Die COVID-19-Pandemie hat mehrere Gewinner am Aktienmarkt geschaffen, darunter den Pharmariesen AstraZeneca (LON:AZN) (NYSE:AZN). Zusammen mit seinem Partner, der Universität Oxford, entwickelt das Unternehmen einen Impfstoff gegen SARS-CoV-2, das Virus, das COVID-19 auslöst.
Seit Jahresbeginn ist die AZN-Aktie um etwa 11% gestiegen, was auf den Optimismus der Investoren bezüglich der Medikamentenpipeline des Pharmaunternehmens, einschließlich des potenziellen Impfstoffs, zurückzuführen ist. Ende Juli erreichten die in Großbritannien gelisteten Aktien ein Allzeithoch von 10.120 Pence. Jetzt wechseln sie den Besitzer um 8.605 Pence. In den USA pendeln die Aktien, die im gleichen Zeitraum mit 64,94 Dollar ein Allzeithoch erreichten, derzeit bei 55 Dollar.
Bis zum 15. September hat die Zahl der weltweit gemeldeten COVID-19-Infektionen die Schwelle von 29 Millionen überschritten. Der Ausbruch hat weltweit bereits fast 1 Million Menschen das Leben gekostet. Daher fiebern Regierungen und Bevölkerungsgruppen rund um den Globus der Meldung entgegen, dass ein Impfstoff oder Arzneimittel einsatzbereit ist.
Ende Juli veröffentlichte AstraZeneca robuste Q2-Ergebnisse, die die Erwartungen übertrafen. Zu den aktuellen Behandlungsmethoden sowie zu den von AstraZeneca angebotenen Medikamenten gegen die wichtigsten Krankheiten gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Magen-Darm-Probleme, Infektionen, Entzündungen, Onkologie, Nieren- und Atemwegserkrankungen. Die Investoren fragen sich nun, ob sie sich an dem Unternehmen beteiligen sollten, das einer der Spitzenkandidaten im heißen Rennen um die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das neuartige Coronavirus ist. Schauen wir uns das näher an.
AstraZeneca steht an der Spitze des FTSE
Anfang 2020, bevor die Pandemie Teil unseres täglichen Lebens wurde, hatte der Öl-Major Royal Dutch Shell (LON:RDSb) (NYSE:RDSa) die größte Marktkapitalisierung im FTSE 100, dem führenden britischen Aktienindex.
Zu Beginn des Frühjahrs übernahm AstraZeneca den Platz an der Sonne im FTSE. Nicht nur in Großbritannien, sondern auch in Brasilien, Südafrika und den USA laufen derzeit Studien der Spätphase. Anfang dieses Monats gab das Unternehmen dann bekannt, dass es die klinischen Studien seines Coronavirus-Impfstoffkandidaten AZD1222 pausiert. Der Grund dafür war eine mögliche Nebenwirkung.
Anfang dieser Woche gab die britische Gesundheitsbehörde (Medicines Health Regulatory Authority) jedoch grünes Licht für die Wiederaufnahme der Studien. Zwischen den beiden Ankündigungen zeigte die AZN-Aktie eine gemischte Performance.
Nur knapp hinter AZN rangieren in Sachen Marktkapitalisierung die Aktien von GlaxoSmithKline (LON:GSK) (NYSE:GSK) - einem weiteren Unternehmen aus dem Bereich Gesundheit und Impfstoffe. Im Juli gaben GSK und CureVac (NASDAQ:CVAC) eine strategische Zusammenarbeit im Bereich der Boten-Ribonukleinsäure-Technologie (mRNA) bekannt. Die mRNA übermittelt dem Körper Anweisungen zur Herstellung von Proteinen gegen eine bestimmte Krankheit. Im Gegensatz zu den AZN-Aktien sind die GSK-Aktien seit Jahresbeginn jedoch um etwa 15% gefallen.
Infolge des jüngsten Anstiegs der AZN-Aktie ist ihre Bewertung deutlich gestiegen. Das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis, das Kurs-Umsatz-Verhältnis und das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegen bei 22,68, 5,49 bzw. 11,54. Im Vergleich dazu liegen diese Kennzahlen für die GSK-Aktie bei 12,94, 2,20 und 5,64.
Langfristig orientierte Anleger, die auch die technische Analyse in ihre Entscheidung einbeziehen, dürften zu dem Ergebnis kommen, dass die ANZ-Aktien derzeit massiv überkauft sind. Zwar können Anteilsscheine über einen längeren Zeitraum überkauft bleiben, bevor sie korrigieren, aber eine Korrektur an den Aktienmärkten oder im Pharmasektor dürfte AstraZeneca besonders schwer treffen.
Wer ist sonst noch im Rennen?
Regierungen, Bürger und Investoren auf der ganzen Welt beobachten eine Vielzahl von Biotechs und Pharmaunternehmen, die verschiedene Schritte bei der Entwicklung eines Medikaments abgeschlossen haben, das schließlich zugelassen werden könnte.
Neben AstraZeneca, GlaxoSmithKline und CureVac gibt es eine Reihe von Unternehmen, die an einem Impfstoff oder einer anderen Art von Medikament im Kampf gegen das neuartige Coronavirus arbeiten. Zu dieser Liste gehören:
- Amgen (NASDAQ:AMGN)
- Biontech (NASDAQ:BNTX)
- Gilead (NASDAQ:GILD)
- Ibio (NYSE:IBIO)
- Inovio Pharmaceuticals (NASDAQ:INO)
- Moderna (NASDAQ:MRNA)
- Novavax (NASDAQ:NVAX)
- Pfizer (NYSE:PFE)
- Sanofi (NASDAQ:SNY)
- Sorrento Therapeutics (NASDAQ:SRNE)
Aktien von Unternehmen, die an der Entwicklung eines Heilmittels gegen COVID-19 beteiligt sind, stehen derzeit verstärkt in den Schlagzeilen. Wenn Firmen Updates veröffentlichen, drücken die Investoren entweder den "Kaufen"- oder den "Verkaufen"-Knopf. In den kommenden Wochen könnte jedes dieser Unternehmen in den Augen der Öffentlichkeit und der Investoren zu einem Gewinner werden.
Fazit
Die SARS-CoV-2-Impfstoffentwicklung läuft auf Hochtouren und die Unternehmen drängen auf den Abschluss der klinischen Studien zur Entwicklung eines Heilmittels gegen Covid-19. Als einer der renommiertesten Namen auf dem Gebiet der Biopharmazie verdient AstraZeneca die Aufmerksamkeit der Investoren für seinen Impfstoffkandidaten sowie für seinen regulären Pharmabetrieb und weitere in der Pipeline befindliche Medikamente.
Wir finden jedoch, dass die AZN-Aktien auf diesen Niveaus teuer sind. Potenzielle Investoren sollten einen Rückgang von 5%-7% abwarten, bevor sie einen Einstieg in Erwägung ziehen. Im Falle positiver Nachrichten bezüglich ihrer klinischen Studie könnte AZN problemlos ein neues Allzeithoch erreichen. Nicht zu unterschätzen ist auch die Dividende, die AstraZeneca an seine Aktionäre ausschüttet. Die Dividendenrendite liegt derzeit bei 2,59%.
Als Alternative zu AstraZeneca bietet sich ein Investment in GSK an. Das Pharmaunternehmen bietet eine Dividendenrendite von 5,28%. Dips könnten als Einstiegsmöglichkeit angesehen werden.
Neben AZN und GSK könnten auch Pfizer und Moderna zu den ersten Pharmaunternehmen gehören, die erfolgreiche Ankündigungen bezüglich eines Corona-Impfstoffs machen. Insofern wäre es ratsam, sich auch diese Aktien genauer anzuschauen.