Von Senad Karaahmetovic
Investing.com - In der vergangenen Woche erlitt der S&P 500 den stärksten Wochenverlust seit Anfang Dezember. Schuld daran ist die zunehmende marktseitige Erwartung, dass die Fed angesichts der hartnäckig hohen Inflation die Geldpolitik weiter deutlich straffen muss.
Der S&P 500 gab um 2,67 % nach. Damit erzielten die Bären den ersten Wochenschlusskurs unter der Marke von 4000 Punkten seit Mitte Januar. Der US-Leitindex beendete die Handelswoche mit einem erwarteten 12-Monats-KGV von 17,7, das unter dem 5-Jahres-Durchschnitt (18,5) und über dem 10-Jahres-Durchschnitt (17,2) lag.
Wie erwartet fiel der zinsempfindliche Nasdaq Composite Index um 3,3 % und schloss unter seinem gleitenden 200-Wochen-Durchschnitt, der sich nun als Widerstand erweisen dürfte.
Nachdem der Dow Jones Industrial drei Wochen lang knapp über dem gleitenden 100 Wochen-Durchschnitt bei 33750 notiert hatte, rutschte er um 3 % ab und erlebte damit den größten Wochenrückgang seit mehr als fünf Monaten.
In der Woche zum 22. Februar waren die Nettozuflüsse in globale Aktienfonds negativ (minus 7 Milliarden Dollar), gegenüber Zuflüssen von 0,3 Milliarden Dollar in der Vorwoche, wie Daten von Goldman Sachs zeigen.
Zu den wichtigsten Konjunkturdaten in dieser Woche gehören der Bericht über die Entwicklung der langlebigen Wirtschaftsgüter am Montag sowie der ISM-Report für das verarbeitende Gewerbe am Mittwoch. Zudem ergreifen mehrere Fed-Vertreter diese Woche das Wort, darunter Gouverneur Jefferson (Montag), der Präsident der Chicagoer Fed, Goolsbee (Dienstag), und Gouverneur Waller (Donnerstag).
Die Futures sind im vorbörslichen US-Geschäft am Montag gestiegen, der S&P 500 notiert etwa 20 Punkte höher.
Erwartung an Fed-Straffung nimmt zu
Die PCE-Kerninflation stieg per Berichtsmonat Januar um 0,57 % im Monatsvergleich (MoM) und 4,7 % im Jahresvergleich (YoY), wie die Daten des Handelsministeriums am Freitag zeigten. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum hat sich der Preisanstieg damit kaum verlangsamt. Angesichts des nach wie vor hohen Lohnwachstums stiegen die Verbraucherausgaben in den USA insgesamt so stark wie seit fast zwei Jahren nicht mehr.
"Ein wesentlich stärkerer Konjunktur- und Inflationshintergrund im Januar lässt uns erwarten, dass die Fed die Zinsen mindestens auf eine Spanne von 5,25 bis 5,50 % und möglicherweise darüber hinaus anheben wird", so die Ökonomen der Citi.
In der Folge nahmen die Spekulationen über weitere aggressive Zinserhöhungen der Fed zu: Der Markt rechnet nun mit 30 Basispunkten für März, und 20 % gehen davon aus, dass die Fed die Leitzinsen sogar um 50 Basispunkte anheben wird. Für Mai setzt der Markt nach wie vor auf eine Zinsanhebung um 25 Basispunkte, während die Chance eines weiteren Zinsschritts in ähnlicher Größenordnung im Juni nun bei 72 % liegt.
"Wir glauben, dass der Renditeanstieg und die Erwartungen bezüglich der Straffung durch die Fed übertrieben sind (der PCE war in der Tat heiß, aber nicht heißer als der Arbeitsmarktbericht, der VPI, der EPI, die Einzelhandelsumsätze usw. bereits im Januar waren - die Frage ist nun, ob die Dinge im Februar so robust bleiben? Das glauben wir nicht, vor allem nicht an der Beschäftigungsfront. Dennoch sei darauf hingewiesen, dass die Treasuries heute Morgen niedriger gehandelt werden und die Erwartungen bezüglich der Fed-Straffung ihre Gewinne ausweiten", schrieben die Experten von Vital Knowledge heute in einer Notiz.
Die Q4-Berichtssaison nähert sich ihrem Ende
Bislang haben 94 % der S&P 500-Unternehmen ihre Ergebnisse veröffentlicht. Laut FactSet haben 68 % der S&P 500-Unternehmen eine positive EPS-Überraschung und 66% der S&P 500-Unternehmen eine positive Umsatzüberraschung vermeldet.
Insgesamt sanken die Gewinne des S&P 500 im vierten Quartal um 4,8 %. Sollte dies der tatsächliche Rückgang für das Quartal sein, so wäre dies der erste Rückgang im Jahresvergleich seit dem dritten Quartal 2020, als sich das Gewinnwachstum um 5,7 % verlangsamte.
Für dieses Quartal haben 76 S&P 500-Unternehmen eine negative EPS-Prognose und 21 S&P 500-Unternehmen eine positive EPS-Prognose abgegeben, wie Daten von FactSet zeigen.
Hier einige der wichtigsten Gewinnmeldungen für diese Woche:
- Zoom Video Communications (NASDAQ:ZM) - Montag nach US-Börsenschluss;
- Target (NYSE:TGT) - Dienstag vorbörslich;
- Lowe's (NYSE:LOW) - Mittwoch vorbörslich;
- Salesforce (NYSE:CRM) - Mittwoch nach US-Börsenschluss;
- Best Buy (NYSE:BBY) und Kroger (NYSE:KR) - Donnerstag vorbörslich;
- Costco (NASDAQ:COST), Broadcom (NASDAQ:AVGO), Dell (NYSE:DELL), Hewlett Packard Enterprise (NYSE:HPE) - Donnerstag nach US-Börsenschluss.
Für Kursbewegung könnten auch die Investorentage von Goldman Sachs (NYSE:GS) und Tesla (NASDAQ:TSLA) sorgen, die am Dienstag bzw. Mittwoch anstehen.
Das sagen die Analysten über die Aussichten für US-Aktien
Nachfolgend finden Sie die neuesten Kommentare von Analysten und Strategen mit Schwerpunkt auf den USA im Vorfeld der neuen Handelswoche.
Morgan Stanley: "Da der Aktienmarkt nach der letzten Fed-Sitzung Anzeichen von Erschöpfung zeigt, befindet sich der S&P 500 an einer kritischen technischen Unterstützung. In Anbetracht unserer Einschätzung bezüglich der Unternehmensgewinne ist der März ein Monat mit hohem Risiko für eine Wiederaufnahme des Bärenmarktes. Auf der positiven Seite könnte der US-Dollar es den Aktien erlauben, sich noch einmal zu behaupten."
Bank of America: "Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um den Marktindex auf Pump zu kaufen - Ineffizienzen gibt es zuhauf. Wir bevorzugen hier Value- und Cash-Return-Strategien und erinnern die Anleger daran, dass vor der Finanzkrise die Bewertung ein viel besserer Prognosewert für die Rendite war als der Preis."
Citi: "Die Verschlechterung der Margen stellt ein schwer zu ignorierendes Abwärtsrisiko dar. Die Auswirkungen dieses Problems könnten sich über das Jahr 2023 hinaus erstrecken und werfen die Frage nach einem angemessenen zwei- bis dreijährigen Verlauf des Gewinnwachstums auf... Wir können uns nur schwer vorstellen, dass eine Ausweitung der Gewinnspannen den Markt von hier aus nach oben führen wird, es sei denn, die 10-jährigen Renditen brechen durch ihre jüngsten Tiefstände."
Jefferies: "Wir bleiben mit Blick auf den Markt vorsichtig. Unser Basisziel für den S&P 500 liegt bei 3500 angesichts der überzogenen Bewertung und des Gewinnrisikos... Der S&P 500-Index ist nach den meisten Kennziffern teuer, vor allem in Bezug auf das erwartete KUV und auf EV/Umsatz-Basis."
Oppenheimer: "Wir waren nicht sonderlich überrascht von der Stärke der Wirtschaft und der Persistenz der Inflation in den Daten, die letzte Woche veröffentlicht wurden. Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass die US-Notenbank für einige Zeit den Kurs nicht ändern oder eine Pause einlegen wird, sondern dass sie die Auswirkungen ihrer Maßnahmen auf die Wirtschaft noch eine Zeit lang beobachten wird."
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