von P. Cohen
Der Artikel erschien im englischen Original unter dem Titel 'Opening Bell: Politics Dominates Markets; Nikkei Soars, Euro Sinks' am 23.10.2017 auf investing.com
Die wichtigsten Ereignisse
Am Freitag kam wieder Leben in den Markt, als alle drei führenden US-Aktienindizes—der Dow, derNASDAQ und der S&P 500—auf neue Rekordhöhen stiegen. Hinzu kommt, dass der S&P seinen 48. Rekord in diesem Jahr verbuchte, als er die sechste Woche in Folge mit Gewinn abschloss.
Der Dollar und die Anleiherenditen lagen zu Handelsende auf Nachrichten aus der US-Politik ebenfalls höher. Der Senat hatte Präsident Donald Trumps 4 Billionen Dollar Budget durchgewunken, was es dem Kongress ermöglicht, seine Steuerreform zu beraten.
Wieder einmal dominiert die Politik das Geschehen am Markt, angefangen mit Japan, wo die von Ministerpräsident Shinzo Abe angesetzten Neuwahlen nichts mit dem schlechten Wahlergebnis im Juni der britischen Premierministerin Theresa May vergleichbares brachten. Im Gegenteil, Abes Entscheidung für einen vorgezogenen Wahltermin brachte ihm große Gewinne. Er konnte einen Erdrutschsieg feiern, sogar als Typhoon Lan Teile des Landes heimsuchte.
Abes Sieg könnte ihm zur längsten Amtszeit eines japanischen Regierungschefs seit Ende des 2. Weltkriegs verhelfen. Beflügelt von dem Sieg erreichte der Nikkei 225 Index in Tokio ein 21-Jahreshoch und erlebt seine längste Gewinnserie in seiner 70-jährigen Geschichte.
Während die Politik der Auslöser war, gab die Wirtschaft das Fundament, als Japan nun im sechsten Quartal in Folge wächst. Oki Motsumoto, CEO und Aufsichtsratschef von Monex Group, einem Tokioter Finanzdienstleister, sagte Abes Sieg tue dem Markt gut. Er sieht aber die Reaktion als beendet an, da die Erwartungen auf einen Sieg Abes “heute verbucht worden”. Nichtsdestoweniger glaubt er, dass der Sieg den Märkten auch auf längere Sicht helfen werde.
Man könnte auch sagen, dass Abes Sieg grünes Licht für 'Abenomics', das massive Konjunkturprogramm des Ministerpräsidenten bedeutet. Wenn man dieser Denkart folgt, dann könnte dies auch zu einer Neuauflage des massiven Wertpapierkaufprogramms der japanischen Notenbank führen. Und, natürlich, ist es auch ein grünes Licht für Abes Vorhaben, die Mehrwertsteuer weiter anzuheben.
Globale Finanzmärkte
Die Politik bestimmt das Geschehen an den europäischen Märkten ebenfalls. Die Investoren verkauften heute früh den Euro, während sie die Lösung von gleich zwei Problempunkten in der Eurozone abwarten: Kataloniens zusehends dramatischer Versuch sich von Spanien zu lösen und die festgefahrenen Brexit-Verhandlungen. Der Kurs der Gemeinschaftswährung formt möglicherweise gerade die rechte Schulter eines H&S-Musters (Head and Shoulder, Kopf und Schultern). Könnte dies vollendet werden, bevor die Probleme ausgeräumt werden?
Als Spaniens Drohung einer Aushebelung der Autonomie nun auf dem Tisch liegt, wird das katalanische Regionalparlament am Donnerstag zusammentreten, um eine Antwort zu beraten, die eine formale Erklärung der Unabhängigkeit sein könnte. Der nächste Zug könnte dann für Spanien die Amtsenthebung von Regionalpräsident Carles Puigdemont sein und seine Anklage wegen Hochverrats, was bis zu 30 Jahren Gefängnis bedeutet. Was danach in Katalonien kommt, steht in den Sternen.
Während die Politik Unsicherheit ausstrahlt, werden sich die Investoren auf die vertrautere Unsicherheit in der Geldpolitik konzentrieren. Für die globale Finanzgemeinde beginnt eine Zeit in der neue Leute an die Spitze der Zentralbanken rücken könnten, angeführt vom Abgang von Fed-Vize Stanley Fischer Anfang des Monats, dem nun die mit Spannung erwartete Ernennung des nächsten US-Notenbankchefs durch Donald Trump folgen wird.
Das Potential für eine weitere US-Zinserhöhung in diesem Jahr bleibt als Frage im Raum stehen (wobei einige allerdings glauben, es könnte mehrere geben), während sich die EZB womöglich in Richtung einer Neuausrichtung der Geldpolitik bewegt, was zu einem Mangel an Klarheit führen könnte. Sollte dies passieren, könnte die Verunsicherung an den internationalen Finanzmärkten Wellen schlagen.
In Kürze
- Die britische Premierministerin Theresa May wird heute vor dem Parlament über den Fortschritt bei den Verhandlungen zum Brexit berichten.
- Aus den USA gibt es am Freitag das BIP vom Q3, das gegenüber dem Vorjahr um 2,5% gestiegen sein soll. In dieser Zahl sind schon die Folge der Wirbelstürme Harvey und Irma berücksichtigt.
- Aus den USA gibt es dann noch die Auftragseingänge für langlebige Güter, von denen ein Anstieg erwartet wird, als Anzeichen eines robusteren Wachstums in der Industrie.
- Unternehmensergebnisse gibt es heute von Halliburton (NYSE:HAL) vor Handelseröffnung (GpA-Prognose von 0,38 USD ggb. 0,01 USD im Vorjahr) und von T-Mobile (NASDAQ:TMUS) nach Börsenschluss (GpA-Prognose von 0,44 USD ggb. 0,27 USD im Vorjahr
Marktbewegungen
Aktien
- Der japanische TOPIX kletterte um 0,8% und zementierte damit eine Rallye auf seine höchsten Stände seit Mitte 2007. Der Nikkei machte einen Satz um 1,1% nach oben und verbuchte einen neuen Höchstkurs seit 1996.
- Der MSCI Asien-Pazifik-Index legte um 0,2% zu.
- Der südkoreanische KOSPI hat sich kaum bewegt, während der Hang Seng in Hongkong um 0,5% gefallen ist.
- Der australische S&P/ASX 200 gab 0,2% nach.
- Der Stoxx Europe 600 lag 10:13 MEZ 0,3% höher.
- Der MSCI All-Country World Index fiel um weniger als 0,05%.
- Der britische FTSE 100 legte um weniger als 0,05% zu.
- Mit dem Dax ging es um weniger als 0,05% aufwärts.
- Der MSCI Emerging Markets Index gab unter 0,05% nach.
- Der S&P 500 Futures sank um weniger als 0,05%, sein erster Rückgang in mehr als einer Woche.
Devisen
- Der Dollarindex wurde in der Nähe eines Tageshochs gehandelt, nachdem er zunächst um 0,26% auf sein höchstes Niveau seit dem 6. Oktober geschnellt war.
- Der Euro gab um 0,2% auf 1,1757 USD nach und lag damit auf seinem schwächsten Kurs in zwei Wochen.
- Das britische Pfund stieg um 0,1% auf 1,3201 USD.
Anleihen
- Die Rendite der US-10-jährigen gab um weniger als einen Basispunkt auf 2,38% nach, als die Investoren weiter in risikobehaftete Anlagen gingen.
- Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen gab um zwei Basispunkte auf 0,44% nach. Es handelt sich um den größten Rückgang in einer Woche.
Rohstoffe
- Gold verbilligte sich um 0,4% auf 1.275,59 USD die Feinunze, was der schwächste Kurs des Edelmetalls in mehr als zwei Wochen ist. Könnte es möglicherweise zu einem massiven Preissturz in ein 4-Jahrestief kommen?
- Die US-Benchmarkölsorte West Texas Intermediate verteuerte sich um 0,2% auf 51,92 USD das Fass. Mit 52,86 USD als Widerstandslinie, könnte Öl diese durchbrechen?