Die gestern im vorbörslichen Handel zunehmend schwächeren US-Futures gingen nahtlos in eine tiefere Eröffnung des Kassamarktes über. Ab 16:00h MEZ beschleunigte sich die Talfahrt dann rasant. Auslöser dieser Entwicklung dürften die um diese Zeit veröffentlichten neuen US-Konjunkturdaten gewesen sein. Der ISM-Index Service fiel im Februar mit 52,6 niedriger aus als erwartet. Der Vormonatsstand war 53,4. Die Aufträge in der US-Industrie fielen im Januar um 3,6%, die Prognose lag bei -3,1%. Ohne Rüstung waren es sogar -4,1%. Zudem wurde der Dezemberwert von +0,2 auf -0,3% revidiert. Die Anhäufung enttäuschender US-Wirtschaftsdaten ist mittlerweile auffällig. Zugleich hat sich die Hoffnung auf eine rasche Zinssenkung zerschlagen, weil die Inflation nicht ausreichend schnell weiter absinkt. Damit gerät das bislang imposante Bild der perfekten Welle ins Wanken: wackelt am Ende die US-Wirtschaft doch? Wird die FED zu lange zögern und den richtigen Moment der Zinslockerung verpassen? In Anbetracht der hohen Kurse besteht wenig Spielraum für Enttäuschungen, ohne Gewinnmitnahmen loszutreten. Mit diesem Datenhintergrund erklärt sich auch die Schwäche der Aktienindizes, obwohl die US-Renditen deutlich nachgaben. Das ist ungewöhnlich und lässt sich am ehesten mit aufkeimenden Konjunkturängsten begründen. Bei den großen Megacaps gab es gestern von Apple (NASDAQ:AAPL) und Tesla (NASDAQ:TSLA) erneut negative Nachrichten, zudem setzte im Handelsverlauf ein Schwächeanfall der Kryptowährungen ein, welcher insbesondere den Techs aus der zweiten Reihe übel zusetzte ( z.B. MicroStrategy (NASDAQ:MSTR) -21%, Marathon Digital (NASDAQ:MARA) Holdings -13%). Mit GitLab (NASDAQ:GTLB) (-21%) enttäuschte erneut ein kleineres Unternehmen der Softwarebranche mit einem schwachen Umsatzausblick und belastete damit den Subsektor „Cloud“. Relativ behauptet zeigten sich hingegen gestern so wie schon am Vortag die Sektoren Versorger (NYSE:XLU) und Financials sowie Aktien des Smart Beta Stils Low Vola.
Heute ist jedoch ein neuer Tag: die Kryptowährungen starten wieder kraftvoll durch und mit CrowdStrike Holdings (NASDAQ:CRWD) hat gestern nach Börsenschluss ein führendes Unternehmens des Sektors CyberSecurity glänzende Zahlen vorgelegt, die Aktie haussiert um 24%. In Fernost zeigten sich die Techwerte heute früh unbeeindruckt von dem Nasdaq-Einbruch: TSMC (NYSE:TSM) schloss mit +0,7% auf neuem Allzeithoch und der Hang Seng Tech Index legte 2,5% zu. Der Nasdaq Future steigt folgerichtig aktuell wieder um 0,5%.
Der deutsche Handel hat sich im Januar überraschend stark beschleunigt. Die Exporte kletterten um 6,3%, die Importe um 3,6%. Erwartet war +1,5%/+1,8%. Der STXE 600 notiert aktuell 0,3% fester, hat also den weiteren US-Kursrückgang nach dem gestrigen Xetra-Handelsschluss nicht nachvollzogen. Die Marktteilnehmer gehen wohl davon aus, dass die US-Futures nicht trügerisch sind und von dort heute kein neues Störfeuer kommt. Auffallend schwach die Deutsche Post (ETR:DHLn) (-5,3%) nach ihrem Quartalsbericht. Die Aktie bremst STXE 50, DAX und den Sektor Industrials aus. Stärkste Branchen sind Einzelhandel und die zyklischen Rohstoffsektoren Chemie (hier stimuliert BASF (ETR:BASFN)), Energie und Basic Resources.
Heute Nachmittag relevant werden die Öllagerbestände (u.a. in Cushing /Oklahoma) und heute Abend das Beige Book, also der zusammengefasste US-Konjunkturbericht der zwölf regionalen Zentralbanken. Ganz besonders achten werden die Marktteilnehmer jedoch um 14:15 MEZ auf den ADP-Arbeitsmarktbericht, bevor dann um 16:00 die Job Openings (JOLT) kommen und sich Jerome Powell auf dem Capitol Hill turnusmäßig vor dem Finanzausschuss des US-Senats äußern wird. Laut Reuters hoffen die Anleger, dass der FED-Präsident Einblicke gewährt, ob Zinssenkungen auch schon angedacht sind, bevor das 2%-Inflationsziel erreicht ist und ob alle FOMC-Mitglieder die Meinung vertreten, dass sich die Preisentwicklung weiter verlangsamen wird.
Im APX gewinnen spanische Staatsanleihen (Risk on - Indikator) einen Punkt.