- Bankgewinne setzen hohe Maßstäbe für andere Unternehmen außerhalb des Finanzsektors
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Experten werden weiterhin über Bedeutung und Wichtigkeit der Inflationszahlen streiten, aber die Märkte werden mit Volatilität reagieren
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Die Renditen und der Dollar fallen bereits, was den Goldpreis hochtreibt, aber wir erwarten, dass dies ein kurzfristiges Phänomen sein wird
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Bitcoin konnte seine Rekordgewinne nicht behaupten und bildet ein bärisches Muster
Der viel beschriebene Reflationstrade hat sowohl den Handel am Freitag als auch die Rallye an den Aktienmärkten in der vergangenen Woche angeheizt. Eine ähnliche Stimmung dürfte auch in der kommenden Handelswoche den Handel dominieren.
Alle vier großen US-Aktienindizes - S&P 500, Dow Jones, NASDAQ und Russell 2000 - wurden während der Woche von positiven Konjunkturdaten beflügelt, welche die Benchmarks auf Allzeithochs steigen ließen. Die Nachrichten waren so gut, dass sich auch Anleihen und Rohstoffe erholten.
Langfristig höhere Inflation oder Rückkehr zum Mittelwert?
Der Dow schoss zum ersten Mal über die Schwelle von 34.000 und der S&P 500 Index beendete die vierte Woche in Folge höher, nachdem Chinas Wirtschaftsleistung im ersten Quartal um +18,3% gestiegen war, da die Konsumausgaben die Erwartungen übertrafen und die asiatische Nation auf den richtigen Weg brachten, um gemeinsam mit ihrem größeren wirtschaftlichen Rivalen, den USA, den Rest der Welt in eine wirtschaftliche Erholung zu führen. Man sollte hier jedoch anmerken, dass dieses Wachstum im Vergleich zur Lage vor einem Jahr erzielt, als die Weltwirtschaft zum Stillstand gekommen war, da sich Covid-19 zu einer Pandemie ausartete.
Chinas Daten am Freitag folgten einer Reihe starker Veröffentlichungen aus den USA der vergangenen Woche, darunter der Verbraucherpreisindex, die Rohölvorräte, die Erstanträge auf Arbeitslosengeld und die Einzelhandelsumsätze. All dies schickte den MSCI All-Country World Equity Index auf ein Rekordhoch.
In den USA haben am Freitag die Sektoren Grundstoffe (+1,2%) und Versorger (+0,8%) am stärksten zugelegt, während Technologie (-0,02%) und Kommunikationsdienste (-0,1%) im Minus lagen.
Auch über die Woche führten Substanzsektoren wie Versorger (+3,7%) und Grundstoffe (+3%), während die Wachstumssektoren Technologie (+1,1%) und Kommunikationsdienste (-0,1%) zurückblieben und letzterer als einziger in der Verlustzone lag.
Wir haben häufig Vergleiche zwischen den NASDAQ 100 - der Wachstumsaktien, welche die größten Nutznießer der Ausgangsbeschränkungen während der Pandemie waren - und dem Russell 2000 angestellt, dessen inländische Unternehmen Substanzaktien repräsentieren, deren Geschäfte am meisten unter den Sperrmaßnahmen litten - sodass sie nun von der Wiedereröffnung der Wirtschaft auch am stärksten profitieren. Während der NASDAQ 100 einen Hammer bildete, der bärisch ist, sollte die Kerze am Montag unter dem realen Körper der Kerze am Freitag schließen (Handelsbeginn bis -ende, ohne Intraday-Hochs und Tiefs), bewegt sich der Russell 2000 an einer potenziellen Oberkante weiter.
Der Small-Cap-Index bildet möglicherweise die rechte Schulter eines H&S-Tops, da sein RSI die Obergrenze seines fallenden Kanals testet und eine negative Divergenz zwischen Momentum und Preis nahelegt.
Eine Kombination aus Geldgeschenken für amerikanische Haushalte und Lockerungen der Beschränkungen bildete den Nährboden, auf dem die US-Einzelhandelsumsätze im März um 9,8% gegenüber dem Vormonat hochschießen konnten. Diese Zahlen haben die Schätzungen mehr als übertroffen und sind das zweitschnellste Wachstum dieser Kenngröße seit 30 Jahren. Aber ist dies nachhaltig?
Obwohl der jüngste Kaufrausch nach der Verteilung der dritten Runde von „Helikoptergeld“ einsetzte, dürfte da noch mehr kommen, da die vorangegangenen zwei Runden von Staatshilfen die Sparquote der amerikanischen Haushalte im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie fast verdoppelt hat. Die Hoffnung ist, dass eine Wiedereröffnung der Wirtschaft zusammen mit einer höheren Beschäftigungsquote und besseren Löhnen die Menschen dazu ermutigen wird, wieder Geld auszugeben, nachdem sie sich so lange zurückgehalten haben.
Was die Inflation betrifft, kann man noch nichts Genaues sagen. Die Veröffentlichung der Verbraucherpreise in der vergangenen Woche wurde aufmerksam verfolgt. Die Preise stiegen im Monatsvergleich um 0,6% und um 2,6% im Jahresvergleich, so stark wie seit 2008 nicht mehr. Es ist jedoch unter Ökonomen umstritten, was in den Verbraucherpreisindex einbezogen werden sollte, damit dieser die wirtschaftliche Realität richtig abbildet.
Die Benzinpreise - die im Jahresvergleich stark gestiegen sind - haben derzeit einen unverhältnismäßigen Einfluss auf die Gesamtinflation. Im Vergleich dazu betrug die Kerninflation der Verbraucherpreise, welche die volatilen Lebensmittel- und Energiepreise nicht berücksichtigt, im Jahresvergleich nur 1,6% (obwohl der Wert im Monatsvergleich höher war) und übertraf die Erwartungen damit nur geringfügig.
Hier wird es besonders schwierig, wenn man versucht, den Inflationsausblick zu verstehen. Obwohl es stimmt, dass sich die Inflation im Vergleich zu den Zahlen von vor einem Jahr beschleunigt hat, ist es wichtig zu bedenken, dass jene Vergleichszahlen veröffentlicht wurden, nachdem die Wirtschaft während des Höhepunkts der Covid-Pandemie geschlossen worden war. Das hat, wie einige meinen, natürlich die Preise „künstlich“ gedrückt.
Eine weitere Entwicklung bei den Zinssätzen: Langfristige Staatsanleihen, einschließlich des Benchmarks, der 10-Jahresanleihe, verzeichneten in der vergangenen Woche fallende Renditen trotz steigender Inflationswerte. Dies deutet darauf hin, dass eine erhöhte Inflation bereits eingepreist ist.
Vielleicht spiegelt dies auch den Glauben der Anleger wieder, dass die Fed ihre Versprechen einhalten wird, die Zinsen länger niedrig zu halten.
Die Anleiherenditen haben ihren Höhepunkt überschritten, seit der RSI Ende März unter seine Aufwärtstrendlinie fiel.
Hier ist die Schlüsselfrage, auf die wir noch keine Antwort haben: Nachdem die Inflation von den Tiefstständen des letzten Jahres weggekommen ist und die Unternehmen wahrscheinlich die höheren Produktionskosten an die Verbraucher weitergeben, werden die Preise in einen Aufwärtstrend geraten und ein Langzeitproblem schaffen? Oder wird die Inflation mit der Wiedereröffnung der Wirtschaft abflachen und letztendlich zum Mittelwert zurückkehren?
In der vergangenen Woche startete auch die Berichtssaison für das erste Quartal 2021, in der die Banken ihre Ergebnisse für das erste Quartal vorlegten. Niedrigere Kreditkosten - selbst wenn Anleger auf steigende Zinsen setzen, die die Bankkasse füllen würden - und eine erhöhte Handelsaktivität waren ein Erfolgsrezept, das die Gewinne aller 13 berichtenden Banken deutlich über den Prognosedurchschnitt steigerte. Dies löste einen Anstieg der Finanzwerte um +20,1% seit Jahresbeginn aus, was den Sektor die zweithöchsten Gewinne bescherte, nur übertroffen von Energieaktien.
Wir müssen jedoch darauf hinweisen, dass diese Glanzergebnisse diese Berichtssaison psychologisch als Fehlschlag erscheinen lassen könnten. Nachdem die Banken die Messlatte derart hoch gesetzt haben, da sie von einem optimalen Umfeld für eine Erholung profitierten, werden andere Unternehmen in verschiedenen Sektoren, die diese seltenen Erfolgskatalysatoren nicht besitzen, da mithalten können?
Laut FactSet wird für das erste Quartal ein Gewinnwachstum von +24,5% erwartet, das höchste jährliche Wachstum seit dem dritten Quartal 2018, als es bei +26,1% lag. FactSets künftige Gewinne sind jetzt auch besser als der Höchststand von 2019 und liegen um 3% darüber. Wenn die Geschichte ein Anhaltspunkt ist, stiegen die Gewinne nach den letzten drei Rezessionen um durchschnittlich 83%, selbst nachdem sie auf den vorherigen Höchststand zurückgekehrt waren (120% nach dem Abwickeln der Konsumentenverschuldung 1990-1991, 70% nach dem Zusammenbruch der Dotcom-Blase und 60% nach der großen Finanzkrise).
Auf der anderen Seite kämpfen wir immer noch mit einer globalen Pandemie, die nicht zu Ende ist und in letzter Zeit gab es neue Probleme bei der Verteilung von Impfstoffen. Darüber hinaus führte keine der früheren Rezessionen zu einem vollständigen wirtschaftlichen Stillstand. Wir betreten hier also wirklich Neuland.
Obwohl wir nicht wissen, ob das derzeitige Wirtschaftswachstum tatsächlich nachhaltig sein wird, sind wir ziemlich sicher, dass es am Markt reichlich Bewegung geben wird, was Händlern ein an Spekulationszielen reiches Betätigungsfeld bieten wird.
Der Dollar fiel zum ersten Mal seit Mitte Februar eine zweite Woche in Folge.
Die US-Währung legte im Bereich von 91,50 eine Pause ein, als die Bullen und Bären, die die globale Reservewährung auf und ab geschoben haben, miteinander ringen, bis eine Seite erschöpft ist und die andere die Währung weiter in ihre bevorzugte Richtung treibt. Der Chart zeigt, dass dieses Preisniveau seit dem 4. Februar Käufer und Verkäufer anzieht, und die Dynamik hat auf diesem Niveau Unterstützung gefunden, seit sie Ende Dezember über diese Linie ausbrach, welche damit Anfang Januar zu einer Unterstützung geworden ist.
Im Moment scheint das Momentum auf der Seite des kleinen aufsteigenden Keils zwischen Februar und April zu liegen, der nach dem vorangegangenen Einbruch bärisch ist. Wir gehen jedoch davon aus, dass ein Rückgang nur vorübergehend sein wird, und erwarten, dass der USD nach dem starken Rückgang des Keils zwischen März 2020 und Februar 2021 wieder ansteigen wird. Nur wenn der Dollar durch das Niveau von 89 bricht, wären wir geneigt, zu unserer ehemaligen bärischen Haltung zurückzukehren.
Unser jüngster Gold-Trade ist fehlgeschlagen, da der Preis die bärische Flagge innerhalb des engeren, schneller fallenden Kanals wegblies.
Dies schuf einen Doppelboden und drückte den Preis nach oben, der nun an die Spitze des Abwärtskanals angelangt ist. Der mittelfristige Trend zeigt immer noch nach unten, was eine Long-Position riskant macht. Beachten Sie, dass der RSI jetzt die Oberseite seines eigenen Abwärtskanals testet.
Obwohl Bitcoin letzte Woche mit 63.729,50 USD ein neues Allzeithoch verzeichnete, liegt es derzeit wieder unter 60.000 USD.
Die nach Marktkapitalisierung beliebteste Kryptowährung stutzte ihren wöchentlichen Anstieg und bildete eine wöchentliche Sternschnuppe (Shooting Star) innerhalb eines steigenden Keils aus, der nach der vorangegangenen extremen Rallye um fast 100% in fünf Wochen möglicherweise bärisch ist.
Auch wenn Öl letzte Woche leicht gestiegen ist, fiel es am Freitag um 0,60%.
Rohöl konnte sich kaum über seine aufsteigende und daher bärische Flagge hieven und stieß an der rechten Schulter eines H&S-Tops auf Widerstand.
Die kommende Woche
Alle Zeitangaben in US-Ostküstenzeit.
Montag
21:30: Australien – RBA-Sitzungsprotokoll
21:30: China – PBoC-Zinsentscheidung: die Zentralbank hielt den Zinssatz das letzte Mal konstant bei 3,85%.
Dienstag
2:00: Großbritannien – Veränderung der Zahl der Arbeitslosengeldempfänger: kam im März auf 86,6 Tsd. herein.
Mittwoch
2:00: Großbritannien – Verbraucherpreisinflation: soll sich gegenüber von 0,4% im März auf 0,7% fast verdoppelt haben.
6:30: Großbritannien – BoE-Gouverneur Bailey hält Rede
8:30: Kanada – Verbraucherpreisinflation: soll auf 0,6% im März gestiegen sein, von zuvor 0,5%.
10:00: Kanada – Zinsentscheidung: Leitzins soll auf 0,25% bleiben.
10:30: USA – Rohölvorräte: in der letzten Woche gab es einen Rückgang um 5,889 Millionen Barrel.
11:00: Kanada – BoC-Pressekonferenz
Donnerstag
7:45: Eurozone – Einlagenzins: soll unverändert auf -0,5% bleiben.
7:45: Eurozone – EZB-Zinsentscheidung: soll unverändert auf 0% bleiben.
8:30: USA – Erstanträge auf Arbeitslosengeld: sollen von 576 Tausend auf 625 Tausend steigen.
8:30: Eurozone – EZB-Pressekonferenz
10:00: USA – Verkäufe von Bestandswohnungen: sollen von 6,22 Mio. auf 6,18 Mio. sinken.
Freitag
2:00: Großbritannien – Einzelhandelsumsätze: Anstieg soll von 2,1% auf 1,5% fallen.
3:30: Deutschland– Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe: soll von 66,6 auf 65,9 zurückgehen.
4:00: Eurozone – Gesamteinkaufsmanagerindex: soll von 53,2 auf 52,8 fallen.
4:30: Großbritannien – Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe: letzter Wert 58,9.
6:30: Russland – Zinsentscheidung: Zinserhöhung von 4,5% auf 4,75% vorhergesagt.
10:00: USA – Verkäufe von Neubauwohnungen: sollen von 775.000 auf 885.000 steigen.