 50 mit +3,8% an, Branchenkonkurrent Reckitt Benckiser (LON:RKT) bildet mit -3,5% das Schlusslicht.
Der APX verliert wegen der Schwellenländer-Anleihen einen Punkt. Bereits gestern steuerte der Nikkei 225 hingegen +2 Punkte bei.