laut CME Group (NASDAQ:CME) Data wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 97,2% die US-Notenbank am 1. Februar ihren Leitzins um lediglich 0,25% anheben. Bostons FED-Gouverneurin Susan Collins bestärkte diese Meinung , indem sie sich gestern für eine weitere Drosselung des Anhebungstempos aussprach, um die konkurrierenden Risiken von Inflation versus Konjunkturabwürgung besser abwägen zu können. Der Zinskorridor läge dann zwischen 4,5-4,75%. Da der Markt davon ausgeht, dass dann nur noch eine weitere von ebenfalls 0,25% folgt, ist die Konsensmeinung, dass bei dann 4,75-5,0% das Ende der Zinsanhebungen in den USA erreicht ist. Das liegt unterhalb dessen, was der FED-Gouverneur von St. Louis, James Bullard, vorgestern avisierte: 5,25-5,5%. Deshalb brachte seine Aussage auch Unruhe in die Märkte. Wenn auch einige Mitglieder der US-Notenbank inzwischen für eine weitere Absenkung des Zinserhöhungstempos auf 0,25% plädieren – auch Bullards Aussage steht dazu nicht im Widerspruch – so ist dennoch offen, ob wir in 2023 zwei oder doch bis zu vier 0,25%-Schritte sehen werden. Alle FED-Gouverneure sprechen unisono von einer weiterhin viel zu hohen Inflation und dämpfen Hoffnungen auf eine schnelle Wiederabsenkung, bevor das 2%-Inflationsziel wieder in greifbare Nähe kommt. Auch das steht im Widerspruch zu den Markterwartungen, erkennbar an den 2jährigen US-Staatsanleihen, die bei lediglich 4,15% rentieren. Da sich zugleich die Konjunkturdaten eingetrübt haben und die Unternehmen bislang überwiegend keine sonderlich erfreulichen Q4-Zahlen lieferten, machen sich derzeit an den US-Börsen (ETR:SXR4) Sorgen breit, dass es eventuell doch zu einer harten Landung kommt. Das relativ magere Plus des S&P 500 von 1,25% seit Jahresende zeigt, dass derzeit wenig Lust auf US-Aktien besteht. Ein Lichtblick war gestern nachbörslich Netflix (NASDAQ:NFLX), der Report überraschte angenehm und die Aktie steigt nachbörslich um 5%, was wiederum den Nasdaq-Future heute Morgen stimuliert.
In Fernost legten die Börsen heute teils deutlich zu. An der Spitze stand wieder einmal der Hang Seng Tech Index, mit +2,6%, aber auch Festlandchina und Japan waren gefragt. Interessanterweise fallen in Japan die Renditen wieder, 10y stehen mit 0,39% weit unterhalb ihres im Dezember von der BoJ auf 0,5% angehobenen neuen Deckels. Der Markt hatte das Gegenteil erwartet, zumal die Inflation in Japan weiter beschleunigt. Die Kerninflation betrug im Dezember 4%. Dieser Wert war jedoch auch erwartet worden.
Großbritannien enttäuschte mit schwachen Daten zum Einzelhandelsumsatz im Dezember. Während ein Anstieg um 0,3% prognostiziert worden war, gingen die Umsätze um 1% zurück (-5,8% ggü. Vorjahr). Zudem verschlechterte sich das GB-Verbrauchervertrauen im Januar auf -45, erwartet war eine Verbesserung von -42 auf -40. Das dämpft in Europa die Lust der Investoren, nach dem empfindlichen Rückgang von gestern heute wieder beherzt zuzupacken. Auch von den Bankanalysten kommt laut eines Bloomberg-Artikels keine Stimulanz: Bank of America (NYSE:BAC) und Goldman Sachs (NYSE:GS) sagen, nach der kraftvollen Jahresanfangsrallye im STXE 600 sei das Jahresziel schon erreicht. Barclays (LON:BARC) ist ein wenig optimistischer geworden, für 2023 wird nur noch ein Gewinnrückgang von 6% erwartet statt bislang 12%, auch das Jahresendziel wurde um 5% angehoben. Dieses entspricht aber auch nur dem aktuellen Stand. UBS (SIX:UBSG) sieht sogar einen Rückgang um 10% und ist erst für 2024 optimistisch. Nicht völlig ignoriert werden darf auch die Lage in der Ukraine: beide Seiten rüsten auf – eine neue Eskalationsstufe scheint sich anzubahnen.
Mit dem Reißen unserer Stopp Loss Limite haben wir die Aktienquote in den beiden von uns betreuten apano-Fonds sowohl in den USA als auch in Europa deutlich abgesenkt. Damit haben wir momentan wieder den Allokationsgrad von Ende Dezember bezogen und stehen am untersten Rand der vom APX derzeit empfohlenen Sollquote. Der apano Börsen-Stimmungsindex APX verliert heute 3 Punkte wegen des S&P 500.