Das Handelsjahr 2020 stand wie so vieles im Zeichen von Corona. Die Pandemie hat die Wirtschaft insgesamt schwer getroffen. Trotz Corona produzierte das Jahr viele Gewinner und Verlierer im Rohstoffuniversum.
Im Agrarbereich bleiben Sojabohnen trotz der US-Zölle gegen China und des Nachfragerückgangs bei Tierfutter infolge der COVID-19-Pandemie der größte Gewinner und lassen die beiden wichtigsten Konkurrenten Mais und Weizen weit hinter sich.
Umso beeindruckender ist es, dass auf der Seite der so genannten Softs die Futures auf Orangensaft den Spitzenreiter in Sachen Rendite darstellen und damit die restlichen Vertreter der Gruppe, wie Kaffee, Kakao und Zucker, deutlich outperformen.
Die Sojabohnen-Futures an der Chicago Board of Trade (CBOT) sind im Jahresvergleich um 37% gestiegen und wurden zuletzt für fast 12,95 Dollar pro Scheffel gehandelt. Im Dezember 2019 waren es zu diesem Zeitpunkt nur 9,44 Dollar.
Der Farmpreis für Sojabohnen liegt bei etwa 9,63 Dollar, so dass die Futures eine Prämie von 35% aufweisen.
Die vom US-Landwirtschaftsministerium (USDA) am 22. Dezember herausgegebene Schätzung zu Angebot und Nachfrage im Agrarsektor prognostiziert einen durchschnittlichen Sojabohnen-Farmpreis von 10,55 Dollar im Jahr 2021.
Kann der Preis für Soja im Jahr 2021 auf den höchsten Stand seit sieben Jahren steigen?
Mit der gleichen Farm-to-Futures-Prämie könnten die CBOT-Sojapreise im nächsten Jahr theoretisch auf 14,25 Dollar klettern. Damit würden sie ein Sieben-Jahres-Hoch erreichen. Das letzte Mal, dass der Markt über 14 Dollar pro Scheffel gehandelt wurde, war im Frühjahr 2014.
Aufgrund der starken Exportnachfrage, niedrigerer Lagerbestände und höherer Preise geht das USDA davon aus, dass die Sojabohnenanbaufläche im Jahr 2020 um fast 6 Mio. Acres oder 7% auf 89 Mio. Acres zunehmen wird. Sollte sich diese Prognose erfüllen, so wäre die Anbaufläche von Sojabohnen im Jahr 2021 fast so groß wie zuletzt 2017 und 2018. Das entspräche der dritthöchsten Anbaufläche aller Zeiten.
Agrarökonom Chad Hart von der Iowa State University sagte, dass der Markt für das Jahr 2021 eine Anbaufläche für Sojabohnen von bis zu 92 Millionen Hektar prognostiziert, was die erwartete starke Exportnachfrage für das Getreide im kommenden Jahr unterstreicht.
In einem Interview mit dem Portal AgWeb am 11. Dezember erklärte Hart, dass "alle Signale darauf hindeuten, dass die Exporte von Sojabohnen weiter zunehmen werden", wenngleich eine Anbaufläche von 92 Millionen Hektar bisher einmalig in der Geschichte der USA war.
Hart zufolge werden die Absatzmöglichkeiten und die Witterungsbedingungen die gesamte Anbaufläche maßgeblich beeinflussen, weswegen er eher von "90 bis 91 Millionen Hektar" ausgeht.
Aber Hart stimmte der Prognose eines durchschnittlichen Farmpreises von 10 Dollar für das Jahr 2021 zu. Er fügt hinzu:
"Das ist als Signal für den Ausbau der Anbauflächen zu verstehen und basiert auf der wirklich starken Nachfrage da draußen. Die Nachfrage nach Getreide für Futterzwecke geht nicht zurück, und auch die Exporte werden nicht nachlassen."
Sojabohnen-Exporte aus den USA: China im Fokus
Ein Großteil des Exportwachstums für das kommende Jahr wird in das gleiche Land gehen, das für einen erheblichen Teil der Sojakäufe in den USA verantwortlich ist: China.
Als das Land mit der bislang schnellsten und größten Erholung nach COVID-19 hat China bereits mehr als 19 Millionen Tonnen US-Sojabohnen für das Erntejahr 2020-21 gekauft. Das ist mehr als das Zehnfache des Vorjahresniveaus und die größte Menge in der Geschichte.
Trotz derartiger Käufe könnte Chinas Nachfrage nach Soja weit über das hinausgehen, was amerikanische Exporteure bedienen können, so Bill Lapp, Präsident bei Advanced Economic Solutions, Omaha, Nebraska.
In einem Interview mit "Milling & Baking News" sagte er:
"China bleibt deutlich hinter den erklärten Importzielen für Agrarprodukte zurück. Trotz des jüngsten Anstiegs der US-Agrarverkäufe nach China ist es unwahrscheinlich, dass das Land die Ziele erreichen wird."
"Die US-Verkäufe sind hauptsächlich für den Transport im Zeitraum von September bis Januar vorgesehen. Danach wird Brasilien wahrscheinlich der primäre Lieferant für China sein."
Lapp wies darauf hin, dass China zugestimmt hat, im Jahr 2020 US-Agrarprodukte im Wert von etwa 33 Mrd. USD zu importieren. Bis Juli hatte China allerdings nur Produkte im Wert von 7,6 Mrd. USD importiert. Das entspricht lediglich 23% des Jahresziels.
Außerdem sei China insgesamt deutlich hinter den Zielen des sogenannten Phase-One-Handelsabkommens mit der Trump-Administration zurückgeblieben. Bis Juli hatte das Land lediglich US-Produkte und -Dienstleistungen im Wert von 48 Mrd. USD gekauft. Verpflichtet hatte sich das Land dagegen zum Kauf von Waren im Wert von 143 Mrd. USD.
Da der neue demokratische Präsident Joe Biden wahrscheinlich die meisten, wenn nicht sogar alle Zölle seines republikanischen Vorgängers Trump zurücknehmen wird, könnte China tatsächlich mehr Agrarprodukte aus den USA zu günstigen Bedingungen kaufen als unter dem Zwang, den die scheidende Regierung ausgeübt hat.
Die Sojabohnen-Futures an der CBOT erlebten im November und Dezember ihre stärkste Rallye in diesem Jahr - sie stiegen in beiden Monaten um jeweils 11% - nachdem klar wurde, dass Biden Trump bei der Präsidentschaftswahl am 3. November besiegt hatte.
Schon zuvor befanden sich die Preise von Sojabohnen im Rallye-Modus, wenn auch nicht ganz so stark. Nach einem holprigen Start und einer Schwäche im Mai haben die Sojabohnenpreise seit Juni ununterbrochen angezogen und sind in den fünf Monaten bis November im Durchschnitt um 4,7% pro Monat gestiegen.
Experten sehen Orangensaftpreise im Jahr 2021 auf 3-Jahres-Hochs klettern
Der Preis für gefrorenes Orangensaftkonzentrat (frozen concentrated orange juice, FCOJ) an der ICE (NYSE:ICE) steuert auf ein Jahresplus von fast 28% zum Jahresende 2020 zu und notiert aktuell bei 1,25 Dollar pro Pfund.
Gov.Capital, ein Dienstleister, der Preisprognosen für Rohstoffe und andere Vermögenswerte bietet, sieht FCOJ im nächsten Jahr größtenteils im Bereich von 1,40 Dollar bis 1,60 Dollar. Das letzte Mal, dass der Preis für Orangensaft die Marke von 1,60 Dollar pro Pfund erreichte, war 2018. Daher ist es durchaus möglich, dass O-Saft im Jahr 2021 ein Dreijahreshoch erreicht.
Als einer der wenigen Rohstoffe, die in diesem Jahr infolge des Coronavirus stark an Wert gewonnen haben, dürfte O-Saft auch 2021 ein gutes Jahr erleben, da die Menschen angesichts der durch die Pandemie ausgelösten Gesundheitssorgen weiterhin nach nährstoffreichen Lebensmitteln und Getränken verlangen.
Mike Seery, Chartexperte für Rohstoffe in Plainfield, Illinois, sagte kürzlich in einem Interview mit Investing.com, dass FCOJ für einen weiteren Anstieg bereit sei und fügte hinzu: "Wenn Sie ein langfristiger Investor sind, sehe ich keinen Grund, kein Käufer zu sein."
Auch Jack Scoville, Analyst bei der Brokerfirma Price Futures Group in Chicago, sieht die Aussichten für Orangensaft positiv.
"Das Coronavirus fördert immer noch den Konsum von O-Saft zu Hause. Die Nachfrage in Restaurants und in anderen gastronomischen Einrichtungen ist viel geringer, da niemand auswärts speist."
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