- Uneinheitliche Konjunkturdaten und ein hartnäckiges Inflationsnarrativ könnten den Aktienmarkt ins Wanken bringen
- FOMC-Protokoll und Fed-Redner könnten für Bewegung sorgen
Unserer Ansicht nach werden die weiterhin uneinheitlichen Konjunkturdaten zusammen mit der anhaltenden Debatte über eine steigende Inflation für Volatilität an den Märkten sorgen. Dabei sollten die Erwartungen an eine wirtschaftliche Erholung Value-Aktien begünstigen, die nach der Schwächephase während der Pandemie wohl am meisten profitieren werden.
Sollte sich das aktuelle Muster fortsetzen, erwarten wir jedoch, dass die Turbulenzen mit der Zeit nachlassen werden - es sei denn, ein neuer Marktkatalysator zeichnet sich ab.
Zu Beginn der neuen Handelswoche werden die Anleger beobachten, ob die Börsen ihre Rallye fortsetzen können, nachdem sich die Technologie- und einige Wachstumswerte am Donnerstag und Freitag im Zuge nachlassender Inflationsängste stabilisiert haben.
Am Mittwoch veröffentlicht die US-Notenbank das Protokoll ihrer letzten Sitzung. Das dürfte weitere Einblicke in die aktuellen Überlegungen der Notenbank geben, ebenso wie einige Redebeiträge der Fed-Mitglieder im Verlauf der Woche.
Dies alles ist besonders wichtig, nachdem die Zahlen zur Verbraucherpreisinflation im April höher ausgefallen sind als erwartet.
Nachdem der Volatilitätsindex (VIX) am vergangenen Donnerstag den höchsten Stand seit Februar erreicht hat, hat sich das sogenannte "Angstbarometer" entspannt.
Der VIX bewegt sich nun entlang seines absteigenden Kanals.
Am letzten Handelstag der vergangenen Woche schlossen die Börsen weltweit höher, nachdem sie den stärksten Wochenausverkauf der letzten elf Wochen erlebt hatten. Die Aktien an der Wall Street sowie die Treasuries legten den zweiten Tag in Folge zu, als eine Korrektur bei den Rohstoffen die Inflationsängste abschwächte.
Nach dem kräftigen Ausverkauf am vergangenen Mittwoch erholte sich der S&P 500 zum Wochenausklang. Sowohl Energie (+3,1%) als auch Technologie (+2,2%) schlossen im Plus.
Auch der Russell 2000 (+2,4%), der inländische Value-Aktien widerspiegelt, legte zu, ebenso wie Big Tech, repräsentiert durch den NASDAQ 100 (+2,2%), das Segment, das während der Lockdowns für unglaubliches Wachstum sorgte. Es ist jedoch zu beachten, dass zyklische Aktien sowohl im S&P 500 selbst als auch beim Vergleich der Indizes die Nase vorn hatten.
Obwohl die großen US-Indizes in den letzten Handelstagen der letzten Woche zulegten, lagen der S&P und der Dow Jones auf Wochenbasis beide 1,1% im Minus. Der technologielastige NASDAQ war jedoch am stärksten betroffen und verlor 2,3% auf Wochenbasis; es war auch der vierte Wochenrückgang in Folge für den NASDAQ 100.
Dennoch gelang es dem Benchmark, wieder über die Aufwärtstrendlinie seit dem Tief von 2020 zu klettern. Der MACD hat erneut ein bärisches Schnittmuster erzeugt, während der RSI sich nur schwer über dem Oktober-Tief halten kann. Der Momentum-Indikator weist zudem eine negative Divergenz auf - der Indikatorenverlauf zeigt seit Januar 2020 eine rückläufige Tendenz, während der Kurs nach oben geklettert ist.
Die Börsen standen in der vergangenen Woche unter Druck, nachdem die Verbraucherpreise in den USA den stärksten Anstieg seit 2009 verzeichneten. Dennoch ignorieren die Anleger die Inflationsängste weitgehend. Sie glauben weiterhin an eine wirtschaftliche Erholung, dank der anhaltend dovishen Reden der Fed. Loretta Mester, Präsidentin der Cleveland Fed, sagte am Freitag, dass die Geldpolitik im Moment an einem guten Ort sei. Sie spielte die Daten herunter, räumte aber ein, dass es aufgrund der gemischten Zahlen zu mehr Volatilität kommen könnte.
Ungeachtet der Erwartungen an eine Erholung rutschten z.B. die Aktien von Disney (NYSE:DIS) ab. Grund dafür waren die am Donnerstag veröffentlichten Ergebnisse, die einen Rückgang der Mitgliederzahlen des Streaming-Dienstes des Unterhaltungskonzerns aufzeigten.
Das Papier konnte seine zuletzt steilere Kursbewegung nicht aufrechterhalten und hat die obere Begrenzungslinie erreicht. Sie dürfte nun die moderate Aufwärtstrendlinie seit dem Tief von 2020 erneut testen.
Die Renditen, einschließlich der 10-jährigen Anleihe, gingen am Freitag den zweiten Tag in Folge zurück, nachdem die US Einzelhandelsumsätze nach dem dramatischen Anstieg im Vormonat enttäuschten.
Die Renditen fielen wieder unter die erweiterte Nackenlinie des Doppeltops. Sollte es den Renditen gelingen, wieder über den Widerstand zu klettern, hätten sie einen Boden ausgebildet.
Der Dollar, der durch die fallenden Renditen unter Druck geriet, zeigte eine Underperformance gegenüber allen Leitwährungen.
Der Greenback ist seit dem Tief vom 6. Januar wieder unter die Aufwärtstrendlinie gefallen. Sollte der USD ein neues Tief erreichen, würden wir unsere mittelfristige bullische Position nach dem fallenden Keil seit dem Hoch von 2020 umkehren. Kurzfristig waren wir nach dem jüngsten ansteigenden Keil bärisch eingestellt.
Die Dollar-Schwäche und die fallenden Zinsen beflügelten Gold und trieben es zu einem zweiten Tagesanstieg.
Das gelbe Metall handelte innerhalb eines kurzfristigen steigenden Kanals, der seit dem Höchststand im Jahr 2020 den viel breiteren fallenden Kanal angenommen hat. Aus der Chance-Risiko-Perspektive bietet dies die Möglichkeit für eine Short-Position.
Bitcoin ist zusammen mit dem Dollar und den Aktienmärkten gefallen und hat scheinbar seinen bisherigen Status als sicheren Hafen aufgegeben.
Am Freitag wurde Bitcoin über 50.000 Dollar gehandelt. Es schien, dass jeglicher Schaden von Teslas Entscheidung, die digitale Währung als Zahlungsmittel auszusetzen, vorüber war. Doch am Samstag stürzte die Kryptowährung erneut ab.
BTC/USD hat Unterstützung durch eine Trendlinie gefunden, die, wenn sie durchbrochen wird, eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation vervollständigen wird, da der Rückgang in Richtung der unteren 30.000 Dollar-Marke zielen würde.
Die jüngsten aufeinanderfolgenden Keile erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass das SKS-Formation mit einem Ausbruch nach unten abgeschlossen wird. Es wird erwartet, dass die 40.000 Dollar eine starke Unterstützung zwischen dem Januar-Hoch und dem Februar-Tief darstellen.
Die Dollar-Schwäche gab Öl Auftrieb und drehte eine Verlustwoche für den Rohstoff ins Positive.
WTI fand Unterstützung an der Unterseite eines steigenden Kanals. Der eigentliche Test wird jedoch sein, ob der Rohölpreis die 67,98 Dollar, den Höchststand vom 8. März, übertreffen kann. Wir erwarten einen weiteren Anstieg bis zur Oberseite des Kanals, der auf den März-Widerstand treffen wird, wonach der Rohstoff wieder auf die Unterseite des Kanals zurückfallen wird.
Danach wird er wahrscheinlich einen weiteren Versuch unternehmen, der in der Tat ein neues Hoch oder ein Top ausbilden könnte.
Termine der Woche
Alle angegebenen Zeiten sind MEZ
Montag
01:50: Japan - BIP: erwartet wird ein Einbruch in den negativen Bereich, -1,2% von 2,8% im Quartalsvergleich und ein noch stärkerer Rückgang auf Jahresbasis, -4,6% (vorher: 11,7%).
03:30: Australien - RBA Sitzungsprotokoll
Dienstag
8:00: UK - Veränderung der Anträge auf Arbeitslosenhilfe: 10.100 in der Vorperiode.
14:30: US - Baugenehmigungen: Anstieg auf 1,779 Mio. von 1,759 Mio. .
Mittwoch
2:00: UK - CPI: erwartet wird eine Verdoppelung auf 1,4% im Jahresvergleich.
11:00: Eurozone - CPI: bleibt voraussichtlich unverändert bei 1,6%.
14:30: Kanada - Kern-CPI: voraussichtlich auf -0,1% im April gegenüber 0,3% im März.
16:30: US - Rohöllagerbestände: vorheriger Stand war -0,427 Mio. Barrels.
20:00: US - FOMC Sitzungsprotokoll
03:30: Australien - Beschäftigungsentwicklung: Prognose: Rückgang auf 15.000 von 70.700.
03:30: China - PBoC Loan Prime Rate: vorheriges Niveau: 3,85%.
Donnerstag
14:30: US - Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung: Es wird ein weiterer Rückgang auf 450.000 von 473.000 erwartet.
14:30: US - Philadelphia Fed Manufacturing Index: fällt voraussichtlich auf 43,0 von 50,2.
Freitag
08:00: UK - Einzelhandelsumsätze: Prognose sinkt im April auf 4,0% von 5,4%.
9:30: Deutschland - PMI des verarbeitenden Gewerbes: wird auf 65,8 von 66,2 zurückgehen.
10:30: Großbritannien - PMI für das verarbeitende Gewerbe: bleibt voraussichtlich unverändert bei 60,7.
14:30: Kanada - Kerneinzelhandelsumsätze: wird um mehr als die Hälfte auf 2,0% von 4,8% fallen.
16:00: USA - Existierende Hausverkäufe: Anstieg auf 6,09 Mio. in April von 6,01 Mio.