PARIS/LONDON (dpa-AFX) - An Europas Börsen hat die Anleger zum Wochenstart der anfängliche Mut wieder verlassen. Nachdem der EuroStoxx (Euro Stoxx 50) in den Anfangsminuten noch um etwa 1 Prozent gestiegen war, drehte er wegen der weiter zugespitzten politischen Situation in Hongkong schnell ins Minus, konnte aber dann wieder den Kampf um die Gewinnschwelle aufnehmen. Am Ende am Montag stand jedoch ein Abschlag von 0,22 Prozent auf 3326,55 Punkten auf der Kurstafel.
Die Risikobereitschaft der Anleger litt weiter unter den Sorgen, die sie sich um die politischen Krisenherde und ihren Folgen für die Weltwirtschaft machen. Neuen Anlass dazu gab am Montag die Lage in Hongkong, wo die anhaltenden Protestbewegungen den Betrieb auf dem Flughafen zum Erliegen brachten.
Für den Pariser Cac 40 (CAC 40) war das Minus nach einem ebenfalls wechselhaften Verlauf am Ende etwas größer. Der französische Leitindex verlor 0,33 Prozent auf 5310,31 Punkte. Der britische FTSE 100 (GB0001383545) schloss 0,37 Prozent tiefer bei 7226,72 Punkten. Der Mailänder FTSE MIB fiel vor dem Hintergrund der anhaltenden Regierungskrise in Italien um 0,3 Prozent.
Die Sorgen der Anleger spiegelten sich in der aktuellen Sektorübersicht wider, wo die defensiven Versorger- (STOXX Europe 600 Utilities), Lebensmittel- (Stoxx 600 Food & Beverage PR) und Gesundheitswerte (STXE Health Care PR) unter den wenigen Gewinnerbranchen zu finden waren. Verluste mussten dagegen die als konjunkturanfällig geltenden Sektoren Automobil (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP), Rohstoffe (Stoxx 600 Basic Resources PR) sowie allen voran Banken (Stoxx 600 Banks) einstecken.
Bankenaktien kamen deutlich unter Druck wegen der konjunkturellen Risiken und der Sorgen, die sich Anleger deshalb um die Kreditnachfrage und wegen der drohender Zinssenkungen machten. Beides ist zumindest in der Theorie schlecht für das Alltagsgeschäft der Finanzhäuser, die sich am EuroStoxx-Ende versammelten. Societe Generale (9:SOGN) mit 2,2 Prozent und BBVA (11:BBVA) mit 3,6 Prozent waren dort die größten Verlierer.
Unter den Einzelwerten sackten die in Zürich notierten Aktien von AMS (0:AMSz) um fast 12 Prozent ab. Der österreichische Halbleiterkonzern macht mit seiner Offerte für den deutschen Beleuchtungshersteller Osram (104:OSRn) ernst und will mehr zahlen als die beiden US-Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle (2:CG). AMS will den Osram-Anteilseignern 38,50 Euro je Aktie bieten und plant dafür auch eine Kapitalerhöhung, was bei den AMS-Anlegern nicht gut ankam. Osram dagegen zogen in Frankfurt um mehr als 10 Prozent an.
In London reduzierten die schwankungsanfälligen Anteile von Thomas Cook (3:TCG) zwischenzeitliche Verluste von mehr als einem Drittel auf 18 Prozent. Der kriselnde Reisekonzern drückt bei seinem Rettungsplan aufs Tempo und will sich noch mehr frisches Geld sichern. Das Unternehmen braucht dringend Liquidität, um über den typischerweise reise- und einnahmeschwachen Winter zu kommen und in die Zukunft seines Geschäfts zu investieren. In diesem Zuge sprechen Vertreter von Thomas Cook mit den Anleihegläubigern des Konzerns nun über eine mögliche zusätzliche Kapitalspritze.